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ADB:Ickelsamer, Valentin

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Artikel „Ickelsamer, Valentin“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 739–740, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ickelsamer,_Valentin&oldid=- (Version vom 13. November 2024, 06:22 Uhr UTC)
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Ickelsamer: Valentin I., einer der ältesten deutschen Grammatiker, in dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts. Sein Name wird sehr verschieden und oft sehr entstellt angegeben und erscheint als Ickelshainer, Ekkelshayner, Ikkershamer, Ickelschamer, ja sogar als Zagsthamer und Becklersheimer. Sein Geburtsort ist unbekannt, doch vermuthlich Rothenburg an der Tauber. Nachdem er in Wittenberg Theologie studirt und, wie aus seinen Schriften unzweideutig hervorgeht, auch mit der Lesung der Classiker sich beschäftigt hatte, wurde er „Schulmeister“ in Rothenburg, in dessen Nähe gerade damals der Bauernaufruhr wüthete und wo Andreas Carlstadt durch seine Predigten und Bilderstürmerei die Köpfe erhitzt hatte. Auch I. erklärte sich in seiner Schrift „Klag von der großen … Tyranney, so Endressen Bodensteyn von Carolstat ietzt vom Luther … geschicht. Valentinus Ickelschamer zu Rothenburg an der Tauber“ o. J. (1525), 4. für Carlstadt, mußte aber flüchten, trieb sich an verschiedenen Orten umher und kam endlich nach Erfurt, woselbst er gleichfalls seine schwärmerischen Grundsätze auszubreiten sich bemüht haben soll. Doch scheint er auch von hier aus an Luther geschrieben zu haben, den er, weil er ihn in dieser Apologie Carlstadt’s hart angegriffen hatte, deshalb um Verzeihung bat. Diese erhielt er endlich auch (1527), jedoch erst auf Fürbitte des Justus Menius, an den sich I. gewendet hatte. Im J. 1530 bekleidete er wieder (Fortges. Samml. von Alt. u. Neuen 1727) in einem nicht bekannten sächsischen Orte A. ein Schulamt, denn der Kurfürst Johann von Sachsen ließ in diesem Jahre eine Requisition gegen ihn ausgehen, worin er verlangte „daß der Rath zu A. (sic) den I., der daselbst eine Schule errichtet habe und bei dem Carlstadter Aufruhr der fürnehmste Anstifter gewesen, auch eine Schrift wider Luther’s zwei Büchlein gegen die aufrührerischen Bauern geschrieben, dem Amtmann zu Gotha ausliefern solle“. Dies geschah, allein auch eine längere Gefängnißstrafe konnte ihm die Anhänglichkeit an Mystik und Schwärmerei nicht entleiden. Vielmehr war es nun Schwenkfeld, an den er sich nach seiner Entlassung anschloß. Dieser hatte ihn nämlich nach einer schweren Krankheit in einem Schreiben getröstet und I. ließ dasselbe mit einer Vorrede drucken, in welcher er seinen Glauben bezeugte und daß Schwenkfeld’s, des Gerechten, Gebet ihn vom Tode errettet habe. Der Druck dieser Schrift fällt wahrscheinlich in das J. 1542. „Wo er aber“, um in der Weise des Biographen Jöcher zu sprechen, „nach diesem hingekommen und wenn er gestorben, ist gänzlich unbekannt“. I. ist hauptsächlich deswegen in der Geschichte der deutschen Sprache merkwürdig, weil wir ihm eine der ersten deutschen Sprachlehren verdanken, obgleich seine Grammatik eben so wie die ungefähr um dieselbe Zeit von Johann Kolroß (1529) und Fabian Franck (1531) verfaßte, trotz ihrer vielversprechenden Titel doch nicht über eine Anleitung zum Lesenlernen und zur deutschen Orthographie hinausgehen. Ickelsamer’s Buch erschien o. O. u. J. als „Teutsche Grammatica, darauß einer von jm selbs mag lesen lernen …“. Als Drucker und Druckort bezeichnet Geßner’s Buchdruckergeschichte III, 469 Franz Rhodius zu Marburg und als Druckjahr 1534, auch sei damit verbunden der [740] Text des kleinen Catechismus, Tischgebete und ein christlich Gespräch zweier Kinder, der Drucker habe sich 1538 zu Danzig niedergelassen, wo er u. a. auch eine polnische Fibel in 8. veröffentlicht, die vielleicht eine Uebersetzung des Ickelsamer’schen Lesebuchs sei. Diese Angabe Geßner’s für das Druckjahr 1534 wird auch bestätigt durch Ortolf Fuchsberger, der in seiner deutschen Logik, Augsburg 1534, Ickelsamer’s Schrift als die erste deutsche Grammatik bezeichnet. Zu derselben Zeit ließ auch Hans Fabricius erscheinen ein „Nützliches Büchlein etlicher gleichstimmende Worte“ (Erf. 1531. 8.), das zunächst auch nur die Rechtschreibung betrifft, aber besonnenes Nachdenken und tüchtige Forschung bekundet. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts verfaßte Johann Helien Meichszen sein „Handbüchlein … der Orthographie vnd Grammatik …“, Tüwingen 1556 (Serapeum 1869, 336) und in der letzten Hälfte desselben Jahrhunderts gab Lorenz Albert heraus eine „Deutsche Grammatik“ (Augsb. 1573). Ueber die übrigen Schriften Ickelsamer’s, die zum Theil noch nicht aufgefunden sind, sind die nachstehenden Quellen zu vergleichen. Unter den von dem Antiquar H. Kerler zu Ulm in seinem Kataloge 29 (1880) S. 18 zum Verkaufe angebotenen ungedruckten wissenschaftlichen Vorträgen des verstorbenen Professors F. L. R. Weigand zu Gießen befindet sich auch ein solcher über I.

Veesenmeyer, Kl. Beytr. z. d. Kulturgesch. S. 5–8 (mit ausführlicher Inhaltsangabe der Grammatik). Panzer, Ann. II, 395. Dunkel, Nachr. v. verstorb. Gelehrten II, 298. Adelung, Gel.-Lexikon II, 2253–54. Jördens, Lexikon VI, 364–67. Karl v. Raumer, Pädagogik III, 146. 155. Rud. v. Raumer, Gesch. d. german. Philologie S. 64. Goedeke, Gr. II, 247. Weller, Rep. Nr. 3440.