Zum Inhalt springen

ADB:Herberstein, Georg Sigmund Freiherr von

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Herberstein, Georg Sigmund Freiherr v.“ von Hans von Zwiedineck-Südenhorst in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 12 (1880), S. 33–34, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Herberstein,_Georg_Sigmund_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:23 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 12 (1880), S. 33–34 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Georg Siegmund von Herberstein in Wikidata
GND-Nummer 117517739
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|12|33|34|Herberstein, Georg Sigmund Freiherr v.|Hans von Zwiedineck-Südenhorst|ADB:Herberstein, Georg Sigmund Freiherr von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117517739}}    

Herberstein: Georg Sigmund Frhr. v. H., Sohn des Freiherrn Sigmund Friedrich, Herrn von Lankowitz und Krems und der Maria Magdalena von Welz, 1594 geboren; seine Erziehung fiel daher in eine Zeit, in welcher sich die Confessionen in Innerösterreich auf das feindlichste gegenüberstanden. War die katholische Gegenreformation unter Bürgern und Bauern seit 1600 zwar zum Abschluß gebracht, so war der protestantische Adel doch noch immer so weit selbständig, daß er auf seinen Schlössern evangelischen Gottesdienst abhalten konnte; ja er behielt noch geraume Zeit die Majorität im Landtage und machte von derselben nicht selten ausgiebigen Gebrauch, indem er gegen die Religions-Patente der Regierung protestirte, Beschwerdeartikel in die Protokolle aufnahm und, wenn sich irgend eine Gelegenheit dazu ergab, die katholischen Mitglieder des Landtages demüthigte. Ganz eigenthümlich gestalteten sich die Familienverhältnisse in jener Zeit in Bezug auf das religiöse Bekenntniß; fast alle großen Familien des Landes waren in beiden Lagern vertreten, so daß es häufig sehr schwer wird, die ursprüngliche Religion einzelner Persönlichkeiten zu bestimmen oder anzugeben, wann diese oder jene wieder katholisch geworden ist. In der Familie Sigmund Friedrichs v. H. führte der Religionsstreit zu den traurigsten Erscheinungen, zu Haß und gegenseitiger Verfolgung der Geschwister. Georg Sigmund hatte sich der katholischen Partei angeschlossen und war rasch zu einflußreichen Hofämtern gelangt. Er wurde schon 1629 Kämmerer und Reichshofrath, bald darauf Obersthofmeister des Erzherzogs Leopold. Während seine streng lutherisch gesinnte Mutter in Folge der Ausdehnung der Gegenreformation auf den Adel in der Zeit des Restitutionsedictes als Exulantin nach Nürnberg zog, um dort in ihrem alten Glauben den Tod erwarten zu können (sie starb am 3. Juni 1642 im 88. Lebensjahre) trat Georg Sigmund 1631 in den Dominikanerorden ein, ward Provincial der Dominikaner zu Wien und geheimer Rath. Von 1659–60 finden wir ihn als kaiserlichen Gesandten zu Paris, 1663 war er für den Gesandtschaftsposten in Spanien designirt und sollte den Cardinalshut empfangen, er starb jedoch in demselben Jahre. Sein Porträt ist noch jetzt im Dominikanerkloster zu Wien zu sehen. Gegen die evangelisch gebliebenen Glieder seiner Familie trat Georg Sigmund mit der ganzen Verfolgungslust des Convertiten auf. Er hatte schon 1627 die verpfändete Herrschaft Lankowitz wieder eingelöst und seinem ebenfalls katholischen Bruder Christoph Moritz zum Genusse überlassen, später jedoch an Hans Christoph von Sturgkh verkauft, um zu verhindem, daß sie an die Nachkommenschaft seines evangelischen Bruders Otto Heinrich falle, der schon am 12. März 1634 ebenfalls als Exulant in Nürnberg gestorben war. [34] Es entspann sich ein langwieriger Prozeß um den Besitz von Lankowitz zwischen den Kindern Otto Heinrichs und dem Stifte Stainz, an welches diese Herrschaft mittlerweile durch Kauf gelangt war. Georg Sigmund konnte es noch erleben, daß die Ansprüche seiner Neffen 1662 vollständig zurückgewiesen wurden.

Kumar, Gesch. d. Burg und Familie Herberstein. Wien 1817. v. Hormayr, Hist. Taschenbuch 1826. Wurzbach, Biogr. Lexikon. „Norischer Christen Freydhöfe Gedächtnis … von einem Curieusen Liebhaber“, Nürnberg 1682.