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ADB:Henricpetri

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Artikel „Petri“ von Heinrich Pallmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 25 (1887), S. 520–522, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Henricpetri&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:20 Uhr UTC)
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Petri: Bedeutende Buchdruckerfamilie in Basel. Der erste dieses Namens, Hans P., stammte aus dem Städtchen Langendorf bei Hammelburg in Franken, wo er im J. 1441 geboren wurde. Im J. 1488 wurde er Bürger zu Basel, nachdem er bereits vorher, ungefähr seit 1460 sich in dieser Stadt aufgehalten hatte. Um 1480 trat er in Geschäftsgemeinschaft mit Hans Amerbach aus Reutlingen (A. D. B. I, 398) und Jacob v. Pfortzen aus Kempten. Eine selbstständige Verlagsthätigkeit läßt sich von ihm nicht nachweisen, doch wird ihm nachgerühmt, daß ihm die Baseler Buchdruckereien viel verdankten, weil er durch seinen Fleiß und Geschicklichkeit mehrere aufgemuntert und weil er verschiedene Verbesserungen erfunden habe. Nach dem Ausscheiden Jacob von Pfortzens aus dieser Genossenschaft, um 1490 trat Petri’s Landsmann Johannes Froben (A. D. B. VIII, 127) in dieselbe ein und verblieb in derselben bis zu des Letzteren Tode. P. war ein schlauer, dabei thatkräftiger Mann, der durch seinen Unternehmungsgeist, den er auf Reisen und Messen bethätigen konnte, die Seele der Genossenschaft wurde, obwohl er mitunter auch etwas bedenkliche Geschäfte in Anregung brachte. Verheirathet mit einer Baselerin, Barbara Mellinger, hinterließ er bei seinem um 1512 erfolgten Tode sein Geschäft seinem Neffen und Pflegesohne Adam P., da seine drei Söhne frühzeitig gestorben waren.

Adam P., im J. 1454 zu Langendorf geboren, wurde von seinem Oheim als sechsjähriger Knabe nach Basel gebracht und in dem Druckgewerbe auferzogen. Im J. 1507 erwarb er das Bürgerrecht und zwei Jahre später trat [521] er zum erstenmale selbständig als Drucker auf. Nachdem er die Druckerei seines Oheims übernommen hatte, entwickelte er eine bedeutende Wirksamkeit, doch meistens nur als Lohndrucker für andere Verleger und als eifriger Nachdrucker von Reformationsschriften. Von 1515–1519 stand er in reger Geschäftsverbindung mit Anton Koburger von Nürnberg (A. D. B. XVI, 366), der ihn mit verschiedenen Druckaufträgen bedachte. Seine Druckwerke sind theilweise mit Holzschnitten nach Zeichnungen Hans Holbeins geschmückt. Adam P. starb 1525 und hinterließ zwei Söhne, Hieronymus und Heinrich, von welchen der letztere die Druckerei fortsetzte. Seine Witwe Anna geb. Silber, Tochter des Notars Sixtus S., heirathete später den gelehrten Sebastian Münster (s. A. D. B. XXIII, 30). Sein Druckerzeichen stellt einen nackten Knaben dar, der auf einem Löwen reitet und in der linken erhobenen Hand eine Kreuzesfahne mit der Inschrift I H S. und A D P. hält. Zu beiden Seiten des Löwen ranken sich Rosenzweige empor, die von einem Renaissance-Rundbogen, auf Säulen ruhend, umgeben sind.

Heinrich P., Sohn des Vorigen, geboren 1508, studirte anfangs Medicin und erwarb sich den Doctorgrad. Nach dem Tode seines Vaters übernahm er dessen Geschäft, das er mit großem Eifer fortführte. Als ein besonderes Zeichen seiner geschäftlichen Thätigkeit wird erwähnt, daß er 108 mal die Frankfurter Messen besucht habe. Sein ausgedehnter Verlag umfaßte viele historische und philologische Werke, unter denen besonders die Bücher seines Stiefvaters Sebastian Münster: dessen dreisprachiges[WS 1] Wörterbuch (Lateinisch, Griechisch und Hebräisch) und dessen bekannte Kosmographia in ihren verschiedenen Ausgaben hervorragen. Er war aber nicht nur als Verleger, sondern auch für das öffentliche Gemeinwesen thätig, indem er Rathsherr, Dreierherr und Deputat der Kirchen und Schulen gewesen. In letzterer Eigenschaft sorgte er für Vermehrung der Universitätsbibliothek dadurch, daß die Predigerbibliothek mit derselben vereinigt wurde. Seine Verdienste wurden von Kaiser Karl V. im J. 1556 durch Erhebung in den Ritterstand gewürdigt. In Folge dessen nahm er und seine Nachkommen zur Unterscheidung von anderen Petri’s den Namen Henric-Petri an. Er war zweimal verheirathet, zuerst mit Anna Hütschin, einer ehemaligen Nonne, die ihm zwölf Töchter und fünf Söhne gebar. Zwei seiner Söhne Sixtus und Sebastian wurden ebenfalls Drucker und eine seiner Töchter heirathete den Buchdrucker Hieronymus Curio. Seine zweite Frau war Barbara Brant, Tochter des Bürgermeisters Theodor Brant. Er starb im J. 1579. Sein Druckerzeichen stellt einen Felsen dar, dem eine aus Wolken hervorragende Hand mittels eines Hammers Feuer entlockt, das durch einen gleichfalls aus Wolken hervortretenden menschlichen Kopf angefacht wird.

Sixtus P., sein ältester, und Sebastian P., sein jüngster Sohn, betrieben gleichfalls das Druckgewerbe, doch scheint der erstere sich nicht lange damit befaßt zu haben, da man nur wenige Druckwerke von ihm kennt. Dagegen wird Sebastian P., der 1574 zum erstenmal als Buchdrucker auftritt, der Nachfolger seines Vaters gewesen sein, da er auch dessen Druckerzeichen führte. Die bedeutendsten Werke seines Verlags waren eine deutsche Uebersetzung von Geiler von Kaiserspergs Narrenschiff, verschiedene theologische Schriften von Jacob Gryneus, die Baseler Chronik von Jacob Wurstisen und dann noch mehrere Ausgaben von Sebastian Münster’s Kosmographie. Er war mit Elisabeth Löffel verheirathet und starb im J. 1629. Nach seinem Tode bestand das Geschäft unter der Firma Henric-Petri’s Erben noch einige Zeit fort, von 1660 ab geht dasselbe allmählich in den Besitz von Jacob Bertsche über. Der Verlag wurde an die bekannte Baseler Verlegerfamilie König verkauft. Die Druckerei erwarb von Bertsche Friedrich Lüdin, von diesem kam sie in den Besitz der [522] Familie Decker (s. A. D. B. V, 4). Diese verkaufte sie mit Beginn dieses Jahrhunderts an Schöll, der sie später Thurneisen überließ, von diesem erwarb sie hierauf die heute noch bestehende Schweighauser’sche Buchhandlung. Ein seltenes Beispiel der Vererbung eines 400 Jahre alten Geschäftes!

Stockmeyer, J., und Balth. Reber, Beiträge zur Baseler Buchdruckergeschichte. Basel 1840. 4°. – Rechnungsbuch der Froben und Episcopius 1557–1564. Herausgegeben von Rudolph Wackernagel. Basel 1881. – O. Hase, die Koberger. Zweite, neugearbeitete Auflage. Leipzig 1885.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: dreisprachiches