ADB:Koberger, Anton (Drucker)
Geschlecht betreffenden Acten und Urkunden herrscht die erste Form entschieden vor, in der Firma des Hauses und später die Form Koberger), war der Sohn des Beken (Bäckers) Heinrich K. und wahrscheinlich der Enkel eines gleichnamigen Ahnherrn, der schon 1452 vorkommt. Er ist zwar nicht der erste Nürnberger Buchdrucker, sondern als solcher wird Johann Sensenschmidt genannt, aber jedenfalls der bedeutendste seiner Zeit und erhob sein Geschäft zu einer fabelhaften Höhe. Allerdings wird man an den Johann Neudörferischen Aufzeichnungen, die erst 34 Jahre nach Koburger’s Tod niedergeschrieben sind, das Sagenhafte nicht verkennen, doch bleibt immer noch viel Unleugbares und Erstaunliches. Koburger’s Geburtsjahr ist unbekannt. Wenn er aber schon anno 1472 als Drucker und Verleger auftrat, so darf man wohl 1430 als dasselbe annehmen. Schon 1476 war seine Thätigkeit bis nach Frankreich ausgedehnt (Baader, Zeitschr. f. Kunstwissensch. 1868, S. 233). Er selbst mit seinem Vater Heinrich, der aber schon selig, d. h. verstorben genannt wird, und seinem Bruder Hanns, für den er sich mächtigt, der also jünger war, kommt als Verkäufer eines Stadels am 7. August 1484 vor. Er muß damals schon längst mit seiner ersten Frau, Ursula, Hannsen Ingram’s Tochter, aus einem guten, wenn auch nicht rathsfähigen Hause, verheirathet gewesen sein, die ihm 600 fl. als Zuschatz, eine für jene Zeit bedeutende Summe, zubrachte, denn er ließ sich nun am 6. November 1490 sein damals bekanntlich erstes Haus S. 529 unter der Veste, dem Predigerkloster gegenüber, mit dem seines Nachbarn Michel Behaim gleich hoch zu bauen die Erlaubniß geben. Hier war also und blieb auch sein erstes Geschäft. Auch konnte er schon eine Tochter, Ursula, an einen des Geschlechts Wolf Haller, Jobst Haller’s Sohn, am 19. Januar 1491 ausheirathen. Der Eidam trat als Gehülfe in das Geschäft, wofür ihm K. eine jährliche Rente aussetzte und auf ihn als Reisenden rechnen zu können glaubte, aber nach einigen Jahren zerfielen Principal und Eidam gänzlich und Wolf Haller flüchtete nach Wien, wo er 1505 starb. Unterdessen prosperirte das Geschäft trefflich; K., Wittwer geworden, heirathete am 26. August 1492 Margaretha, Gabriel Holzschuher’s [367] Tochter, kaufte am 23. Januar 1489 das große Heinrich Topler’sche Haus, das früher Topler’s Schwiegervater, dem unglücklichen Niklas Muffel, gehört hatte, S. 758, dann als Gabriel Holzschuher 1493 gestorben war, am 21. August 1500 das Holzschuher’sche Haus, dessen Lage durch bauliche Umänderungen nicht mehr bestimmbar, das aber jedenfalls nördlich von der St. Aegidienkirche gelegen war und am 31. August 1502 die Schwabenmühle. Kleinere und vorübergehende Erwerbungen werden hier füglich übergangen. Hatte ihm seine erste Frau, Ursula Ingramin, nur drei Töchter gebracht, die zu ihren Tagen kamen, indem außer der Ursula Wolf Hallerin noch Katharina, die den Eustachius Rieter bekam, Bruder der Crescentia Pirkheimerin, und Magdalena, die am Montag nach Obersten 1497 mit Thomas Reich getraut wurde, so war der Kindersegen, mit dem ihn Margaretha Holzschuherin beglückte, desto reichlicher. Sie gebar ihm in elf Jahren zehn Kinder: Barbara, Anthoni, Hanns, Caspar, Melchior, Balthasar, Sixt, Sebald, Margareth, Hieronymus, die bei Koburger’s Tode am 3. October 1513 noch alle am Leben waren. Es konnte daher, da K. am 26. August 1492 die Holzschuherin heirathete, der jüngere Anthoni noch keine 15 Jahre alt sein und Hieronymus, der jüngste, der in einer Urkunde von 1539 sein Alter auf 25 Jahre angibt, mußte im Todesjahr des Vaters geboren oder ein posthumus sein. Ueberdies gilt Barbara, die am 7. Februar 1519 Bernhard Paumgärtner nahm, für das älteste Kind zweiter Ehe. Der Vater K. scheint auch noch keineswegs in Folge der Jahre den Seinen und dem Betrieb des Geschäfts entzogen worden zu sein, sondern in Folge eines plötzlichen Leidens, über das kein Bericht vorliegt. Ueberhaupt muß die Vorstellung, die man von der Ausdehnung des Koburger’schen Geschäfts besonders nach Neudörfer zu haben pflegt, sehr ermäßigt werden; in den letzten Jahren waren es meistens Pressen in Lyon, Paris, Hagenau, in Nürnberg Peipus, auch Stuchs, selten Koburger, so daß man die 24 Pressen, von denen Neudörfer fabelt, in das Gebiet der Sage verweisen muß. Schon am 30. Mai 1517 schreibt Dr. Christoph Scheurl an Erasmus Stella: apud Germanos Coburgius principatum ferme obtinet, sed ipse nihil cudit. Aus der Erinnerung erhielt sich der Name noch lange fort und nach Koburger’s Tod wurde während der Minderjährigkeit der Mehrzahl der Söhne das Geschäft durch Hanns K. den älteren im Geiste des Gründers fortgeführt. In einem leider nur als dürftiges Regest auf uns gekommenen Original des Testaments Koburger’s wird Hieronymus Holzschuher, Thomas Reich, die Wittwe Margaretha, Peter Stahel, an dessen Stelle Peter Voit eintritt, und Hanns Koburger der ältere zu Testamentsausrichtern und Vormündern ernannt. Dieser war der Sohn des Becken Sebald Koburger und wird in dem Regest ausdrücklich der Vetter des Erblassers genannt. Auch tritt er schon 1486, als des Becken Sebald Wittwe, Margareth, ihr Haus S. 900 verkauft, durch seinen Anschluß an Anthoni deutlich hervor. Was aus dem gleichnamigen Bruder des Buchdruckers geworden, ist unbekannt. Jedenfalls war er nicht der Vertreter und Leiter des Geschäfts, wozu keiner der anderen Vormünder getaugt hätte. Als am 23. August 1521 die sechs ältesten Brüder, Anthoni, Hanns, Caspar, Melchior, Balthasar und Sixt von ihren Vormündern mündig gesprochen wurden, werden nur Hieronymus Holzschuher, Hanns Koburger und Peter Stahel, dieser jedoch als bereits verstorben und die Wittwe Margaretha genannt; Thomas Reich war auch schon gestorben. In demselben Jahre 1521 trat am 25. October auch der jüngere Anthoni aus dem Geschäft aus gegen einen Entschädigungsantheil von 4000 fl. und dem auf 700 fl. angeschlagenen Hause auf St. Aegidienhof, wogegen er auf alles Andere verzichtete. Die 4000 fl. ließ er bei seinen Brüdern im Handel stehen und begnügte sich mit 200 fl. Zinsen, die aber dem jungen Herrn nicht genügten, so daß er das Kapital angriff, bis dieses auf [368] 3300 fl. reducirt war. Er hatte am 12. Januar 1523 des Jakob Sauerzapf Tochter Clara geheirathet, wurde aber schon am 27. April 1524 unter Curatel gesetzt, so daß er sich der Verfügung über den Rest seines Vermögens begab, hieß in dem Rathsverlaß der „verthune“ (verschwenderische) Anthoni K., wurde am 8. April 1531 wegen Ehebruchs aus der Genanntenliste gestrichen und starb 1532. Von seinen vier Söhnen kennt man nur die Namen. Doch sieht man, daß das Geschäft fortbestand, wenngleich ohne Verlag, nur als Sortiment. Seit das bisherige Factotum, Hanns K. der Aeltere, ausgetreten war, fehlte es an Uebereinstimmung und es scheint, daß sich die Brüder zu keiner gemeinsamen Unternehmung entschließen konnten. Es zeigte sich dies deutlich, als Gregor Haloander dem Rath seine Abschrift der Pandekten anbot. Man dachte, zumal nach Pirkheimer’s eingeholtem glänzendem Gutachten, nur an die Koburger, deren immer noch hochgeehrter Firma man diesen Verdienst zuwenden wollte, es kam auch wirklich zu Unterhandlungen, die sich aber zerschlugen, worauf der Rath sich 1528 an Joh. Petrejus wandte. Die letzten Lebenszeichen der Koburger sind der Fulgentius, der 1520 und 1526 zu Hagenau gedruckt, und die „Böhmische Bibel“, 1540 durch Melchior K. bei Leonhard Milchtaler gedruckt. So verrann die einst großartige Thätigkeit des alten Koburger. Hanns K. der Jüngere, der am 9. Juli 1521 Barbara Sauermännin geheirathet hatte, übernahm 1544 nach Sebald’s und Hieronymus’ Tod das Haus S. 758, das seine einzige Tochter und Erbin Anna, die Sebastian Schaudersbach zum Manne hatte, am 14. August 1555 an Franzen Straub verkaufte. Durch Balthasar Koburger’s, der Anna Kötzlerin am 10. August 1535 geheirathet hatte, kinderlosen Tod kam das Haus unter der Veste S. 529 an ihren zweiten Mann Franz Deschler v. Ravensburg. Mit Sixt Koburger’s Sohn Georg, der mit zwei Frauen, Clara Grolandin und Maria Salome Pömerin, keine Kinder erzeugte und Wag- und Zollamtmann war, ist am 28. December 1628 das ganze Geschlecht erloschen.
Koburger: Anthonius K., Koberger (die Schreibung wechselt; in den ihn und sein- Panzer’s (1778) und Waldau’s (1786) Arbeiten sind, seit Oscar Hase’s Schrift „Die Koburger“ (1869) erschienen ist, antiquirt. S. auch Neudörfer, Wien 1875.