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ADB:Jacob von Pfortzheim

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Artikel „Jacob von Pfortzheim“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 13 (1881), S. 555–556, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Jacob_von_Pfortzheim&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 04:29 Uhr UTC)
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Jacob von Pfortzheim (Pfortzen, Pforczen, auch Phorczen), Buchdrucker zu Basel zu Ende des 15. und Anfang des 16. Jahrhunderts. Sein Geburts- und Todesjahr wie überhaupt sein äußeres Leben sind unbekannt und „Pforzheim“ nannte er sich, wie so viele seiner Berufsgenossen jener Zeit nicht nach seinem Geschlechtsnamen, sondern weil er aus der Stadt Pforzheim (im Großherzogthum Baden) gebürtig war, das noch heute vulgär „Pforzen“ oder „Pforzem“ lautet; über die damalige Sitte, nach seinem Geburtsorte sich zu benennen, vergl. auch C. Wendeler in Schnorr’s Archiv VII, 455. Die Angabe älterer Bibliographen, daß J. seine Kunst in Pforzheim selbst und zwar in der Officin seines Landsmanns Thomas Anshelm gelernt habe, ist um deßwillen grundlos, weil der letztere zuerst 1488 zu Straßburg als Drucker auftrat, dann erst bis März 1511 zu Pforzheim, hierauf in Tübingen 1512 und zuletzt in Hagenau bis 1521 thätig war. Als Buchdrucker wird Ph. zuerst in einem Baseler Rathsprotokoll vom J. 1482 genannt als „Jacob von Pfortzen der Buchdrucker von Kempten kauft das Bürgerrecht“, woraus hervorgeht, daß er, warum und in welcher Eigenschaft, ist ungewiß, eine Zeitlang und zuletzt in Kempten in Baiern sich aufgehalten habe; eine typographische Officin aber in dieser Stadt bestand weder damals noch im ganzen 16. Jahrhundert. Daß er auch eine gelehrte Erziehung genossen habe, weil er sich in der Endschrift eines seines Druckwerke aus dem J. 1492 (Breviarium ordinis Praedicatorum) „magister“ nennt, eine Bezeichnung, deren sich eine große Zahl Drucker jener und der folgenden Zeit nachweislich bedienten, ist sehr zweifelhaft, da dieses Wort bekanntlich auch „Meister“ oder Vorsteher irgend eines Geschäftes bedeutet, und so bezeichnet er sich in der That auf dem Titel eines seiner letzten Werke (Betbüchlein 1518) als „meyster Jacob von Pfortzheim“. Seine Thätigkeit als Basler Drucker fällt in die Jahre 1488–1518, bis wohin 49 größere und kleinere Werke, worunter eines (Grammatica Nicolai Perotti) ohne Jahr, Druckort und Namen des Druckers, jedoch mit seinem Insigne und mit Ausnahme eines einzigen deutschen sämmtlich in lateinischer Sprache, aus seiner Presse hervorgegangen waren. Diese hatte er meistens allein, öfters aber auch mit Unterstützung anderer drucken lassen; zu den letzteren gehört u. a. der Schwiegervater des Baseler Druckers Joh. Froben, † 1527, der gelehrte Wolfgang Lachner aus Neuburg a. d. Donau, der eigentliche Leiter der Officin seines Tochtermanns und zugleich (Kirchhoff, Gesch. d. d. Buchhandels I, 76) einer der bedeutendsten Buchhändler seiner Zeit, der im J. 1504–1505 zwei, und ebenso der Augsburgische Buchhändler Joh. Rymann von Oringaw (Rynmann von Oehringen von 1497–1522; vgl. d. Art.), welcher 1509 ein Werk in Pforzen’s Officin drucken ließ. Sein Druckerzeichen oder Wappen, wie es sich zu Anfang der Grammatica Franc. Nigri 1499, an deren Ende er sich auch „impressorie artis magister“ nennt, und ebenso auf der des Nic. Perotti auf dem Titelblatte zeigt (nachgebildet bei Stockmeyer S. 65), ist ein geflügelter Genius in einem langen Kleide, mit einem Blumenkranze auf dem Haupte, in beiden Händen Wappenschilde tragend; vergl. auch Roth-Scholtz, Insignia N. 427. Unter seinen Drucken zeichnen sich besonders aus: Seb. Brant liber faceti 1498 und dessen Aesopi [556] appologi sive mythologi … 1501, Fol. m. Holzschn., Joa. Chrysostomi Op. Tomi tres (impensa W. Lachneri) 1504 und Ordo missalis sec. consuet. eccles. Brandenb. 1518 (die IV. mens. Sept.). Eines seiner interessantesten Druckwerke aber sind die „Vite ducentorum et triginta pontificum … usque ad Julium II.“ Basil. 1507. 4. Der Verfasser ist Joh. Stella, ein Priester aus Venedig und das Werk (non castratum) gehört zu den seltensten und unbekanntesten Büchern. Die einzige deutsche Druckschrift, welche aus Pforzen’s Officin hervorging, ist des Heinrich Süß (Suso) „der ewigen wißheit betbüchlin“, 1518. Sein „Rosetum exercit. spiritual.“ Basil. 1494. fol. zeigt am Ende die Jahrzahl M.CCCC.IIII. (mit den fehlenden Ziffern XC). Eine Buchdruckerfamilie „Jacob“ lebte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu Brieg in Schlesien; vergl. Geßner, Buchdruckerkunst III, 466.

Bauer, Bibl. libr. rar., p. 114. Pfeiffer, Kenntniß alter Bücher und Handschr., S. 282–92. Helmschrot, Druckdenkmale, S. 24–25, 147. Panzer, A. t. I, 187, 243; IV, 180; VI, 182. Hain, 6894. Stockmeyer, Basler Buchdruckergesch., S. 65–71. Grässe, Trésor I, 99. Weller, Repert. S. 133 und Suppl. 1094. Ledeboer, Biblioth. de Deventer, p. 9–10.