ADB:Helfricht, Ferdinand
[164] einer ordentlichen Lehre unterzubringen und für seinen Unterhalt zu sorgen, nahm aber dann sein Wort zurück. Da beobachtete der Knabe in dem benachbarten Mehlis Graveure bei der Arbeit und fing nun heimlich an, deren Kunst zu erlernen. Ganze Nächte saß er bei der Arbeit, und sein unermüdlicher Fleiß ward mit Erfolg gekrönt: er fand theilnehmende Anerkennung und erhielt eine Anstellung an der Münze zu Gotha. Hier ward ihm nach einiger Zeit der Auftrag, die Medaille auf den zurücktretenden Minister v. Lindenau auszuarbeiten, und durch dieselbe ward Herzog Ernst I. von Coburg-Gotha auf ihn aufmerksam. Er sandte ihn nach Berlin, um auf der Akademie sein Talent auszubilden. Schadow wurde dort sein Lehrer und wußte besonders den Sinn für die Antike in ihm zu wecken und zu pflegen. Nach Gotha zurückgekehrt, war er als Hofgraveur wieder an der Münze thätig. – Am 16. Mai 1836 vermählte er sich mit einer Gothaerin, Magdalena Klug, und schuf sich durch dieses Ehebündniß ein glückliches Familienleben.
Helfricht: Friedrich Ferdinand H., hervorragender Stempelschneider, geboren am 8. September 1809 in Zella St. Bl. in Thüringen, † am 16. Mai 1892 in Gotha. H. war der Sohn eines kinderreichen Büchsenmachers und mußte, sobald er groß genug war, in der Werkstatt des Vaters mit thätig sein. Ein wohlhabender Oheim versprach zwar, den geweckten Knaben inStempel zu Geld für Meiningen und Coburg, zu Medaillen für den Großherzog von Weimar und den Herzog von Meiningen waren nun seine nächsten Arbeiten. Eins seiner bedeutendsten Werke war sodann die Medaille zur Vermählung des Prinzen Albert mit der Königin Viktoria. Im J. 1859 schuf er eine treffliche Schillermedaille und zahlreiche Medaillen für Vereine, Logen u. dergl. Zur Erinnerung an den Director des Gothaer Gymnasiums, Marquardt, arbeitete er eine vorzügliche Marquardtmedaille. Zwei seiner besten Werke sind die Medaillen zum fünfzigjährigen Regierungsjubiläum der Königin Viktoria und die goldene Hochzeitsmedaille für Herzog Ernst II. Die Freude, in seinem Können im Alter nicht zu erlahmen, verschönte Helfricht’s Lebensabend. Reiche Anerkennung ward ihm für sein Wirken zutheil. Im J. 1884 verlieh ihm sein Landesfürst die Medaille für Kunst und Wissenschaft, später sein Hauskreuz, und 1892 zeichnete er ihn durch das Prädicat Professor aus. – Ein ebenfalls mit reichem Talent ausgestatteter Sohn Helfricht’s ist seit Jahren als geschätzter Stempelschneider in London thätig.
- Vgl. Der Sammler, XV, Nr. 18, S. 269, von R. Hodermann.