Zum Inhalt springen

ADB:Hancke, Gottfried Benjamin

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Hancke, Gottfried Benjamin“ von Hermann Palm in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 513–514, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hancke,_Gottfried_Benjamin&oldid=- (Version vom 6. November 2024, 01:28 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Hanhart, Rudolf
Nächster>>>
Hanke, Henriette
Band 10 (1879), S. 513–514 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Gottfried Benjamin Hancke in der Wikipedia
Gottfried Benjamin Hancke in Wikidata
GND-Nummer 129918563
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|10|513|514|Hancke, Gottfried Benjamin|Hermann Palm|ADB:Hancke, Gottfried Benjamin}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129918563}}    

Hancke: Gottfried Benjamin H. (Dichter), geboren in Schwiednitz gegen Ende des 17. oder Anfang des 18. Jahrhunderts, besuchte ein Gymnasium ad oram Viadri (Weltl. Ged. I. 387), also wol zu Breslau. Von der Gelehrten Zeitung wird er bei der Herausgabe seiner Gedichte 1723 advocatus Suidnicensis genannt und stand damals in näherer Verbindung mit dem Reichsgrafen Sporck auf Kukus bei Königinhof in Böhmen. Diesem sind seine Gedichte gewidmet, dessen Kukusbad wird weitläufig beschrieben, und im Auftrage desselben Grafen befindet er sich wegen einer Rechtssache 1725 in Dresden. Hier besingt er anonym in einem längeren Gedichte den Carneval; ein Andrer eignet sich dessen Ehren an; gleichwol scheint ihm dasselbe eine Stelle am kurfürstlichen Hofe als königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Accise-Secretär eingetragen zu haben, denn als solcher erscheint er schon 1727 auf dem Titel seiner Gedichte. Seine schriftstellerische Thätigkeit ist nachweisbar bis 1735, sein Tod unbekannt. H. ist ein Vertreter der zweiten schlesischen Schule in der Form ihrer größten Nüchternheit, wie sie hauptsächlich durch Benjamin Neukirch in dessen früheren Jahren dargestellt wird. Letzterer ist Hancke’s hochgefeiertes Vorbild; Neukirchische Dichtungen, von welchen Graf Sporck eine Abschrift erworben hatte, [514] nehmen in Hancke’s geistlichen Gedichten (1723) einen großen Raum ein; ebenso erschienen die Neukirchischen Satiren zuerst in Hancke’s „Weltlichen Gedichten“ (1727). Eine neue Auflage der letzteren, vermehrt durch einen zweiten Theil, folgte 1731, dieser jedoch ohne Zuthaten von Neukirch, der seine Originale inzwischen zurückverlangt hatte. Nach Goedeke erschien 1732 ein dritter und 1735 ein vierter Theil. Die Mehrzahl der geistlichen Dichtungen führt den Namen Elegien; es sind nach Neukirchischen Mustern gebildete langathmige Reden biblischer Personen, z. B. des im Bauche des Walfisches seufzenden Jonas; andre sind Umdichtungen von Psalmen, Lieder, Texte zu Cantaten und Uebersetzungen lateinischer Dichtungen Biedermanns. In den weltlichen Gedichten bilden Satiren die Hauptmasse, darunter auch Uebersetzungen aus Boileau und scherzhafte Gedichte aus dem Lateinischen, Französischen und Italienischen; die erste Auflage enthält u. a. auch die Uebersetzung der italienischen Oper „Orlando furioso“ von Antonio Bioni. Die Gegenstände seiner eigenen geist- und witzlosen Satiren sind sehr allgemeiner Art, böse Juristen, alte Jungfern, schlimme Eheweiber etc. Aus der geringen Zahl lyrischer Lieder ist ein einziges volksmäßiges noch jetzt bekannt: „Auf, auf, zum fröhlichen Jagen!“ Hancke’s geschmacklose Dichtungen wurden Gegenstand einer litterarischen Fehde, die ein Vorspiel bildet zu dem Streite Gottsched’s mit den Schweizern. In der Vorrede zum 7. Theile der auserlesenen Gedichte des Herrn v. Hoffmannswaldau hatte ein Leipziger Student, Wilhelm Juncker, nicht ohne Einfluß des Dresdner Hofpoeten König, die Hancke’schen Gedichte einer heftigen Kritik unterzogen. Darauf antwortete H. in einer besonderen Schrift: „Der poetische Staarstecher“, 1730, worin schon heftige Ausfälle auf die Schweizer begegnen, die sein Urtheil über Neukirch’s Bedeutung nicht hatten gelten lassen. Weitere Folgen scheint der Streit nicht gehabt zu haben.

(Vgl. Hancke’s eignen Werke.)