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ADB:Gerlach, Dietrich

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Artikel „Gerlach, Dietrich“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 8–9, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerlach,_Dietrich&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 17:44 Uhr UTC)
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Gerlach: Dietrich G., Buchdrucker und Buchhändler zu Nürnberg seit 1566[1]. Sein Geburts- und Sterbejahr sind nicht zu ermitteln und ebenso weiß man in Betreff seiner Lebensverhältnisse nur das Wenige, daß er in dem genannten Jahre das Geschäft des Johann von Berg (Montanus † 1563) [WS 1] übernahm, der, mit Ulrich Neuber associirt, seine Officin „auf dem neuen Bau neben der Kalchhütte“ errichtet und seinen Verlag neben populären Schriften auch durch eine große Zahl wissenschaftlicher Werke ausgezeichnet hatte. Daß aber dieses Jahr der Anfang von Gerlach’s Verlagsthätigkeit gewesen war, erhellt daraus, daß seitdem Ulrich Neuber allein vorkommt und der frühere Verlag in dem Gerlach’schen Kataloge aufgeführt wird. Er starb schon Anfangs der siebenziger Jahre des 16. Jahrhunderts, worauf seine Wittwe die Handlung allein noch bis 1592 fortführte, dann aber die Erben. Das Insigne der Druckerei nebst Symbolen findet sich aus dem J. 1581 bei Roth-Scholtz: Insignia Typograph. Sect. XXXIV, 351. Während seit dem ersten Decennium des 16. Jahrhunderts Schriften von größerem litterarischen Werthe, wie die bei Sigismund und Johann Feyerabend in Frankfurt a./M. erschienenen prosaischen Ueberarbeitungen ganzer Cyclen der älteren epischen Gedichte: „Das Buch der Liebe“, „Das Heldenbuch“, hochdeutsche Uebersetzungen des R. Fuchs, ferner Werke neueren Ursprungs, wie „Der Theuerdank“, S. Brandt’s „Narrenschiff“ etc. in größeren kostspieligeren Ausgaben bei Gelehrten und Gebildeten ihre Anziehungskraft geltend machten, zählt G. zu jener Reihe eben so verdienter Buchdrucker, die auf billigere Herstellung prosaischer älterer Volksbücher sowie einzelner kleiner Gedichte, sowol religiösen wie weltlichen Inhalts, ihre Thätigkeit beschränkten. Und da diese Schriften nicht selten auch mit Holzschnitten versehen waren und die Gedichte den allbekannten und beliebten Volksweisen sich anschmiegten, so konnte es nicht fehlen, daß sie auf solche Weise die sich immer mehr steigernde Leselust auch der mittleren und unteren Volksklassen befriedigten. In diesem Sinne wirkten seit der Mitte des Jahrhunderts von Nürnberg aus mit G. dessen Geschäftsgenossen Christoph und Friedrich Gutknecht (Weller[WS 2], Repert. 464–65), Hans Güldenmund[WS 3], Kunigunde Herrgott[WS 4], Wolfg. Heußler[WS 5], Georg Wachter[WS 6] u. a., [9] und von Augsburg aus Melchior und Narciß Ramminger, Hans Zimmermann und Heinr. Stayner (vgl. d. Art.), und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß deren Pressen und Handel durch Unterstützung des hauptsächlich durch die Reformation hervorgerufenen Lesebedürfnisses und des ungestümen Dranges nach Belehrung, der zu jener Zeit im Mittelstande fast ohne Ausnahme sich äußerte, ein kräftiger Hebel der Volksbildung wurden. In Gerlach’s Fußstapfen trat nach seinem Tode auch die Wittwe, welche neben ihrem Zunftgenossen Ulrich Neuber u. a. auch (zum Theil anonym) mehrere kleinere Schriften und Sprüche des H. Sachs im Druck ausgehen ließ. Ein solcher Spruch (Folioblatt mit Kupferstich von J. Amman und H. Sachsens Bildniß) erschien unter der Druckanzeige: „Gedruckt zu Nürnberg, durch Kath. Gerlächin, und Johanns vom Berg Erben“; vgl. Weller im Serapeum 1861, S. 160

Goedeke, Grundriß, woselbst eine große Zahl populärer durch G. und seine Wittwe gedruckter Bücher verzeichnet ist. Kirchhoff[WS 7] Z. Gesch. d. deutschen Buchhandels II, S. 21.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 8. Z. 24 v. o. l.: 1565 (st. 1566). [Bd. 22, S. 793]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person siehe auch den Artikel Ulrich Neuber
  2. Emil Ottokar Weller (1823–1886), Bibliograph
  3. Hans Guldenmund († 1560), wirkte von 1526–1560 als Drucker in Nürnberg
  4. Ehefrau von Hergot, Hans
  5. Hiermit kann nur Christoph Heußler († 1578) gemeint sein, der 1541 das Nürnberger Bürgerrecht erwarb und ab 1556 als Drucker hervortrat (siehe: Bezzel: Leonhard Heußler (1548–1597). Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 1999)
  6. Georg Wachter († 1547), Buchdrucker in Nürnberg
  7. Albrecht Kirchhoff (1827–1902), Bibliothekar