Zum Inhalt springen

ADB:Friedrich Karl (Bischof von Bamberg und Würzburg)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Schönborn, Friedrich Karl Graf von“ von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 268–274, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_Karl_(Bischof_von_Bamberg_und_W%C3%BCrzburg)&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 09:54 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 32 (1891), S. 268–274 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim in der Wikipedia
Friedrich Karl von Schönborn-Buchheim in Wikidata
GND-Nummer 118610058
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|32|268|274|Schönborn, Friedrich Karl Graf von|Theodor Henner|ADB:Friedrich Karl (Bischof von Bamberg und Würzburg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118610058}}    

Schönborn: Friedrich Karl, Graf v. S., Fürstbischof von Bamberg und Würzburg 1729–46, der jüngere Bruder und 2. Nachfolger von Joh. Phil. Franz v. S. (über die Familienverhältnisse s. d. A.). Er war geboren zu Mainz am 3. März 1674. Den ersten Unterricht empfing er mit seinem Bruder in Aschaffenburg, wo der dortige Stiftsdechant Joh. Jac. Senfft, von 1695 an Weihbischof in Erfurt, die Erziehung leitete. Die philosophischen Studien machte er an der Mainzer Universität, um dann mit dem Bruder im deutschen Colleg in Rom Theologie und Jurisprudenz zu betreiben; schon dort erregte der reichbegabte Jüngling, u. A. bei einer vor dem Papste gehaltenen Ansprache, mehrfach Aufsehen. Frühzeitig kam er in Besitz einer Reihe von geistlichen Pfründen; seit 1683 Domicellar des Domcapitels zu Würzburg, wurde er Domherr in Bamberg 1685, Canonicus des Ritterstifts St. Burkard zu Würzburg 1696, Propst zu St. Alban in Mainz 1700, und endlich 1727 Dompropst in Würzburg. Nach Beendigung des römischen Aufenthalts machte er noch die üblichen größeren Reisen und begab sich dann an den Hof des Oheims, des Mainzer Kurfürsten Lothar Franz, der zugleich Bischof von Bamberg war. Dieser Hof des Reichserzkanzlers wurde für ihn die hohe Schule zur Einführung in die Staatsgeschäfte und in die diplomatische Laufbahn, ein Feld der Thätigkeit, auf welchem ihm kaum ein anderes Glied seines, an politischen Talenten gewiß nicht armen Hauses gleichgekommen ist. Sendungen an den polnischen, schwedischen, preußischen, kursächsischen und lothringischen Hof dienten zur weiteren Schulung. Der entscheidende Schritt für seine künftige Laufbahn geschah aber, als der Oheim dem auf der Rückreise nach Wien befindlichen römischen König Josef I. und dessen Gemahlin seinen Neffen Friedrich Karl als Reisebegleiter und Ehrencavalier empfahl. Dadurch kam er an den Kaiserhof nach Wien, und seine ausgezeichneten Eigenschaften führten bereits am 15. Juni 1705 zu seiner Ernennung zum geheimen Rath und zum Reichsvicekanzler. Beinahe 30 Jahre lang hat er diesen ebenso wichtigen als schwierigen Posten bekleidet und in diesem für die Geschicke des Hauses Habsburg vielfach so kritischen Zeitraum demselben die werthvollsten Dienste geleistet. Reiche Erfahrung und Geschäftsgewandtheit, feiner politischer Tact, verbindliches, weltmännisches Wesen, klares, scharfes Urtheil, das waren die Eigenschaften, die ihn hier besonders auszeichneten und ihn auch später noch, zumal bei den hohen persönlichen Beziehungen, deren er sich nach vielen Seiten hin erfreute, als eine hochangesehene Autorität in politischen Dingen erscheinen ließen. Als besondere Ehrung für seine Verdienste um das Kaiserhaus erhielt er eine Wappenmehrung, bestehend in Hinzufügung des Reichsadlers, sowie des Wappens des Erzherzogthums Oesterreich; ferner als Lehen die zwischen Wien und Preßburg gelegene Grafschaft Wolfsthal, sowie die Herrschaften Munkacs und Szent Miklos in Oberungarn; und da er durch Kauf von dem letzten Sprossen der alten österreichischen Grafenfamilie v. Buchheim auch deren reiche Besitzungen an sein Haus brachte, von welchem sich fortan eine Linie Schönborn-Buchheim nannte, so kam er auch in den Besitz des österreichischen Truchsessenamtes, welches dieser Familie zustand.

[269] Unterdessen waren ihm auch weitere kirchliche Würden zugefallen. Bereits im J. 1708 traf ihn die Wahl zum Coadjutor seines Oheims für Bamberg; in dieser Eigenschaft wurde er etliche Jahre später, am 20. Juni 1720 zum Bischof von Arkadiopolis i. p. i. präconisirt und erhielt endlich am 20. Juni 1728 von seinem Oheim zu Mainz die Bischofsweihe. Das am 30. Jan. 1729 erfolgte Ableben dieses Letzteren berief ihn dann definitiv auf den Bamberger Bischofsstuhl; und als kurz darauf, am 25. März d. J. der Vorsteher des Nachbarbisthums Würzburg, Christoph Franz v. Hutten, starb, wählte man ihn auch hier zum Nachfolger, nachdem schon nach dem Tode seines Bruders 1724 der kaiserliche Hof dort seine Wahl gewünscht haben soll. Trotz der neuen ihm dadurch erwachsenden Aufgaben behielt er seine Wiener Stellung bei; die Frage, ob ein Bischof dieses Amt beibehalten könne, wurde von den Publicisten damals mehrfach zum Gegenstand eigener Schriften gemacht. Erst im Spätherbst 1731 konnte er infolge dessen für einige Zeit in seine beiden Bisthümer kommen, um hier die Huldigung entgegenzunehmen. Bei der ihm eigenen ungewöhnlichen Arbeitskraft nahm sich Friedrich Karl von Anfang an der Regierungsgeschäfte dieser seiner Länder auch aus der Ferne mit aller Gewissenhaftigkeit neben seinem seitherigen Berufe an, bis der im J. 1734 gegen Frankreich erklärte Reichskrieg Truppendurchzüge durch Franken brachte. Er legte deshalb sein Kanzleramt nieder und nahm nun dauernden Aufenthalt in seinen Fürstenthümern, um von da ab seine beste Kraft den neuen, hier seiner wartenden Aufgaben zu widmen. Für einen so gewiegten Praktiker auf dem Gebiete der großen Politik, wie Friedrich Karl, lag es aber gewiß nahe, daß er auch diese Dinge nicht ganz aus dem Auge verlor; bei seinem großen persönlichen Ansehen, bei den wenige Jahre später auf’s neue höchst gespannten Verhältnissen im Reiche und bei der Lage seiner Stiftslande im Herzen Deutschlands war dies auch gar nicht zu vermeiden. Um gleich bei dieser Seite seiner Thätigkeit zu bleiben, so sind mehrere Allianz- und Subsidienverträge namhaft zu machen, welche er, wie solche Verträge ja damals überhaupt sehr in Uebung waren, zum Abschluß brachte. Als wegen der polnischen Thronfrage ein neuer Krieg mit Frankreich ausbrach, stellte Friedrich Karl dem Kaiser im J. 1733 zwei Regimenter auf mehrere Jahre zur Verfügung, schickte zur Verstärkung der Armirung von Mainz 12 Geschütze und gewährte für Verproviantirung u. dgl. mancherlei Hülfe. Es störte ihn dabei nicht, daß das bei der Sache nicht befragte Domcapitel von Würzburg mit Hinweis auf die Wahlcapitulation ernste Verwahrungen einlegte; gleichwie es auch außerdem noch wiederholt zu Differenzen mit diesem mächtigen, aber nur zu oft sehr eigenwilligen Factor der Stiftsregierung kam. Im J. 1737 nahmen Würzburg’sche Truppen an dem wenig glücklichen Feldzug gegen die Türken theil, und 1738 wurde dem Kaiser abermals ein Regiment zugeschickt. Ganz besondere Beachtung verdient aber sodann die Haltung Friedrich Karl’s während des österreichischen Erbfolgekriegs; seine damalige vertrauliche Correspondenz mit seinem Bruder, dem Trierer Erzbischof Franz Georg (im königl. Kreisarchiv zu Würzburg befindlich) gehört zu den werthvollsten Quellen für die Geschichte dieser inhaltschweren Epoche. War dieser Bruder ein derartig eifriger Parteigänger des Hauses Habsburg, daß die Gegner sagten, er habe „den steifsten Nacken“ von Allen, so stand auch Friedrich Karl schon seiner Vergangenheit nach mit seinen Sympathieen auf der nämlichen Seite, und er hat auch jetzt auf’s neue den Habsburgern wichtige, werthvolle Dienste geleistet. Man hatte nun in Wien offenbar gehofft, an dem Fürstbischof einen ausgesprochenen Bundesgenossen zu finden, und um dies um so sicherer zu erreichen, berief man sich auf einen alten Hülfeleistungsvertrag Würzburgs mit der Krone Böhmen aus dem 14. Jahrhundert. Aber Friedrich Karl war anderer Meinung. Angesichts des großen Entscheidungskampfes Oesterreichs [270] gegen Preußen und Baiern hielt er es für die anderen, besonders die kleineren Reichsstände mit ausdrücklichem Hinweis auf das warnende Vorbild des 30jährigen Krieges für das Gerathenste, möglichst die Neutralität zu wahren; so konnte die Kraft wenigstens eines Theiles von Deutschland vor unnöthigem, vorzeitigem Aufbrauchen gerettet werden. Er verstand es, durch verschiedene Entschuldigungsgründe, besonders mit dem Hinweis auf die Weigerung seines Domcapitels, beim Wiener Hof diese seine Zurückhaltung zu begründen. Dabei war er jederzeit gern zu Vermittlungsdiensten bereit, ertheilte gute Rathschläge, hielt aber auch nicht mit seinem Tadel gegenüber allerlei Mißständen im Heerwesen u. dergl. zurück, die ein chronisches Uebel in diesem Staate geworden waren. Um jene Neutralität würdig behaupten zu können, suchte er hauptsächlich auf die Kreisorganisation sich zu stützen, um so mehr, als ihm als Bischof von Bamberg das Mitdirectorium im fränkischen Kreise zustand. Ferner trug er sich mit dem Project eines festgeschlossenen Fürstenvereins zur Wahrung der altfürstlichen Rechte gegenüber den Kurfürsten, welche bei dem augenblicklichen Aufhören der Thätigkeit des Reichstags infolge der Kriegswirren alle Gewalt im Reiche an sich ziehen zu wollen schienen. Auf einer Conferenz, die am 25. April 1741 auf Antrag Hessen-Cassels zu Offenbach zusammentrat, suchte er, freilich ohne schließlichen Erfolg, hiefür zu werben. Im übrigen setzte er für alle Fälle seine Festungen in Stand und traf durch Erlaß vom 14. März 1744 Fürsorge für bessere Organisation der Landmiliz. Den Truppen der streitenden Parteien den Durchmarsch durch sein Land verweigern zu wollen, erklärte er sich außer Stande; aber er sorgte, daß dies möglichst vermieden, oder doch wenigstens für seine Unterthanen mit nicht zu großem Schaden bewerkstelligt wurde. Als nun der französische Marschall Belle-Isle für Förderung der Wahl des Kurfürsten von Baiern seine Rundreise an die verschiedenen deutschen Fürstenhöfe antrat, kam er auch nach Würzburg, wurde aufmerksamst empfangen, konnte aber ebenso wenig eine definitive Zusage erlangen. Als dann diese Wahl wirklich erfolgt war, trug Friedrich Karl über deren Zweckmäßigkeit allerdings große Bedenken; allein sein auf möglichste Wahrung der Ordnung gerichteter Sinn ließ ihn die gegebene Thatsache, d. h. die nun einmal ordnungsmäßig vollzogene Wahl anerkennen. Der neue Kaiser hatte sich schon von Anfang an der Vermittlung Friedrich Karl’s beim Wiener Hofe bedient, und zu gerne hätte er ihn ganz auf seine Seite gezogen. Einer deshalb an ihn ergangenen Einladung zu einem Besuch in Frankfurt a. M. kam Friedrich Karl bereitwillig nach und reiste am 16. März 1742 unter Entfaltung des größten Pompes dorthin. Eine anfängliche Versagung gewisser Ehrenbezeugungen von Seite der Stadt rügte er sofort auf’s Strengste und erlangte entsprechende Genugthuung. Um nun in Frankfurt im besten Sinne vermittelnd wirken zu können, hatte er sich Instructionen von Maria Theresia über deren eventuelle Bedingungen ausgewirkt; allein diese lauteten so, daß sich die Sache zerschlagen mußte. Demungeachtet entließ ihn der Kaiser unter Beweisen seiner größten Hochachtung. Aber auch der österreichische Hof, verdrossen über diese neutrale Haltung seines alten Freundes, ließ nicht nach mit seinen Bemühungen. Man führte, mit Hinweis auf Preußen, religiöse Momente in’s Feld; man verwies auf die in Bälde drohende Säcularisation geistlicher Fürstenthümer; eine Frage, die damals in der That in der Luft schwebte und auch von Friedrich Karl nicht ignorirt wurde. England suchte ihn ebenfalls zu Gunsten Oesterreichs zu bearbeiten; während dagegen auch Friedrich d. Gr., als er nach Franken kam, gerne persönliche Fühlung mit ihm gewonnen hätte. Jedoch unbeirrt durch dies Alles hielt Friedrich Karl an seinem Princip fest, und das außerordentliche Geschick, womit er dies bis zum Ende durchzuführen wußte, hat ihm wahrscheinlich das bekannte Lob Belle-Isle’s [271] verschafft, es habe dieser in Deutschland an ihm einen zweiten Fleury gefunden. Nach Beendigung des Krieges begrüßte er dann freilich um so freudiger die Wahl des Gemahls der Maria Theresia, Franz I. Es waren gewiß warme Sonnenblicke für den Lebensabend des ergrauten Diplomaten, als er letzteren auf der Durchreise zur Wahl nach Frankfurt am 2. Juli 1745 in seiner Residenz empfangen durfte, und ebenso dann Maria Theresia am 20. September; an glänzendster Prachtentfaltung, wofür überhaupt Friedrich Karl eine gewisse Schwäche besaß, hat es dabei nicht gefehlt. Seine letzte That in der auswärtigen Politik waren Unterhandlungen über einen Subsidienvertrag mit den Generalstaaten, wozu ihn letztere zu gewinnen suchten, eine Sache, deren Spitze sich gegen Frankreich kehrte. Allein vor Abschluß des Vertrags starb Friedrich Karl; unter seinem Nachfolger kam derselbe dann wirklich zu Stande. – Erwähnung verdienen wohl noch die sehr vertrauten Beziehungen, in denen Friedrich Karl zum Herzog Karl Alexander von Württemberg stand. Er ertheilte ihm und seinen Söhnen in Ludwigsburg selbst die Firmung und wurde dann testamentarisch als Vormundschaftsmitglied für die Söhne bestellt. Man glaubte ihm auch bei den angeblichen Bemühungen des Herzogs, sein Land katholisch zu machen, Mitwissenschaft und Mitwirkung zuschreiben zu sollen.

Wie oben schon bemerkt wurde, hat Friedrich Karl über all diesen Sorgen der äußeren Politik seine sonstigen Regentenpflichten nicht vernachlässigt. Die Verwaltung seiner Fürstenthümer war vielmehr eine so verständige und wohlthätige, daß man noch lange den Ausdruck „Schönbornszeiten“ für gleichbedeutend mit „gute Zeiten“ in Franken gebraucht haben soll. Wollen wir aus der reichen Fülle zeitgemäßer Verbesserungen, wie sie seiner Initiative entsprungen, einiges besonders bemerkenswerthe herausgreifen, so ist wol in erster Linie seiner Verdienste um die Universität Würzburg zu gedenken. Wie sehr ihm deren Hebung am Herzen lag, darf man daraus folgern, daß er bereits im Winter 1729/30 von Wien aus die Einsetzung einer Commission zur Berathung einer vollständig neuen, zeitgemäßen, organischen Studienordnung anbefahl. Diese neue Ordnung wurde dann 1731 und in verbesserter, erweiterter Gestalt 1734 publicirt und später noch durch weitere Maßregeln ergänzt; und zwar bezieht sie sich auf das gesammte Unterrichtswesen, also auch auf die mittleren und unteren Schulen. Die bei der Hochschule vorzunehmenden Verbesserungen umfassen gleichmäßig alle vier Facultäten, wenngleich bei der sichtlich auf das Praktische gerichteten Tendenz die Rechtswissenschaft und Medicin mit besonderer Sorgfalt behandelt erscheinen. Großer Nachdruck wird auf das Geschichtsstudium gelegt; Kirchengeschichte, Rechtsgeschichte, Geschichte der Medicin werden theils dringend empfohlen, theils neu eingeführt; ebenso Cameralwissenschaften und Polizei, sowie Geographie; die Benützung der Bibliothek wird erleichtert; das Institut der Universitätscuratoren eingeführt; endlich wurde noch ein klinischer Unterricht am Juliusspital eingerichtet, und dadurch der Grund zu den späteren engen Beziehungen dieser beiden Anstalten gelegt. Durch diese und andere Maßnahmen hat Friedrich Karl, wie mit Recht von dem neuesten Geschichtschreiber dieser Hochschule gesagt wird, sich den ersten Platz neben ihrem Stifter Julius erworben. Als erste Frucht dieser Reformen konnte schon binnen kurzem ein sichtlicher Aufschwung der juristischen Facultät wahrgenommen werden. Auch um Bamberg hat sich dann Friedrich Karl ähnliche Verdienste erworben. Die dort von einem seiner Vorgänger, Melchior Otto Voit von Salzburg im J. 1647 geschaffene Akademie gestaltete er durch Hinzufügung einer juristischen und medicinischen Facultät zu einer förmlichen Universität aus, was im J. 1735 unter entsprechenden Feierlichkeiten stattfand. Zum Conservator dieser erweiterten Anstalt ernannte Friedrich Karl im J. 1741 seinen Weihbischof für Bamberg, [272] Fr. J. v. Hahn (s. A. D. B. X, 358), einen höchst talentvollen Mann und bedeutenden Gelehrten, besonders auf historischem Gebiet; diesem hatte er von Anfang an seine besondere Gunst zugewendet und sich seiner in den verschiedensten Geschäften und in den schwierigsten Fragen als eines besonders vertrauten Rathgebers bedient. Es war ein trübes Nachspiel der Regierung Friedrich Karl’s, daß die zahlreichen Feinde und Neider, wie sie Hahn infolge seiner raschen, glänzenden Laufbahn und der fürstlichen Gunst sich allmählich zugezogen hatte, den ausgezeichneten Mann, sobald die Augen des fürstlichen Gönners sich geschlossen hatten, wegen angeblich ungerechter Bereicherung anzuklagen und zum Falle zu bringen suchten, was aber der frühzeitige Tod des Weihbischofs vereitelte; ein Werk unschöner Rache, von Leuten angezettelt, welche nicht sowol dem davon Betroffenen selbst, sondern gewiß nicht minder dem energischen, schaffensfreudigen Regiment des verstorbenen Fürstbischofs selbst infolge beschränkten Sinnes oder üblen Willens gram waren.

Neben dieser Fürsorge für das wissenschaftliche Leben waren es die bildenden Künste, als deren feinsinniger Förderer Friedrich Karl mit wahrhaft fürstlicher Freigebigkeit erscheint. Er ist hier auf den von seinem Bruder Joh. Phil. Franz bereits eingeschlagenen Bahnen weiter fortgewandelt, und auch bei ihm darf der talentvolle B. Neumann als die Seele aller Bestrebungen auf diesem Gebiete bezeichnet werden. So wurde am 1. Juli 1736 die Vollendung der sogen. Schönbornscapelle beim Würzburger Dom mit großem Pomp gefeiert, und vor allem konnte der gewaltige Residenzbau, der unter dem Vorgänger Chr. Fr. v. Hutten einigermaßen in Stillstand gerathen war, jetzt ebenfalls, im Außenbau wenigstens, vollendet werden, am 30. December 1744, nachdem schon am 15. September 1743 die dazu gehörige Kirche unter glänzenden Festlichkeiten eingeweiht worden war. Auch er hatte, um so gewaltige Aufgaben würdig lösen zu können, zahlreiche bewährte Künstler von auswärts herangezogen, aber auch ebenso talentvolle junge Leute aus dem eigenen Lande zur entsprechenden Schulung zeitweilig in die Fremde geschickt. Außerordentlich groß ist sodann die Zahl von Kirchenbauten, die in den beiden Diöcesen Bamberg und Würzburg unter dem Einfluß der damaligen Baulust neu geschaffen oder im Geschmacke der Zeit umgestaltet wurden. Ferner wurde das Schloß Werneck bei Schweinfurt als Sommerresidenz erbaut, und nicht minder hat die Stadt Würzburg diesem Fürsten viel zu verdanken; er legte u. a. die stattliche Theaterstraße an und ließ zum erstenmal springende Brunnen errichten. So konnte sich der berühmte Kupferstecher Salomon Kleiner in Verbindung mit Pfeffel veranlaßt finden, im J. 1740 in einem eigenen Werke die „wegen prächtiger Schönheit als unvergleichlicher Befestigung weltberühmte Residenzstadt Würtzburg“ zu verherrlichen. In Bamberg ließ er u. a. die untere, bis dahin nur aus Holz aufgeführte Brücke durch eine steinerne ersetzen; ebenso erbaute er dort das Capitelhaus, das Bürgerhospital, Priesterseminar und Rathhaus. Daß alles dies nicht etwa bloß äußerlicher Prunksucht entsprang, sondern zugleich ein Ergebniß wohldurchdachter Regentenfürsorge war, geht schon daraus hervor, daß Friedrich Karl zugleich der Würzburger Universität eigene Lehrer der Civil- und Militärbaukunst aggregirte; als der erste dieser Docenten erscheint B. Neumann.

Zahlreiche Verordnungen, wie sie besonders in der Sammlung der Würzburger Landmandate enthalten sind, gewähren tiefe Einblicke in die anderen Seiten dieser Regierung, auf welche hier natürlich im einzelnen nicht eingegangen werden kann; sie zeigen uns, im ganzen genommen, das Bild einer Staatsverwaltung, welche es nicht verschmäht hat, neben den erhabensten Problemen auch das Kleinste und scheinbar Geringfügige klug und wohlmeinend zu behandeln. Von Anfang an zeigte sich Friedrich Karl bemüht um bessere Einrichtung [273] der Behörden; aufs sorgfältigste sollte mit Vermeidung unberechtigten Protectionswesens auf die Auswahl von tüchtigen Beamten und besonders auch auf deren gründliche Vorbildung gesehen werden. Lebhaft bemühte er sich um bessere Regelung des vielfach verworrenen Münzwesens; er hat auch, gleich seinem Bruder, eine stattliche Reihe der prachtvollsten Gold- und Silbergepräge herstellen lassen. Von seiner Sorge für das Landesvertheidigungswesen wurde oben schon gesprochen. Das Zucht- und Arbeitshaus erhielt eine bessere Verfassung. Durch eine Verordnung vom 21. April 1738 führte er eine Art von Tabakmonopol für das Hochstift Würzburg ein. In die Jahre 1739 und 1740 fallen Anordnungen gegen Vertheuerung des Getreides; sodann wurden Bestimmungen über Fruchtmärkte, Minderung von Zollbeschwerungen u. dgl. mehr getroffen. Besondere Verdienste erwarb sich Friedrich Karl um Kissingen. Da er selbst wiederholt mit günstigstem Erfolg die dortigen Gesundbrunnen gebrauchte, so traf er Fürsorge für zeitgemäße Verbesserungen und für den Schutz dieser Quellen gegen Eindringen des Saaleflusses. Bei dieser Gelegenheit wurde der sogen. „neue Brunnen“ entdeckt, der dann unter dem Namen „Racoczy“ jenem Bade vor allem seine Berühmtheit verschaffen sollte.

Wenn in diesem überwiegend glänzenden Regentenbilde auch die Schattenseiten nicht verschwiegen werden sollen, so dürfen dieselben wol in einer mitunter über das den gegebenen Verhältnissen entsprechende Maaß gehenden Prachtliebe gefunden werden; weiterhin in einer, wenn es darauf ankam, allzuschroffen Verfechtung eigener Gerechtsame. Letzteres trat u. a. bei langwierigen Streitigkeiten mit dem Bamberger Domcapitel zu Tage, dann aber besonders der Cistercienserabtei Ebrach gegenüber. Eine im J. 1738 erschienene Schrift eines Ebracher Conventualen P. W. Söllner „Brevis notitia etc.“ behandelte die alte Streitfrage, ob Ebrach reichsunmittelbar oder Würzburg unterworfen sei, in ersterem Sinne, worauf Friedrich Karl, darin geradezu Ehrenrühriges erblickend, am 20. April 1739 die Schrift unter Trommelschlag öffentlich zerreißen und ihre Verbreitung strengstens ahnden ließ.

Bei alledem darf man nicht glauben, daß bei Friedrich Karl über dem Diplomaten und Landesherrn die bischöflichen Obliegenheiten etwa zu kurz gekommen wären; alle competenten Stimmen, bis hinauf zum Kirchenoberhaupt Papst Benedict XIV. erschöpfen sich in Ausdrücken der Anerkennung seines tadellosen Eifers und seiner Verdienste auch auf diesem Gebiete. Er zeigte, was damals in gleichen Fällen anderwärts wol nicht zu häufig vorkam, in persönlicher Vornahme kirchlicher Functionen der verschiedensten Art den unverdrossensten Eifer und erließ eingehende Verordnungen über Pfarreivisitationen und andere wichtige, hier einschlagende Materien. Durch ihn wurde u. a. auch die Uebung des sogen. ewigen Gebetes für die ganze Diöcese eingeführt. Es war ihm sodann beschieden, im J. 1742 die Feier des 1000jährigen Bestehens des Bisthums Würzburg begehen zu können; dieselbe beschränkte sich aber, der damaligen schweren Kriegszeiten wegen, in der Hauptsache auf kirchliche Festlichkeiten.

Obwol der Senior des damaligen deutschen Episcopats, erfreute sich Friedrich Karl doch bis in sein 73. Lebensjahr einer seltenen Kraft und Frische. Eine Unvorsichtigkeit durch Genuß eines eisgekühlten Getränkes am 8. Juli 1746 führte eine Gesundheitsstörung und bereits am 25. Juli seinen Tod herbei. Die Leiche wurde dem Haupttheile nach in dem Familienmausoleum zu Würzburg, das Herz in Bamberg, einige andere Theile in Göllersdorf, in der Grafschaft Buchheim, beigesetzt.

Vgl. Sammlung der hochfürstlich wirzburgischen Landesverordnungen. [274] Wirzburg 1776. 2. Theil. – Gropp, Collectio novissima scriptorum et rerum Wirceb. Tom. IV. – Ussermann, Episcopatus Bamberg. et Wirceb. – Verschiedene Abhandlungen von Scharold, Keller, Ruland und Amrhein im Archiv des histor. Vereins für Unterfranken, Bd. I, II, III, X, XXIII, XXXIII. – A. Niedermayer, Kunstgeschichte der Stadt Wirzburg. 2. Ausg. Freiburg i. B. 1864. – Wegele, Geschichte der Universität Wirzburg. Wirzburg 1882, 2 Bde. – K. Th. Heigel, Der österreichische Erbfolgekrieg und die Kaiserwahl Karls VII. Nördlingen 1877.