ADB:Gropp, Ignaz
[734] Von da ab wandte er sich in erster Linie geschichtlichen Studien zu. Im J. 1727 erschien seine „Lebensgeschichte der heiligen Bilhildis“. Diese kleine Schrift erwarb ihm die Anerkennung und Gunst so manchen gelehrten Mannes seiner Zeit, z. B. des bekannten Joh. Georg v. Eckhart (s. d.), und war wol auch mit Anlaß dazu, daß er zwei Jahre später zum Bibliothekar seines Klosters ernannt wurde. Dieses Ehrenamt gab seinen wissenschaftlichen Neigungen und Bestrebungen die rechte Freiheit und erschloß ihm ein reiches Feld litterarischer Bethätigung. Eine Reihe mehr oder weniger umfangreicher Publikationen erschien in rascher Folge. Mit der werthvollsten Frucht seiner Arbeit beschenkte er die gelehrte Welt in den J. 1741–50. Es waren dies vier stattliche Foliobände: „Collectio novissima scriptorum et rerum Wirceburgensium“ Tom. I (Frankfurt 1741), Tom. II (Frankfurt 1744), Tom. III (Würzburg 1748), Tom. IV (Würzburg 1750). Die beiden letztgenannten Bände haben auch den Nebentitel: „Neueste Sammlung von allerhand Geschicht-Schrifften, Begebenheit- und Denkwürdigkeiten, welche in denen dreyen letzteren Hundert-Jahr-Lauffen, das ist von dem Jahr 1500 bis anhero in dem Hoch-Stifft Wirtzburg und Franckenland bey Geistlich- und Weltlichen Weesen sich zugetragen … “ Auch seine Geschichte der Abtei Amorbach verdient hervorgehoben zu werden. Im J. 1741 war G. in seinem Kloster zum Prior ernannt worden; acht Jahre später legte er – aus Gründen, die wir nicht kennen – diese Würde und das Amt eines Bibliothekars nieder und wurde Pfarrer zu Güntersleben, einem zwei Stunden von Würzburg gelegenen Dorfe, in welchem das Stephanskloster die Pfarrei durch einen seiner Professen versehen ließ. Neun volle Jahre wirkte er dort als Seelsorger und noch immer mit litterarischen Arbeiten beschäftigt, bis ihn ein Schlaganfall traf, der seinem Leben und Schaffen am 19. November 1788 ein Ziel setzte. In seinem Nachlasse fanden sich noch verschiedene ungedruckte Arbeiten. Einen Theil derselben verwahrt die Bibliothek des historischen Vereins von Unterfranken zu Würzburg. Sie haben die Geschichte des Klosters St. Stephan und des Ritterstiftes St. Burkard zum Gegenstande. – G. war ein fleißiger Sammler, dem eine glückliche Hand und eine gewisse Spürkraft nicht abzusprechen sind. Er hat uns Manches überliefert, das im J. 1803 der Sturm der Säcularisation spurlos verwehte, und darin liegt das Hauptverdienst seiner Publikationen. Schade, daß ihm ein weiter Blick und eine kritische Methode fehlten und daß die Wiedergabe seiner urkundlichen oder handschriftlichen Texte an vielen Stellen Alles zu wünschen übrig läßt.
Gropp: Ignaz G., geb. zu Kissingen am 12. November 1695, besuchte zuerst die Schule seiner Vaterstadt, dann den Privatunterricht des P. Adalbertus Albert aus der Abtei St. Stephan zu Würzburg, der damals gerade als Oekonom auf dem Klosterhofe zu Kissingen saß, und kam im J. 1709 nach Würzburg zur Fortsetzung und Vollendung seiner Studien. Nachdem er zum Doctor der Philosophie promovirt worden war, trat er am 8. December 1717 in das Benedictinerkloster St. Stephan ein. Nun warf er sich auf das Studium der Theologie und erwarb sich im J. 1722 auch auf diesem Gebiete die Doctorwürde.- Gregor Schöpf, Hist.-stat. Beschreibung des Hochstifts Wirzburg (Hildburghausen 1802), S. 358–62, wo auch ein Verzeichniß aller gedruckten Schriften Gropp’s zu finden. – (Meusel, Historisch-litterarisch-statistisches Magazin, Thl. I, S. 199–205.)