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ADB:Lothar Franz

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Artikel „Schönborn, Lothar Franz von“ von Karl Georg Bockenheimer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 32 (1891), S. 276–277, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Lothar_Franz&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 06:04 Uhr UTC)
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Schönborn: Lothar Franz v. S., Kurfürst von Mainz und Fürstbischof von Bamberg, geb. am 4. October 1655, entschloß sich frühzeitig, dem Beispiele einer Reihe von Mitgliedern seiner Familie folgend, in den geistlichen Stand zu treten. In noch jugendlichem Alter mit Stiftsherrenstellen in Bamberg, Würzburg und Mainz bedacht, war er mit Regierungsgeschäften schon hinreichend [277] vertraut, als er nach dem Ableben des Marquard Sebastian von Stauffenberg zum Bischofe von Bamberg erwählt wurde (16. November 1693). Der Hoffnung, dermaleinst in die Stellung seines Oheims Johann Philipp v. S. einzutreten, rückte er näher durch die Wahl zum Coadjutor des kranken Mainzer Erzbischofs Anselm Franz (3. September 1694). Nach dem Ableben des Letzteren (30. März 1695) hielt Lothar Franz am 30. April 1695 seinen Einzug in Mainz, wohin sein Vorgänger aus Furcht vor den Franzosen seit 1691 nicht mehr gekommen war. Diese zeigten sich während des sogen. orleanischen Krieges und zwar im ersten Jahre der Herrschaft von Lothar Franz auf kurze Zeit vor Mainz. Vor weiteren Beunruhigungen schützte vorerst der am 30. October 1697 zu Ryswijck abgeschlossene Friede. Bei dem Ausbruche des spanischen Erbfolgekrieges stand Lothar Franz auf der Seite des Kaisers, dessen Ziele er bei den Berathungen der Kreisstände, denen er angehörte, sowie durch Aufstellung eines ansehnlichen Truppencorps und weitere Befestigung von Mainz wesentlich zu fördern suchte. Obwohl auch das Erzstift wiederholt von den Franzosen heimgesucht wurde, so kam der Erzbischof bis zum Ende des Krieges (17. September 1714) stets getreulich seinen dem Kaiser und Reich gegenüber übernommenen Verpflichtungen nach. Als während des Kriegs Kaiser Joseph I. am 17. April 1711 verstarb, berief Lothar Franz die Wahlfürsten, mit Ausnahme der geächteten Kurfürsten von Köln und Baiern, nach Frankfurt zur Wahl, die am 12. October 1711 zu Stande kam. Den Nachfolger im Reiche, Karl VI., krönte S. zu Frankfurt a. M. am 22. December 1711. Gleich seinem großen Oheime war Lothar Franz auf die Hebung des Erzstiftes und insbesondere der schwer geprüften Hauptstadt besorgt. So erwarb er das Amt Kroneberg 1704 für das Erzstift. Seiner Bau- und Prachtliebe verdankt Bamberg das Schloß, Mainz die Favorite und den prächtigen Neuen Brunnen. Von seinem Wohlthätigkeitssinn zeugt das St. Rochusspital in Mainz. Zum Behufe der Hebung der Hochschule in Mainz war er bereit, einige Pfründen den Professoren zuzuweisen. Endlich sei noch darauf hingewiesen, daß er zur Hebung des Wohlstandes in seinem Lande eine Wollenmanufactur in Erfurt und eine Glas- und Spiegelfabrik in Lohr anlegte. Hochgeehrt von seinen Zeitgenossen verstarb der Erzbischof im Alter von 75 Jahren am 30. Januar 1729.

Joannis Mogunt. Rerum Liber V p. 985–996. – Ussermann, Episcopatus Bambergensis. – Rheinischer Antiquarius, 3. Abthlg., II S. 192 bis 206. – Werner, Der Dom von Mainz, III S. 106–134. – Bockenheimer, Beiträge zur Geschichte der Stadt Mainz, V S. 131–152.