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ADB:Devrient, Otto

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Artikel „Devrient, Otto“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 670–671, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Devrient,_Otto&oldid=- (Version vom 25. Dezember 2024, 05:08 Uhr UTC)
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Devrient: Otto D. wurde als Sohn Eduard Devrient’s am 3. October 1838 in Berlin geboren. Während der Jahre 1844–52 besuchte er das Blochmann’sche Institut in Dresden und nach der Uebersiedelung seines Vaters nach Karlsruhe das dortige Gymnasium. Von seinem Vater für den Schauspielerberuf vorbereitet, betrat er schon mit 18 Jahren die Hofbühne in Karlsruhe und spielte von 1856–58 an ihr als Eleve kleinere Rollen. Während seines Engagements am Hoftheater zu Stuttgart wurde er auch als Sänger beschäftigt, während er am Schauspielhause zu Berlin (1860–61) hauptsächlich als jugendlicher Liebhaber wirkte. In den folgenden Jahren am Stadttheater zu Leipzig thätig, trat er 1863 wieder in den Verband des Hoftheaters in Karlsruhe, wo er von 1869–71 die Regie führte. Seit 1873 in gleicher Stellung am Hoftheater zu Weimar, erlebte er hier seinen größten Erfolg, als er beide Theile des Goethe’schen „Faust“ in dem Rahmen der mittelalterlichen, dreitheiligen Mysterienbühne zur Aufführung brachte, bei welcher Gelegenheit er selbst den Mephisto gab. Im Sommer 1880 ging er mit dieser Inscenirung des Faust zu längerem Gastspiel an die Bühne des Victoriatheaters in Berlin. In der Zwischenzeit war er Oberregisseur in Mannheim (1876–77) und Intendant in Frankfurt a. M. (1877–78) gewesen, hatte sich aber dort wegen eines Conflictes mit dem Aufsichtsrath der neuen Theater-Actien-Gesellschaft nicht halten können. Bei Gelegenheit der Luther-Gedenkfeier am 10. November 1888 veranlaßte er die Aufführung eines Luther-Spieles in Jena, wo er seit dem Jahre 1881 wohnte. Er rief einen „Luther-Festspiel-Verein“ ins Leben und wurde für seine Bemühungen von der Universität Jena durch die Ernennung zum Ehrendoctor und von der Stadt durch Verleihung des Ehrenbürgerrechts ausgezeichnet. Nachdem er von 1884–89 an der Spitze des Oldenburger Hoftheaters gestanden hatte und an ihm gleichzeitig als Schauspieler aufgetreten war, übernahm er die Direction des kgl. Schauspiels in Berlin, gerieth aber bald in Schwierigkeiten, da es sich zeigte, daß seine Fähigkeiten für das ihm anvertraute Amt nicht ausreichten. Er zog sich daher wieder nach Jena zurück und hatte die Genugthuung, daß ein zweites Volksschauspiel, „Gustav Adolf", dort am 25. Juni 1891 zur Aufführung gelangte. In den letzten Jahren seines Lebens wanderte er vielfach umher, um als Leiter [671] und Hauptdarsteller seiner beiden Volksschauspiele aufzutreten. Seine letzte Station war Stettin, wo er plötzlich am 23. Juni 1894 infolge eines Krampfes seinem Herzleiden erlag. „Devrient’s Ideal war ein großes Volksschauspiel, zu dem bereits sein Vater die ersten Pläne entworfen hatte. Ihm schwebte die Möglichkeit vor, die dramatische Kunst nicht ausschließlich den Berufsschauspielern zu überlassen, sondern den gebildeten Mittelstand heranzuziehen und begeisterte Männer und Frauen, denen er die Stücke einstudirte, mit Aufgaben aus der deutschen Geschichte zu betrauen.“ Seine Dichtungen, die Schauspiele „Zwei Könige“ und „Kaiser Rotbart“ und das Trauerspiel „Tiberius Gracchus“, sowie zwei Bearbeitungen von Operntexten sind nicht in weiteren Kreisen bekannt geworden. Einen werthvollen Beitrag zur Theatergeschichte bilden die von ihm herausgegebenen „Briefe von A. W. Iffland und F. L. Schröder an Werdy“ und die „Freudenspiele am Hofe Herzogs Ernst des Frommen“.

Vgl. Neuer Theater-Almanach. Herausg. von der Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger. 6. Jahrg. Berlin 1895. S. 188–190 und die dort angegebene Litteratur. – Illustrirte Zeitung. Leipzig 1894. Bd. 103, S. 21, 22. – Die Gartenlaube. Leipzig 1883. S. 691. – Der Protestant. Evangelischer Volkskalender für das Jahr 1893. Herausg. von C. Werkshagen. Berlin o. J. S. 32–39.