ADB:Delius, Heinrich Friedrich von
Eustachius Schütze, das neugegründete akademische Gymnasium zu Altona von 1738–1740 besuchte. Die beiden folgenden Jahre studirte er in Halle, ging dann ein Jahr lang, besonders zu seiner weiteren Förderung in der Anatomie, nach Berlin, dann wieder nach Halle, wo er am 21. Oct. 1743 die Doctorwürde erwarb. Gegen drei Jahre lang übte er dann in seiner Vaterstadt eine erfolgreiche ärztliche Praxis, beschäftigte sich daneben aber eifrig mit den Naturwissenschaften und gab seine [41] „Amoenitates medicae“ heraus. Die kaiserl. Akademie nahm ihn 1747 als ihr Mitglied auf, und in demselben Jahre berief ihn der Markgraf von Baireuth zum Landphysicat daselbst. Schon zwei Jahre später wurde ihm die fünfte medicinische Professorstelle zu Erlangen übertragen und bald häuften sich auf ihn alle möglichen Ehrenbezeugungen und Mitgliedschaften gelehrter Gesellschaften. Im. J. 1788 wurde er Präsident der kaiserl. Akademie der Naturforscher, mit welcher Stellung der Reichsadel verbunden war, ebenso Pfalzgraf, kaiserlicher sowie brandenburgischer geheimer Hofrath. Es war nicht seine stärkste Seite, daß er auf solche Würden und Ehrenbezeugungen besonders viel hielt, wie überhaupt von sich und seinen Verdiensten. Dagegen wird ihm großes Wohlwollen, Gutmüthigkeit, Freimuth und strengste Rechtlichkeit nachgerühmt. Mit besonderer Vorliebe trieb er die Pflanzenkunde und sammelte eifrig Mineralien und allerlei Naturmerkwürdigkeiten. Von den nicht wenigen Quellen über Delius’ Leben und Verdienste ist die von Harleß verfaßte Memoria Delii, Erl. 1791, 4, der besonders hierauf fußende Aufsatz in Schlichtegroll’s Nekrolog auf das Jahr 1791, 305–321 und die Chronik der Aerzte des Regierungsbezirks Magdeburg II, 23–30 hervorzuheben. Sein Bildniß vor dem 5. Bde. der fränk. Samml. u. a. a. O.
Delius: Heinrich Friedrich D., Arzt und Naturforscher, geb. zu Wernigerode 8. Juli 1720, gestorben zu Erlangen 22. Oct. 1791. Da sein Vater, der gräfliche Consistorialrath und Prediger zu U. L. Frauen Jakob D. seinen Sohn für den durch mehrere Generationen von Gliedern der Familie erwählten geistlichen Stand bestimmt hatte, so wurde demselben eine dahin gerichtete gründliche Vorbildung, besonders in den classischen Studien, zu Theil, wozu die Grundlagen bis zum 18. Jahre auf der lateinischen Schule seiner Vaterstadt gelegt wurden. Schon damals hatte sich aber eine entschiedene Richtung auf die Naturwissenschaft und die Heilkunst offenbart, die er bereits weiter verfolgte, als er unter seinem bisherigen Lehrer, dem RectorD., einer der gelehrtesten Aerzte seiner Zeit, von einer enormen litterarischen Productivität (vgl. das Verzeichniß seiner Schriften in Biogr. méd. III., 412), repräsentirt den strengen Conservativismus in der Medicin; einer der eifrigsten Anhänger Stahl’s, war er ein Feind aller Neuerungen, denen er, wenn auch in gemessener, doch sehr entschiedener Weise entgegentrat. Er war der erste, der (in „Animadversiones in doctrinam de irritabilitate etc.“, 1752) gegen die Haller’sche Irritabilitätslehre und namentlich gegen Krüger, den Begründer der Lehre von der Reflexreizung, Front machte, wobei er übrigens nicht vom Standpunkte einer exacten Beobachtung oder des Experimentes, sondern auf dem Wege eines dialektischen Rationalismus die Ansichten jener zu widerlegen suchte, durch die er sich, wie er erklärte, in seinem religiösen Gewissen verletzt fühle, da sie zu den gottlosen Lehren De la Mettrie’s Veranlassung gegeben hätten. – Von seiner Anhänglichkeit an Stahl’sche Grundsätze, welche er selbst in dieser Arbeit übrigens in Abrede stellt, gibt seine kleine Schrift „Vena cava plena malorum“, Erl. 1752 hinreichende Beweise. Einige Verdienste hat sich D. um die Förderung der Chemie erworben (seine „Primae lineae chemiae forensis“, 1771 sind der erste, allerdings sehr kümmerliche Versuch einer Bearbeitung der Lehre von der Untersuchung und Beurtheilung der Vergiftungen in foro), auch ist D. der Begründer der „Fränkischen Sammlung von Anmerkungen aus der Naturgeschichte, Arzneigelahrtheit etc.“, von welcher, zum Theil unter seiner Redaction, 8 Bände (Nürnberg 1755–63) erschienen sind, die manche interessante klinische und epidemiologische Beiträge enthalten.