ADB:Basse, Detmar
Friedrich Wilhelm II. zum preußischen Hof- und Commerzienrath ernannt. Bald darauf übernahm er eine Filiale seines Hauses in Frankfurt und verlegte dorthin seinen Wohnsitz. Das gut gehende Geschäft befriedigte seinen unruhigen Geist nicht; seine Handelsbeziehungen führten ihn nach Paris, wo er rasch in die dortige Finanzwelt eingeführt wurde und auch die bedeutendsten politischen Persönlichkeiten kennen lernte. Die Leiden seiner zweiten Heimathstadt Frankfurt, welche 1796 von den Franzosen besetzt und mit einer schweren Contribution belegt wurde, boten ihm Gelegenheit, sich in der hohen Politik zu versuchen, nachdem sein Anerbieten, für Frankfurt zu wirken, von den städtischen Behörden angenommen worden war. Im Verein mit Konrad Engelbert Oelsner (s. A. D. B. XXIV, 339 und ergänzend Stern in der Deutschen Zeitschrift für Geschichtswissenschaft III, 100 ff.) gelang es ihm, am 27. October 1796 den Neutralitätsvertrag zwischen der Republik und der Reichsstadt abzuschließen. [231] Basse’s, von Kracauer näher geschilderte, mit Schlauheit und Gewandtheit geführte Verhandlungen, eine eigenthümliche Verquickung von Politik und Geschäft (B. war Theilhaber des an den finanziellen Abmachungen betheiligten Hauses van der Becke), sind höchst bezeichnend für den damaligen Betrieb der Politik in Paris, für die Machinationen, welche der Landgraf von Hessen dort gegen Frankfurt unternahm; an Anfeindungen gegen B. hat es weder in Frankfurt noch in Paris gefehlt, aber seine Auftraggeber haben ihm das Zeugniß „unermüdeter Thätigkeit, Klugheit, Uneigennützigkeit und Treue“ in officieller Form ausgestellt. Ende 1797 endete Basse’s diplomatische Thätigkeit in Paris für Frankfurt. In demselben Jahre wirkte er dort auch für die Stadt Köln in einer Contributionsangelegenheit mit Erfolg und zwar unentgeltlich und unter Verzicht auf Auslagen und Reisekosten. Bemerkenswerther ist die Unterstützung, die er dem hessen-kasselschen Gesandten Waytz von Eschen in Paris leistete, um dort während der Rastatter Verhandlungen für Landgraf Wilhelm I. Territorialentschädigungen und die Kurwürde zu erlangen; in dieser Angelegenheit wirkte B. auch in Berlin und im Haag. Die Verhandlungen waren noch nicht beendigt, als B. 1802 in Paris in Concurs gerieth und mit Hinterlassung zweier unmündiger Kinder – seine Frau war bereits 1800 in Paris gestorben – nach Amerika flüchtete; vergebens hatte er versucht, in Iserlohn Webereien für den französischen Markt einzurichten. Die Versuche seiner Gläubiger, Frankfurt nachträglich für angebliche Verluste und Auslagen bei Basse’s diplomatisch-geschäftlicher Action für die Stadt in den Jahren 1796–1797 haftbar zu machen, wurden von Frankfurt 1803 als unbegründet zurückgewiesen; den Erben Basse’s gelang es nach seinem Tode, von der kurhessischen Regierung wenigstens die Auslagen für seine Thätigkeit im hessischen Interesse zurückzuerhalten. In Pennsylvanien war er rastlos als Ackerbauer und Städtegründer (der kleinen Orte Bassenheim und Zelianopel) thätig, baute Sägemühlen und Eisenwerke und handelte mit eingeführten Merinoschafen. 1817 kehrte er nach Europa zurück und ließ sich in Mannheim nieder, mit Künstlern und den angesehensten Familien der Stadt verkehrend; hier endete er am 19. Juni 1836 sein bewegtes Leben.
Basse: Detmar Friedrich B., am 6. April 1762 in Iserlohn als Sohn eines Kaufmanns geboren, trat in das große Tuchgeschäft seines Großvaters van der Becke ein, in dem auch sein Vater Theilhaber war. B. war in Geschäften dieses Hauses auch in Frankfurt a. M. thätig, kam hier in nahe Beziehungen zu den bedeutendsten Gliedern des Frankfurter Handelsstandes und heirathete 1786 die Tochter des Kaufmanns und Senators Kellner. 1788 wurde er von König- Basse’sche Familienpapiere und Acten über die Revolutionskriege im Stadtarchiv Frankfurt a. M. – Kracauer, Frankfurt a. M. und die franz. Republik im Archiv f. Frankfurts Gesch. u. Kunst, Dritte Folge, Bd. III, 175 ff.