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ADB:Ammerbach, Elias Nikolaus

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Artikel „Ammerbach, Elias Nicolaus“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 402–403, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ammerbach,_Elias_Nikolaus&oldid=- (Version vom 4. November 2024, 21:30 Uhr UTC)
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Ammerbach: Elias Nicolaus A. (Amerbach, Amorbach; auch unter seinen Vornamen Elias Nicolaus, „sonst Ammerbach genannt“), Organist des 16. Jahrh. Aus seinen Tabulaturbüchern von 1571 und 75 wissen wir, [403] daß er in diesen Jahren Organist an der Thomaskirche zu Leipzig gewesen ist, und ferner erzählt er uns in der Vorrede des ersten, daß er von Jugend auf großen Trieb zur Musik gehabt und in fremden Ländern bei vortrefflichen Meistern studirt habe; doch sind diese Länder und Meister uns ebenso unbekannt wie seine übrigen Lebensverhältnisse. Merkwürdig ist er durch seine Orgel- und Clavierbücher, welche neben technischen Anweisungen für Behandlung der Tasteninstrumente, eine Menge Tonstücke von verschiedener Art und verschiedenen Componisten in deutscher Tabulatur enthalten: „Orgel oder Instrument Tabulatur. Ein nützlichs Büchlein, in welchem notwendige erklerung der Orgel oder Instrument Tabulatur, sampt der Application, auch fröliche deutsche Stücklein und Muteten, etliche mit Coloraturen abgesatzt, Desgleichen schöne deutsche Tentze, Galliarden und Welsche Paßometzen zu befinden etc. Leipzig, durch Jacob Berwalds Erben, Anno 1571“. Die „Instruction für die anfahenden Discipel der Orgelkunst“ handelt in 5 Capiteln von den Claves, der Tabulatur, der Applicatur für die rechte und linke Hand, den Mordenten und Concordanten, dem Accordiren oder Reinstimmen der Tasteninstrumente. Dann folgen die für Orgel oder Clavier abgesetzten geistl. und weltl. Lieder und Tänze, 88 Stücke in 3 Theilen. Eine Anzahl derselben tragen keine Verfassernamen, die übrigen sind von Matth. le Maistre, Joh. Baptista, Wolf Heinz, Ant. Scandellus, Orl. Lassus, Ivo de Vento. Einiges über dieses Werk s. in Marpurg, „Krit. Briefe“ II. 196 ff.; über die darin vorkommende Applicatur, A. v. Dommer, Lex. 58. Eine 2. Aufl. erschien Nürnberg 1583. – „Ein new kunstlich Tabulaturbuch, darin sehr gute Moteten und liebliche deutsche Tenores jetziger zeit vornehmer Compon. auff die Orgel vnd Instrument abgesetzt, beydes den Organisten vnd der Jugendt dienstlich. Mit gantzem Fleis zusammen gebracht, auffs beste colorirt, vberschlagen etc. durch Eliam Nicolaum Ammorbach etc. Leipzig durch Johann. Beyer, in verlegung Dietrich Gerlachs zu Nürnberg. Im Jar 1575.“ Enthält 40 Tonstücke von J. Berchem, Clemens non Papa, Crecquillon, Dresler, Gastritz, Orl. Lassus, Meiland, Scandellus, Ivo de Vento und Ungenannten (s. Becker, Tonw. 265). Die unbenannten Tonsätze in beiden Büchern mögen von A. selbst herstammen, doch wissen wir nichts Näheres davon und kennen überhaupt keine durch Ammerbach’s Namen als seine Producte sicher beglaubigten Stücke, auch in anderen gleichzeitigen Sammelwerken sind solche nirgend zu finden. Uebrigens besagen die Titel seiner Orgelbücher nur, daß die Stücke von ihm abgesetzt und colorirt, also claviermäßig eingerichtet, mit Gängen und Passagenwerk ausgeschmückt und in Tabulatur gebracht seien. Stammen die darin befindlichen unbenannten Tonsätze wirklich von A. her, so hat er wol zu den Besseren seiner Zeit gehört, doch sind sie noch nicht genügend untersucht und verglichen. Jedenfalls aber greift Schilling’s Lex. I. 180 etwas zu dreist ins Blaue, wenn es ihn für einen „großen, vielleicht den größten Contrapunktisten des 16. Jahrh., der sich damals durch die Herausgabe vieler vortrefflicher Compositionen für Orgel und Clavier allgemein bekannt gemacht habe“, erklärt. Auch war A. nicht der erste, der in Deutschland Orgel- und Claviersachen durch den Druck publicirt hat; denn Arnold Schlicke’s „Tabulaturen etlicher lobgesang vnd liedlein vff die orgeln vnd lauten“ etc., war schon 1512 durch Peter Schöffer in Mainz gedruckt worden. Nur in Bezug auf die Herausgabe von Tänzen für Clavier und galanten Clavierstücken mag Ammerbach’s Priorität gelten.