Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Johann Elert Bode
Einer der trefflichsten Astronomen, der sich das große Verdienst
erworben hat, die erhabenste der Wissenschaften durch
klare Werke auch den Laien zugänglich gemacht und ihnen
den Sternenhimmel mit seinen Wundern und Welten
erschlossen zu haben.
Bode ist in Hamburg geboren; sein Vater war Vorsteher einer praktischen Lehranstalt für junge Kaufleute und unterrichtete den Sohn selbst in der Mathematik. Dieser zeigte für jene Wissenschaft so hervorragende Fähigkeit, daß er nicht nur vom 17. Jahre an den Vater in seinem Lehramt zu unterstützen vermochte, sondern sich durch Selbstunterricht und fleißiges Studium auch mit den höheren Gebieten der Mathematik vertraut machte. Mathematische Geographie, Geometrie und Uranoscopie, letztere ohne alle fremde Hülfmittel begonnen, trieb der junge Bode auf das fleißigste und schrieb schon 1766, im 19ten Lebensjahre, eine Abhandlung über eine Sonnenfinsternis. Bei diesen Studien erfreute er sich der Gunst des berühmten Arztes und Naturkundigen Dr. Reimarus, der ihn mit Büchern und Instrumenten unterstützte, und des anerkannten Mathematikers Professor Busch, und begann auf die Aufforderung des letztern im darauf folgenden Jahre seine zuerst in Monatsheften herausgegebene »Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels«, ein Buch, welches in einer der Menge verständlichen und leicht faßlichen Sprache verfaßt und durchweht von einem frommen Geist, außerordentlichen Beifall fand und Bode’s Ruhm begründete. Es war etwas von Klopstock’s Geist in diesem Werke (Bode war mit dem Sänger des Messias befreundet), namentlich in den demselben angehängten allgemeinen Betrachtungen über das Weltgebäude, welcher unwiderstehlich anzog und fesselte. Bode sprach auch zuerst den Gedanken aus, daß der Sonnenball an sich ein dunkler Körper sei, von einer Licht-Materie umfluthet. Diese und andre Arbeiten, Planetendurchgänge durch den Mond, Entdeckung des Kometen von 1769 und dessen Bahnberechnung u. a. verschafften dem jungen Astronomen bald in weiten Kreisen Anerkennung, Beifall und Ruf, und König Friedrich der Große berief ihn 1772 zum Astronomen der Akademie der Wissenschaften [Ξ] nach Berlin, als deren wirkliches Mitglied er 1782 aufgenommen wurde. Bode dankt die Sternkunde das neue Sternbild: Friedrichs Ehre, das von allen Astronomen willig angenommen und in die Himmelskarten eingezeichnet wurde. Sein neues Amt verwaltete Bode mit dem Eifer eines Mannes, der ganz von seinem Streben erfüllt ist; seine: »Erläuterung der Sternkunde«, die stete Verbesserung der neuen Auflagen von der »Anleitung zur Kenntniß des gestirnten Himmels«, wie die 1774 begonnenen »astronomischen Ephemeriden«, die er auf 54 Bände brächte, sein großer Himmelsatlas in 20 Tafeln mit 17,240 Sternen, darin er den Schatz bekannter Sterne um 12,000 vermehrt hatte, und sein »Entwurf der astronomischen Wissenschaften« geben davon das rühmlichste Zeugniß. Außerdem war er für die 1775 zu Berlin begründete Gesellschaft naturforschender Freunde thätig. Bode entdeckte und berechnete viele Kometen, und war der erste deutsche Astronom, der den von Herschel in England am 13. März 1781 neu entdeckten Planeten Uranus am Himmel erblickte. Er erfreute sich von vielen Seiten her der ehrenvollsten Auszeichnungen, und seine goldne Amtsjubelfeier und das Fest seiner 50jährigen schriftstellerischen Laufbahn war mit Ehrengaben reich geschmückt. Nach derselben wurde Bode auf sein Ansuchen von den amtlichen Geschäften entbunden; gleichwohl ließ er vom Arbeiten nicht ab, so lange er lebte. Eine Lungenentzündung warf ihn im 79. Lebensjahr auf das Krankenlager, auf welchem ihn noch eine am 29. November bevorstehende Sonnenfinsterniß bis zu seinem letzten Tage beschäftigte. Seine letzten Worte waren: »Sterben, Zuversicht, Leben!«. – Bode’s Marmorbüste von Schadow’s Meisterhand ziert die Sternwarte Berlins.