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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Helius Eoban, Hessus

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Helius Eoban, Hessus
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 93–94
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
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Helius Eoban, Hessus.
Geb. d. 9. Jan. 1488, gest. d. 4. Oct. 1540.


Vielbegabter Gelehrter, Dichter, Improvisator, Historiker, nicht ganz tadelfreien Rufes, und doch vielleicht besser wie dieser Ruf. Bockendorf in Hessen war dieses Mannes Geburtsort, Elias sein Taufname, den er selbst zum Zeugniß seines dankbaren Gemüths umwandelte. Ein Amtmann in Preußen Namens Helius habe ihm, so wird erzählt, in seiner Jugend Wohlthaten erzeigt; diesem zu Ehren nannte er sich fortan Helius. Nach dem griechisch umgewandelten Namen seines Heimathortes schrieb er sich wohl auch Tragocomeusis, auch Beronicius, und liebte lange ein herumstreisendes Leben in Unstätigkeit und Ruhelosigkeit, wie es nicht selten begabten Künstlergemüthern eigen ist. Außerordentlich war Eoban’s Sprachfertigkeit; mit der größten Leichtigkeit unterhielt er sich französisch, englisch und italienisch; lateinisch und griechisch war ihm so geläufig wie die Muttersprache. Die Gabe der Stegreifdichtung war ihm im hohen Grade eigen; jeden gegebenen Stoff behandelte er aus der Stelle in metrischer Form, und sprach seine Verse bewegt und ausdrucksvoll, und dabei mit einer Raschheit, daß sie nicht nachgeschrieben werden konnten. Sein Aeußeres und das feste, kernhafte, trotzig blickende Antlitz glich ganz dem eines Kriegsmannes. So forderte der fahrende Poet durch ein stürmisches Jugendleben lange sein Schicksal in die Schranken, trieb wohl auch dabei, wie man ihm nachsagt, zu seiner und anderer Unterhaltung da und dort ein wenig Magie, und lenkte erst nach mancher Irrfahrt sein unruhiges Lebensschiff in den Hafen ein. Er kehrte nach Erfurt zurück, wo er seine Studien begonnen hatte, und wurde dort Professor der Poesie und Redekunst; ehrenvoll reihte er dort seinen Namen in den Freundeskreis berühmter Zeitgenossen ein, der sich um Luther und Crotus schloß, in dem Melanchthon, Camerarius, Jonas, Hutten vor allen glänzten. Er wurde sogar Rector der Hochschule, woraus seine Bedeutsamkeit als Gelehrter erhellt; auch waren seine Auditorien stets überfüllt. Aber die Ungunst der Zeit brach Erfurts Blüthe, seine Hochschule verödete, Wittenberg entzog ihm die edelsten und ruhmreichsten Lehrkräfte, und Eoban, der den Freunden dorthin nicht folgen konnte, litt. Melanchton empfahl ihn nach Nürnberg, wo Eoban um 1526 ein Schulrectorat annahm, [Ξ] das er bis zum Jahre 1534 verwaltete. Dann aber zog es ihn doch wieder nach seinem lieben Erfurt zurück, obschon er in Nürnberg sich ungleich besser gestanden hatte. Die von Freunden erregten, von ihm selbst freudig gehegten neuen Hoffnungen auf Erfurt erfüllten sich indeß dem Dichter nicht, und er war mit den Seinen oft bitterem Mangel ausgesetzt. Da berief der hochherzige Landgraf Philipp zu Hessen Eoban als Professor der Poesie, Rhetorik und Geschichte 1536 nach seiner mit Vorliebe gepflegten Hochschule Marburg, fand persönliches Wohlgefallen an dem vielerfahrenen offnen und freimüthigen Manne, mit dem er gern Schach spielte, und bedauerte es aufrichtig, daß schon nach 4 Jahren, 1540 der Tod nach einer verzehrenden Krankheit, an der Eoban ein ganzes Jahr litt, diesen der jungen Hochschule entriß, sorgte auch väterlich für Wittwe und Kinder des Hinterlassenen, der, wie zumeist die Poeten, den Seinen nichts hinterließ und nichts hinterlassen konnte. Camerarius, der einst auf einer Reise mit dem lebensheitern Eoban die ganze reichliche Zeche bezahlen mußte, weil er Geld hatte und Eoban keins, hat seines Freundes Leben beschrieben. Eoban zeichnete sich als Schriftsteller, besonders als lateinischer Dichter, so daß man ihn den deutschen Ovid nannte, vielfach aus. Seine lateinischen Uebersetzungen der Ilias und der Idyllen Theocrits, sowie seine lateinischen Elegien, namentlich seine Schilderung Nürnbergs, sind mit Recht gerühmt. Auch hinterließ er trotz seines martialischen Aussehens den Nachruhm eines sanften und durch, und durch humanen Charakters.