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Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen/Gottlieb Wilhelm Rabener

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Textdaten
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Autor: Ludwig Bechstein
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Titel: Gottlieb Wilhelm Rabener
Untertitel:
aus: Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen, S. 299–300
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Georg Wigand's Verlag
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google und Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: [1]
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Bearbeitungsstand
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Gottlieb Wilhelm Rabener.
Geb. d. 17. Sept. 1714, gest. d. 22. März 1771.


Rabener erwarb sich einen verdienstvollen Namen als Dichter, hauptsächlich als Satyriker. Das Rittergut Wachau bei Leipzig ward sein Geburtsort; der Besitzer desselben, Rabener’s Vater, war Oberhofgerichtsadvokat in Leipzig, hielt seinem Sohne bis zum vierzehnten Jahre einen Privatlehrer und sandte ihn dann auf die Fürstenschule nach Meißen, wo der junge Schüler mit Gellert und Gärtner einen engern Freundschaftbund schloß, der sich auch auf der Leipziger Hochschule fortsetzte und den nur der Tod löste. Der junge Studirende widmete sich der Rechtswissenschaft, nachdem er 1784 die Universität Leipzig bezogen hatte, und disputirte im Jahre 1737. Das für die Mehrzahl der Gebildeten an sich sehr trockne Steuerfach zog ihn an, und viele wunderten sich darüber, daß er mit seinen unverkennbaren Anlagen für Poesie, für Humor, Witz und Satyre gerade dieses Fach zu vereinen verstand, und als es ihm später gelang, wirklich Anstellung als Steuerrevisor des Leipziger Kreises zu finden, so konnte er selbst heiter über die Verwunderung der Freunde scherzen, daß auch einmal Witz bei der Steuer gefunden werde, was sonst niemals der Fall und auch noch wenig dagewesen.

Rabener’s Begabung wies ihn vorzugsweise auf das Gebiet des Witzes und der Satyre hin; er betheiligte sich eine Zeitlang, wie auch Gellert, an den von Professor Schwabe in Leipzig herausgegebenen »Belustigungen des Verstandes und Witzes«, und seine Beiträge fanden verdienten Beifall wegen ihrer heitern Laune und ihres feinen Tones und Taktes, was nicht allen Beiträgen anderer nachzurühmen war, ja das Blatt nahm zuletzt in dieser Beziehung eine so taktlose Haltung an, daß Gellert, Rabener und viele andere feiner fühlende von der Theilnahme an demselben zurücktraten. Geschmack vor allem war es, was Rabener anbahnte; dieser mangelte in der Literaturperiode, in welche seine beste Thätigkeit fiel, noch mannigfach; er half die Sprache läutern und die Poesie heben. Der Kreis gleichzeitig strebender Genossen, der mit Rabener und Gellert vereinigt war, zu welchem noch Gärtner, Cramer, Klopstock, Giseke, Weiße, Joh. Adolph und Joh. Elias Schlegel, C. A. Schmidt und Zachariä [Ξ] gehörten, verband sich zur Herausgabe einer neuen Monatschrift, deren Verlagsort Bremen wurde und welche Bremische Beiträge, später: »Neue bremische Beiträge zum Vergnügen des Verstandes und Witzes« benannt wurde. An diesen Beiträgen war nun Rabener, mitten in tüchtiger praktischer Geschäftswirksamkeit, besonders thätig und gab dann die darin niedergelegten Satyren, wie auch die satirischen Briefe besonders heraus. Rabener’s Satyre würdigte sich nie zum Pasquill herab; sie traf, stets frei vom Gifte der verletzenden Bosheit, die Schwächen aller Stände, das Candidaten-, das Hofmeisterwesen u. dgl., doch macht es der Satyriker selten dem Publikum zu Dank. Ueber andere will jeder gern lachen, sich selbst will keiner im Spiegel der Satyre erblicken, und muß er es, so schneidet er grimmige Gesichter. Dieß empfand Rabener, seit 1753 im Obersteuer-Collegium zu Dresden erster Secretair, und nahm im 4ten Bande seiner satyrischen Schriften Abschied von seinen Lesern, wozu ihn jedenfalls höhere Rücksichten vermochten. Bei der Belagerung von Dresden, 1760, brannte mit anderen Rabener’s Haus mit allem seinem Mobiliar und seinen Manuscripten ab, und man vermuthet, daß dabei höchst anziehende Satyren auf die höheren Stände verloren gegangen, von deren Veröffentlichung der Dichter durch Rücksichten abgehalten wurde. Nach wiederhergestelltem Frieden wurde Rabener Steuerrath, bekam vermehrte Berufsgeschäfte und es begann allmählich seine Gesundheit zu schwanken. Podagra stellte sich ein, und 1767, als er die Leipziger Michaelis-Messe und seinen geliebtesten Freund und zugleich Amtsverwandten, den Kreissteuereinnehmer Christian Felix Weiße, besucht hatte, erlitt er einen Schlaganfall, der ihm die Extremitäten der linken Seite zum Theil lähmte. In ungetrübter Laune berichtete er dieß dem Freunde und nahm gleichsam Abschied von ihm: »Es war eine Hemiplegie. – Wenn die Holoplegie kommt – Adieu, mein lieber Herzens-Weiße, ich empfehle mich Ihnen, Ihrer besten Frau und Ihrer kleinen bande joyeuse zu gutem Andenken! Adieu Spargel, Austern, Lerchen und Witz!« – Aerztliche Kunst und Diät fristeten das von der Hand des Todes angerührte Leben Rabener’s indeß noch einige Jahre, 1769 wiederholte sich der Schlaganfall stärker, Munterkeit und Witz, die fröhlichen Gefährten der Gesundheit, wichen von ihm, und am 22. März 1771 endete ein Stickfluß sein Leben, das die Freundschaft, namentlich mit dem vorangegangenen Gellert und mit Weiße verschönt, Redlichkeit und Berufstreue geadelt und die Dichtkunst verklärt hatte.