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Zwei Königskinder (Erk, Variante 2)

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Textdaten
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Titel: Zwei Königskinder
Untertitel:
aus: Deutscher Liederhort,
S. 67–68
Herausgeber: Ludwig Erk
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Th. Chr. Fr. Enslin
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Erscheinungsort: Berlin
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Quelle: Google und Wikimedia Commons
Kurzbeschreibung:
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[67]
21a. Zwei Königskinder.


Mäßig langsam. Aus dem Münsterschen.
Noten
Noten


1.
Et wassen twē Küenigeskinner,

de hadden enanner so lēif,
se kuonnen to nanner nich kuommen,
dat Water was vīl to dēip (brēit). :|:

2.
„Lēif Hierte, kanst du der nich swemmen?

lēif Hierte, so swemme to mī!
ik will di twē Keskes upstiecken,
un de söllt löchten to dī.“

3.
Dat höerde ne falske Nunne

up ere Slåpkammer, o wē!
se dēi de Keskes ūtdömpen,
lēif Hierte blēif in de Sē.

4.
Et was up en Suundage Morgen,

de Lüede wörn alle so frō,
nich so des Küeniges Dochter,
de Augen de sēiten er tō.

5.
„O Moder,“ sēide se, „Moder!

mine Augen doet mi der so wē;
mag ik der nich gåhn spazeren
an de Kant von de ruskende Sē?“

6.
‚‚‚O Dochter,‘‘‘ sēide se, ‚‚‚Dochter,

allene kanst du der nich gåhn,
weck up dine jüngste Süster,
un dē sall met di gåhn!‘‘‘

7.
„Mīn allerjüngste Süster

is noch son unnüesel Kind,
se plücket wol alle de Blöemkes,
de an de Sēkante sind;

8.
„Un plückt se auk men de wilden

un lött de tammen ståhn,
so segget doch alle de Lüede,
dat het dat Küenigskind dåhn.

9.
„O Moder,“ sēide se, „Moder!

mine Augen doet mi der so wē;
mag ik der nich gåhn spazeren
an de Kant von de ruskende Sē?“

10.
‚‚‚O Dochter,‘‘‘ sēide se, ‚‚‚Dochter!

allene sast du der nich gåhn,
weck up dinen jüngsten Broder,
un de sall met di gåhn!‘‘‘

11.
„Mīn allerjüngsten Broder

is noch son unnüesel Kind,
he schütt wol alle de Vüegel,
de up de Sēkante sind.

12.
„Un schütt he auk men de wilden

un lött de tammen gåhn,
so segget doch alle de Lüede,
dat het dat Küenigskind dåhn.

[68]
13.
„O Moder,“ sēide se, „Moder!

mīn Hierte doet mi der so wē,
loet Annere gåhn tor Kierken!
ik bēid an de ruskende Sē.“

14.
Då satt de Küenigesdochter

upt Höeft ere güldene Kron,
se stack up eren Finger
ēn Rink von Demanten so schon.

15.
De Moder genk to de Kierken,

de Dochter genk an de Sēkant,
se genk der so lange spazeren,
bes se enen Fisker fand.

16.
„O Fisker, lēiveste Fisker!

ji könnt verdēinen grōt Lōn (graut Laun),
settet ji jue Nētkes to Water,
fisket mi den Küenigessōn!“

17.
He sette sīn Nētkes to Water,

de Lōtkes sünken to Grund,
he fiskede un fiskede so lange,
de Küenigssōn wurde sīn Fund.

18.
Då nam de Küenigesdochter

vont Höeft ere güldene Kron:
„Süh då, woledele Fisker!
dat is jue verdēinde Lōn.“

19.
Se trock der von öeren Finger

den Rink von Demanten so schon:
„Süh då, woledele Fisker!
dat is jue verdēinde Lōn.“

20.
Se nam in öere blanke Arme

den Küenigssōn, o wē!
se sprank met em in de Wellen:
„O Vader un Moder, ade!“


(Vgl. F. J. Mone’s „Anzeiger für Kunde d. teutschen Vorzeit. 6. Jahrg. 1837. Karlsruhe.“ Sp. 164–166.)

1. Et wassen (wören), es waren. twee, zwei. leif, lieb. deip, tief. – 2. Hierte, Herze. der, ein Flickwörtchen ähnlich dem: es. (Vgl. S. 28.) Keskes, Kerzchen. löchten, leuchten. – 3. uutdömpen, auslöschen. bleif, blieb. – 4. Lüede, Leute. wörn, waren. seiten, saßen. – 5. seide, sagte. doet, thun. ruskende, rauschende. – 6. sall, soll. – 7. unnüesel, (unnosel), unschuldig – unverständig. Kante, Rand. – 8. auk, auch. men, nur. lött, laßt. tammen, zahmen. segget, sagen. het, hat. daohn, gethan. – 11. schütt, schießt. – 13. tor Kierken, zur Kirche. ik beid, ich bete. – 14. satt, setzte. upt Höeft, auf das Haupt. ere, ihre. stack, steckte. schon, schön. – 15. genk, gieng. bes, bis. – 16. ji, ihr. jue, eure. – 17. Lothkes, kleine Senkbleie. sünken, sanken. – 18. vont, von dem. – 19. trock, zog.