Zusammenstoß zwischen Dampfer und Wal
[260a] Zusammenstoß zwischen Dampfer und Wal. Als der Hamburger Dampfer „Amrum“, Kapitän Mundt, sich am 8. Dezember 1895 auf der Reise von Mexiko nach New York befand und die Höhe der Küste von Florida erreicht hatte, begegnete ihm ein seltenes Abenteuer. Es war gerade Mittag, da erblickte der Wachtposten dicht vor dem Schiffe eine Anzahl dunkler Körper. Er erkannte in denselben sogleich eine Schar von Walfischen, die zu schlafen schienen, denn nur eines dieser Tiere spritzte einen Wasserstrahl aus, wie es die Pottfische im wachen Zustand thun. Die Offiziere saßen noch beim Essen, als plötzlich ein gewaltiger Stoß erfolgte, der das ganze Schiff erzittern ließ. Alles rannte sofort auf Deck, und man sah nun einen etwa 20 m langen Walfisch, mit dem der Dampfer soeben zusammengestoßen war. Der Kiel des Schiffes war dem Wal in die Seite gefahren. Das schwer verwundete Tier spritzte eine hohe Garbe von Blut und Wasser auf, die über die Backbordseite des Schiffes schlug. Dann schwankte der Wal nach der Steuerbordseite. Einen Augenblick sah man seinen Kopf über dem Wasser, und daneben röteten sich die Wellen von Blut. Unmittelbar darauf versank das Tier, um nicht mehr zum Vorschein zu kommen. Der Dampfer hatte keinen Schaden gelitten und setzte seine Fahrt ohne Verzögerung fort. Der Fall ist insofern von Interesse, als er einen neuen Beweis dafür liefert, daß Kollisionen von Schiffen mit Walen in der Regel nur dann zu erfolgen pflegen, wenn letztere gerade ein Schläfchen halten.