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Zum fünfzigjährigen Bestehen des Bades Oeynhausen

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Textdaten
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Autor: F. T…z
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Titel: Zum fünfzigjährigen Bestehen des Bades Oeynhausen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 448
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1895
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[448] Zum fünfzigjährigen Bestehen des Bades Oeynhausen. Am 25. Juni d. J. ist ein halbes Jahrhundert vergangen, seitdem eine der segensreichsten Schöpfungen Friedrich Wilhelms IV. zum Wohle der kranken Menschheit erstanden ist, das Bad Oeynhausen. Wenn man auf der Fahrt von Berlin nach Köln die ehrwürdige Porta Westfalica passiert hat, wird der Reisende, dessen Auge bis dahin nur an eintönigen Getreidefeldern oder ermüdenden Wiesenflächen vorübergeglitten ist, angenehm überrascht durch die Menge freundlicher Weiler und üppiger Parkanlagen, welche nunmehr dem Blick sich darbieten. In dieser Gegend, die in der Saline Neusalzwerk schon vor 100 Jahren einen industriellen Mittelpunkt besaß, hat sich während der letzten fünfzig Jahre aus einem kleinen Dorf der stattliche Kurort entwickelt, dessen schöne Badeanlagen wir nebenstehend abbilden. Das Bad verdankt einem immerhin merkwürdigen Zufall seine Entstehung; in dem Gedanken, die Salinen zu erweitern und neue Steinsalzquellen aufzufinden, wurde im Jahre 1830 eine Bohrung unternommen, welche (nach 15 Jahren bis zu einer Tiefe von 696 Metern gebracht) zwar nicht das gewünschte Steinsalz, wohl aber eine warme Salzquelle mit reichem Kohlensäuregehalt erschloß. Der Besitzer des Grund und Bodens, der zunächst selber einige Badewannen aufgestellt hatte, weigerte sich, der königlichen Bergverwaltung, die mit der wachsenden Benutzung selbst die Abgabe der Bäder in die Hand genommen hatte, trotz hohen Angebots, das Areal abzutreten, und erst nach einem langwierigen Prozesse wurde 1844 die Anlage eines Badehauses und Kurgartens in Angriff genommen. Vier Jahre später erhielt dann der Badeort, der bis dahin nach dem benachbarten Dorfe Rehme benannt worden war, nach seinem wohlverdienten Begründer, dem Berghauptmann von Oeynhausen, seinen heutigen Namen.

Das Soolbadehaus zu Oeynhausen.
Nach einer Aufnahme von Hofphotograph C. Colberg in Oeynhausen.

Unter den jetzigen Gebäuden des Kurortes zeichnen sich vor allem aus das von Friedrich Wilhelm IV. aus seiner Privatschatulle erbaute und von dem Monarchen persönlich eingeweihte (neue) Thermalbadehaus – mit einem griechischen Tempel als Mittelpunkt – und das große von uns nach einer Photographie im Bilde wiedergegebene Soolbadehaus inmitten des Kurgartens, das im Jahre 1885 mit Hilfe einer vom preußischen Abgeordnetenhause bewilligten Summe von 300 000 Mark in vornehmer italienischer Renaissance erbaut worden ist. Daneben verdienen Erwähnung der in „reizend harmonischen Formen ersonnene“, inmitten von Bosketten gelegene Lese- und Musiksaal, sowie die vielfachen mit allem Komfort der Neuzeit ausgestatteten Hotels und Privathäuser, welche während der Saison (vom 1. Mai bis 30. September) den Heilung suchenden Fremden ihre gastlichen Pforten öffnen. Der herrliche Kurpark, nach den Intentionen des großen Gartenkünstlers Lenné angelegt, hat eine Ausdehnung von 180 preußischen Morgen und gehört zu den schönsten öffentlichen Gartenanlagen in Deutschland. In gleicher Weise den Interessen der Stadt und der Fremden dient das in privaten Händen befindliche Gas- und Wasserwerk (der Kurpark ist mit elektrischem Glühlicht erleuchtet); ein „Sanatorium“ bietet Gelegenheit, auch im Winter Heilung und Kräftigung zu finden, und ein neugegründetes „Schulsanatorium“ ermöglicht schulpflichtigen Kindern, die neben der Kur zugleich Unterricht genießen sollen, auch außerhalb der Ferienzeit den Besuch des Bades.

Seit seiner Entstehung ist Oeynhausen immer ein Bad für Rheumatismus und Lähmungen gewesen; die balneotherapeutischen Indikationen, wie sie im Laufe der Zeit und der fachmännischen Forschung genauer festgestellt worden sind, gewährleisten daneben auch bei allen Krankheiten, welche aus Blutarmut und unvollkommener Ernährung entsprungen sind, bei Skrofeln, Gehirn-, Rückenmarks- und Herzkrankheiten, wie endlich auch verschiedenen Frauenleiden (gewisse Formen von Bleichsucht, Hysterie, Entzündungsprozessen etc.) Heilung oder wenigstens Linderung. An Gelegenheit zu Ausflügen in die schöne Natur fehlt es nicht, es sei nur an die Nähe des Hermannsdenkmals und der Externsteine im Teutoburgerwalde erinnert. F. T ... z.