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Zum Gedächtnis Franz Abt’s

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Titel: Zum Gedächtnis Franz Abt’s
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 288
Herausgeber: Ernst Ziel
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Erscheinungsdatum: 1885
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[288] Zum Gedächtniß Franz Abt’s. Mit dem letzten Tage des März ist Franz Abt, einer der volksthümlichsten deutschen Liederkomponisten, in Wiesbaden aus diesem Leben geschieden. Wie sehr der Verstorbene im Herzen seines Volkes lebte, das haben am Karfreitage, dem Begräbnißtage, Hunderte von Kränzen, Widmungen, Telegrammen, Briefen und Deputationen feierlich bestätigt. Die umflorten Fahnen der vielen Wiesbadener Vereine, die Trauerklänge der Militärkapelle, die am Grabe gesungenen Chöre: „Ueber allen Wipfeln ist Ruh“ und „Stumm schläft der Sänger“, der von vier schwarz behangenen Pferden gezogene Leichenwagen – das Alles sagte der nach Tausenden zählenden Menge: hier wird einem Lieblinge des deutschen Volkes das letzte Ehrengeleit gegeben.

Am offenen Grabe schilderte Pfarrer Bickel und nach ihm des Entschlafenen ältester Freund, Oberregisseur Schultes das Wesen und die Bedeutung Abt’s: seine echte Künstlerschaft, seine nie ermattende Schaffenslust, die ihn noch kurz vor seinem Tode nicht verlassen hatte, seinen biederen, schlichten Sinn, und dann – die Krone aller wahren Künstlerschaft: seine nie sich verleugnende Bescheidenheit. „Sein ganzes Leben war auf einen wunderbaren Dreiklang gestimmt: Liebe zur Kunst und zum Vaterlande, rastlose Arbeit und neidlose Bescheidenheit.“

Franz Abt ist am 21. December 1819 als der Sohn eines Pfarrers geboren, besuchte die Thomasschule zu Leipzig und studirte eine Zeitlang Rechtswissenschaft. Wie er zum Musiker wurde, wie er als solcher zu kämpfen und zu ringen hatte, bis er endlich Anerkennung und eine gesicherte Stellung als Hofkapellmeister in Braunschweig fand, das haben wir den Lesern der „Gartenlaube“ im Jahrgang 1867 (S. 325) ausführlich erzählt. Nach seiner Pensionirung im Jahre 1881 hatte er sich nach Wiesbaden zurückgezogen, wo er nun auch seine letzte Ruhestätte auf der Höhe des schönen, rings von dem bewaldeten Taunusgebirge umgebenen Friedhofes gefunden hat. Ein Aufruf an die deutschen Gesangvereine, welche dem Talente des Entschlafenen so viele ihrer schönsten und sangbarsten Lieder verdanken, soll die Mittel beschaffen, um ihm dort ein würdiges Denkmal zu setzen. Das schönste Denkmal hat er sich aber selbst im Herzen des deutschen Volkes gesetzt, in welchem die Lieder und Weisen von Franz Abt noch lange, lange fortklingen werden.