Zedler:Schonen
Schonen, was dieses im gemeinen Leben bedeute, ist bekannt genug; hier aber bekümmern wir uns um die Bedeutung, die es Mal. III, 17, hat, wo es heißt: Ich will ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohns schonet, der ihm dienet. Im Hebräischen heißt es: ich schone ihrer, ich brauche lauter Glimpf und Gütigkeit gegen sie; er züchtiget wohl, aber er giebet den Gezüchtigten dem Tode nicht, Ps. CXVIII, 18. und beschreibet dieses Wort Lindigkeit, damit GOtt die Seinen richtet, Weish. XII, 18; es drücket aus die Liebe, die den Zorn aufhält, daß er nicht alle ergehe, Ezech. XX, 8. und ob gleich Saul nicht recht that, da er des Agags schonete, 1. Sam. XV, 9. so findet man doch darinnen eine Anleitung, GOttes Hertz zu erkennen; er nimmt nicht das Leben weg, sondern bedenckt sich, 2 Sam. XIV, 14. Er macht es, wie ein Haus-Vater mit seinem Schäflein, das er zur Lust ernähret, das schlachtet er nicht, eines andern Begierde zu stillen, 2 Sam. XII, 14. sondern, ob er es gleich Saltz und dürre Futter geniessen lässet, so leget er es doch auch in seinen Schooß. Ja, weil die Frommen eine Speise sind, die GOtt angenehm ist, so behält er sie lange Zeit in seinem Munde, und sauget den Safft mit gelinden Bissen aus derselben; zu welchem Gleichniß Hiob XX, 13. Anleitung giebet; da er hingegen die Gottlosen aus seinem Munde speyet. Offenb. III, 16. Kömmt es auch dahin, daß der HErr seine Zorn-Gerichte ergehen lässet, so vergisset er seiner Freunde nicht, [989] 1 Mos. XIX, 22. 2 Mos. X, 21. 23. Cap. XI, 7. Damit es aber desto nachdrücklicher in die Augen falle, so brauchet GOtt ein besonderes Gleichniß: wie ein Mann seines Sohnes schonet. Das gütige Vater-Hertz GOttes lässet sich gar gerne in einem Vater-Hertz auf Erden erkennen: Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet etc. Ps. CIII, 13. auch darinnen wird die Aehnlichkeit offenbar, wenn man die Vorsorge GOttes unter dem Creutz der Seinen betrachtet. Ein Vater schonet seines Sohnes, wenn er ihm keine grössere Last aufbürdet, als er tragen kan; Und GOtt lässet uns nicht versucht werden über etc. 1. Cor. X, 13. Der Vater schonet des Sohnes, wenn er ihm jezuweilen eine Ruhe vergönnet, und daran preiset auch GOtt seine Liebe, Ps. LXIIX, 10. wenn er seine Hand selbst mit unter die Last stecket und tragen hilfft, welches der Ruhm GOttes von Alters her ist, v. 20. Der Vater schonet seines Sohnes, wenn er ihm ein Labsal reichet; und das thu auch GOtt er erquicket seine Kinder mit Blumen etc. Hohelied. Salom. II, 5. Spricht ein Vater seinem Sohn einen Muth ein: du arbeitest dir zum Besten, du sollst ein Erbe seyn aller meiner Güther; so erfrischet auch die leidenden Hertzen auf solche Weise GOtt, und das ist eine Art seiner Schonung, damit nicht, wenn der äusserliche Mensch verweset, auch der inwendige matt werde und verzage, Jer. XXXI, 16. 2 Tim. II, 12. So aber erbeut sich GOtt nur seinen rechten Kindern, Ebr. XII. 7. Drum heißt es hier ein Sohn, der dem Vater dienet. Bastarte mögen unter der Last erliegen, sind sie doch ohne dem nur ein Schandflecken seines Hauses. Müllers Erklär. der Buß-T. An. 1716.