Zechlied (Bürger)
Mihi est propositum in taberna mori.
Vinum sit appolitum morientis ori:
Ut dicant, cum vencrint, angelorum chori:
Deus sit propitius huic potatori!
Cor imbutum nectare volat ad superna,
Mihi sapit dulcius vinum in taberna,
Quam quod aqua miscuit praesulis pincerna.
Suum cuique proprium dat natura munus
Me jejunum vincere posset puer unus:
Situm et jejunium odi tanquam funus.
Tales versus sacio, quale vinum bibo:
Neque possum scribere nisi sumto cibo:
Nasonem post calices carmine pracibo.
Mihi nunquam spiritus prophetiae datur,
Non nisi cum fuerit venter bene satur.
Cum in arce cerebri Bacchus dominatur,
Ich wil einst, bei Ja und Nein!
Vor dem Zapfen sterben.
Alles, meinen Wein nur nicht,
Lass’ ich frohen Erben.
Hefen noch mich färben.
Dann zertrümre mein Pokal
In zehntausend Scherben!
Jederman hat von Natur
Mir gelinget jedes Werk
Nur nach Trank und Speise.
Speis’ und Trank erhalten mich
In dem rechten Gleise.
Auf der Lebensreise.
Ich bin gar ein armer Wicht,
Bin die feigste Memme,
Halten Durst und Hungerqual
Schon ein Knäbchen schüttelt mich,
Was ich auch mich stemme.
Einem Riesen halt’ ich Stand,
Wann ich zech’ und schlemme.
Zur Verstandeslampe;
Giebt der Seele Kraft und Schwung
Bis zum Sternenkampe.
Wiz und Weisheit dunsten auf
Bas glükt Harfenspiel und Sang,
Wann ich brav schlampampe.
Nüchtern bin ich immerdar
Nur ein Harfenstümper.
Welken Haupt und Wimper.
Wann der Wein in Himmelsklang
Wandelt mein Geklimper,
Sind Homer und Ossian
Nimmer hat durch meinen Mund
Hoher Geist gesungen,
Bis ich meinen lieben Bauch
Weidlich volgeschlungen.
Bacchus Kraft erschwungen,
Sing’ und red’ ich wundersam
Gar in fremden Zungen.
Drum wil ich, bei Ja und Nein!
Nach der lezten Oelung sol
Hefen noch mich färben.
Engelchöre weihen dann
Mich zum Nektarerben:
Lass’ ihn nicht verderben!“