Wirkungen vom Wind fortgewehter Sandmassen
[644] Wirkungen vom Wind fortgewehter Sandmassen. Schon manchem werden beim Wandern durch Sandgegenden die eigenartig kantig zugeschliffenen Steine aufgefallen sein, deren Ursprung lange Zeit in Dunkel gehüllt war, bis man endlich erkannte, daß diese glatten Schliffflächen durch den Sand entstehen, der, vom Winde mit großer Gewalt aufgeweht, den Stein trifft und so, freilich erst in Jahrhunderten, diese Arbeit verrichtet. In der sandigen Heide oder an der Seeküste kann der aufmerksame Wanderer leicht beobachten, daß auf der Windseite die Fenster der Häuser gänzlich erblinden und auch durch kein noch so eifriges Putzen wieder blank werden. Die Leute sagen: der Sand hat sie blind gemacht; und sie haben recht.
Alle diese Wirkungen werden aber, wie gesagt, erst im Verlauf langer Zeiträume erzielt. Schneller verfährt die Technik, welche sie zu verwerten verstanden hat. Denn das Sandstrahlgebläse, mit dem wir Glas und Metall ätzen und schleifen, ist nichts als eine Nachahmung des in der Natur beobachteten Vorgangs.
Daß aber unter Umständen auch das natürliche Sandgebläse außerordentlich schnelle und eingreifende Wirkungen hervorrufen kann, schildert Professor Walther aus Jena nach seinen auf einer Reise in Transkaspien gemachten Beobachtungen. Eine neue Lokomotive der transkaspischen Eisenbahn geriet, so erzählt er, als sie auf ihrem Wege ein Wanderdünengebiet von etwa 200 km Länge durchquerte, in einen Sandsturm. Als man am Ziel angekommen war, zeigte es sich, daß der fegende Sand auf der einen Seite der Lokomotive den Lackanstrich völlig vernichtet, ja sogar den Eisenmantel angegriffen hatte, während auf der andern Seite die Maschine noch vollkommen neu aussah.
Am meisten aber leidet auf dieser Strecke der Telegraphendraht unter dem Sandsturm, und obwohl man ihn für dies Gebiet fast 1/2 cm stark nimmt, so ist er doch schon nach wenigen Jahren so dünn geschliffen, daß er ausgewechselt werden muß. –t.