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Wilhelm Löhes Leben (Band 2)/Löhe als Katechet

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Wilhelm Löhes Leben (Band 2)
Löhe als Beichtvater »
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Löhe als Katechet.
 Für einen besonders wichtigen Teil seiner Pastoralen Pflichten hielt Löhe den Unterricht der Jugend. „Außer dem Pastorale“ – schreibt er einmal an C. v. Raumer – „geht meiner Seele nichts so nahe, als alles Pädagogische. Ist doch die Pädagogik und das Pastorale Eines Stammes, wie die Worte: ‚Weide meine Schafe‘ und ‚Weide meine Lämmer‘ aus Einem Munde kamen.“ Löhe verkehrte gern mit den Kindern. Aber die Leutseligkeit, mit der er sich zu den Kleinen herab ließ, war bei ihm nicht natürliche Anlage, sondern Gabe des Geistes und Frucht seiner seelsorgerlichen Berufsthätigkeit. So gewann er trotz der Hohheit seines Geistes, die für Erwachsene oft etwas Fernendes hatte, leicht und schnell der Kinder Herzen. Die Kleinen liefen,| wenn sie ihn auf der Straße gehen sahen, vom Spiel weg, ihm die Hand zu reichen. Manchmal geschah es, daß er so ein Büblein oder Mägdlein an der Hand behielt und mit ihm ein kleines Gespräch etwa folgenden Inhalts anknüpfte: „Bist du getauft?“ Antwort ,Ja.‘ „Wer hat dich denn getauft?“ Große Verwunderung des Kindes über diese Frage, keine Antwort, oder ein schüchternes: ,Der Herr Pfarrer.‘ – Neue Frage: „Bist Du auch dabei gewesen, wie Du getauft worden bist?“ Stummes Anstaunen des Pfarrers, große Verlegenheit, die rechte Antwort zu finden. Darauf der Pfarrer: „Du kannst freilich nichts von Deiner Taufe wissen, denn da warst Du noch zu klein, aber ich weiß es, daß Du getauft bist, denn ich habe Dich selbst getauft. Und N. N. Dein Pathe weiß es auch, geh hin und laß Dir einmal genau erzählen, wie es bei Deiner Taufe gewesen ist, und freue Dich, daß Du durch Deine Taufe ein Kind Gottes worden bist.“
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 Der Unterricht der heranwachsenden Jugend war ihm eine hohe und verantwortungsvolle Aufgabe. Vom höchsten pastoralen Ernst durchdrungen war sein Confirmandenunterricht, namentlich der sacramentliche Theil desselben, der s. g. Sechswochenunterricht. Die Art und Weise, wie er den Religionsunterricht ertheilte, ist aus den von ihm veröffentlichten Katechismusarbeiten bekannt. Den Anfang seiner katechetischen Arbeiten bildete ein bereits im Jahre 1838 in der Raw’schen Buchhandlung zu Nürnberg erschienenes Büchlein, eine Erklärung des 1. Hauptstückes für die ländliche Jugend, ein Büchlein, welches schon ganz die Eigentümlichkeit seiner katechetischen Methode erkennen läßt. Der erste Theil des Büchleins ist etwas umgearbeitet in den später erschienenen ersten Theil des Hausbuches übergegangen. Der zweite Theil desselben enthält sechzig Fragen, durchweg aus dem Leben und Vorstellungskreis des Landmannes gegriffen, durch welche| nach Löhe’s Absicht das Kind nicht blos zum eignen Nachdenken gereizt, sondern angeleitet werden sollte, das im ersten Hauptstück Gelernte zur Beurteilung des gewöhnlichen Lebens der Menschen anzuwenden, die speciellsten Fälle des Lebens unter das betreffende Gebot Gottes zu subsumieren. In der Vorrede dieses Büchleins will er den Unterricht über die 10 Gebote ganz als angewandte populäre Moral betrachtet wissen und tadelt es als einen großen Fehler des Lehrers, wenn er die Lehre des HErrn zu hoch vortrage, den Seelen zu feierlich fern bleibe, anstatt herabzusteigen und mit dem Volke volksmäßig zu reden. Die üble Folge eines solchen von den wirklichen Lebensverhältnissen abstrahierenden Religionsunterrichts erscheine in dem Mangel an Einheit und Ganzheit im Leben des Christen, in der Doppelrolle, die er in der Kirche und im gewöhnlichen Leben spiele, so daß das Christenleben, statt einem beseelten Leibe ähnlich zu sein, vielmehr dem Leben der außerhalb ihres modernden Leichnams wallenden Seele gleiche.
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 Im Ganzen ist dieses Büchlein volkstümlicher im Ton gehalten als das Hausbuch 1. Theil, die katechetische Hauptarbeit Löhe’s. Dieses im Jahre 1845 in erster, gegenwärtig in 4. Auflage erscheinende Buch sollte einem unmittelbar praktischen Zwecke dienen. In den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts begann bekanntlich die Auswanderung von Deutschland, namentlich auch aus dem Frankenland, nach America größere Verhältnisse anzunehmen. Der kirchliche Notstand, dem diese Auswanderer entgegengiengen, war für Löhe schon einige Jahre vorher Veranlassung geworden, das Werk der amerikanischen Mission in Angriff zu nehmen. Die Verabfassung des Hausbuches war auch ein Theil seiner Liebesarbeit für Nordamerika und die dorthin ausgewanderten deutschen Lutheraner. Es sollte durch dasselbe so vielen Aeltern, die ohne alle kirchliche Pflege in den| Wäldern und Prairien Nordamericas wohnten, Handreichung und Anleitung zu Theil werden, wie sie ihre Kinder in den Anfangsgründen christlicher Erkenntnis unterweisen sollten. Der Notstand in America erforderte es, daß der christliche Hausvater in den Beruf eintrat, den die bekannten Ueberschriften der einzelnen Hauptstücke von Luther’s Enchiridion ihm anweisen: Katechismuslehrer für seine Kinder und sein Gesinde zu werden. „Solchen Eltern mit diesem Buche eine Hilfe in die Wüstenei zu bringen, war“ – wie er in der Vorrede sagt – Löhe’s liebstes Augenmerk bei seiner Arbeit.
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 Was die katechetische Methode des Hausbuchs anlangt, so schließt sich dieselbe eng an die Weisungen an, die Luther in seiner, von Löhe immer als ein Meisterstück pädagogischer Weisheit bewunderten Vorrede zum Katechismus gibt. Im Gegensatz zu jener dogmatisierenden Methode, welche in den einfachen Rahmen des Katechismus das ganze System der christlichen Glaubenslehre zwängen will, hielt Löhe streng auf exegetische Behandlung des Katechismus. Nicht „einzulegen“, sondern „auszulegen“ schien ihm die Aufgabe des Katecheten zu sein. Von der in anderen katechetischen Handbüchern so breiten Raum einnehmenden Lehre von den göttlichen Eigenschaften handelt er daher nur in einer Anmerkung zum zweiten Gebot. Die Lehre von der h. Dreieinigkeit behandelt er nur kurz in der Einleitung zum zweiten Hauptstück, die Lehre von der Rechtfertigung als Anhang zum dritten Artikel[1]. Ein Verständnis des Wortlautes| des Katechismus zu erreichen, hielt er für das nächste Ziel des katechetischen Unterrichts. Dieses Verständnis zu erzielen, sollten die Randerklärungen seines Katechismus dienen, auf deren Inhalt und Form er bei Herausgabe des Buches viel Fleiß verwendet hatte. War dieses Ziel erreicht, so gieng er an die Darlegung des eigentlichen Lehrgehalts des Katechismus. Auch hier hielt er sich streng an Luthers Auslegung, nur bestrebt ihren reichen Inhalt zu entfalten, ohne denselben durch Herbeiziehung verwandten Stoffes aus der Dogmatik und Ethik vermeintlich bereichern zu wollen. Lieber schloß er dasjenige, was sich nicht einfach unter ein bestimmtes Gebot subsumieren ließ, demselben als selbständiges Lehrstück an; so z. B. lehnte er die Lehre vom geistlichen Amt und den Pflichten der Gemeinden gegen dasselbe einfach an das vierte Gebot an, ohne sie unter dieses zu subsumieren. Wenn auch das Verhältnis des Kindes zu den Aeltern der Grundtypus aller Autoritätsverhältnisse sei, so lägen doch die Verhältnisse, die das vierte Gebot regelt, auf dem Gebiet der Schöpfungsordnung, während das Amt dem Gebiet der Heilsordnung angehöre. Die Geistlichen seien – namentlich wenn sie des Charakters staatlicher Beamten völlig gar entkleidet würden – nicht „Herren“ im Sinne des vierten Gebots. Die Autorität des geistlichen Amts| und die Pflichten der Gemeinden gegen dasselbe könne man viel schlagender durch directe Beziehung auf neutestamentliche Schriftstellen als durch Subsumtion derselben unter das vierte Gebot begründen. Luthers herrliche Auslegung gerade des vierten Gebots im großen Katechismus blieb ihm dabei doch in Ehren.

 Obwol diese Verschiedenheit seiner Behandlung des Katechismus von der herkömmlichen mehr formeller als sachlicher Natur war, so erfuhr sie doch Widerspruch von den Anhängern der traditionell-katechetischen Methode. Löhe war darauf von vornherein gefaßt. Wiewol er in einem Brief an seinen Verleger Liesching sagt: „Das Hausbuch ist die Frucht meines Lebens und Webens im Amte; ich habe nichts Besseres nachzulassen“, so bemerkt er ihm doch auch an einer andern Stelle vorsorglich: „Daß die Auflage für den Buchhandel nicht zu groß werde, habe ich Sie, glaube ich, schon gebeten. Ich wiederhole, daß ich mir nicht eben viel von der Verbreitung verspreche. Die Sache geht zu sehr gegen den Strich“.

 Aehnliches gilt auch von der dritten Abtheilung des Hausbuchs, von dem Spruchbuch. Löhe’s Gedanke bei der Abfassung desselben war, zu jedem wichtigen Wort des Katechismus mindestens Ein dictum probans aus der h. Schrift zu geben, in welchem das betreffende Wort des Katechismus sich buchstäblich wiederfände. So berechtigt, ja einzig und allein der Idee eines Spruchbuchs entsprechend man diesen Plan wird nennen müssen, so sehr ist doch auch diese Eigentümlichkeit des Löheschen Spruchbuchs ein Hindernis seiner weiteren Verbreitung geworden. Denn wenn auch in demselben kaum einer der sogenannten Kernsprüche fehlen wird, so mußten doch um des oben erwähnten Planes willen gar manche Sprüche ausgenommen werden, die in andern Spruchbüchern sich nicht finden und auch dem gewöhnlichen Bibelleser nicht bekannt zu sein pflegen.| Dennoch – und obgleich das Buch zu Löhe’s Leidwesen bald auch in America außer Gebrauch gesetzt wurde, hat es doch mehrere Auflagen erlebt und eine neue, die vierte, steht bevor.

 Daß Löhe in das Lob so vieler großer Männer betreffs des kleinen Katechismus Luther’s einstimmte, erwähnen wir nur als etwas Selbstverständliches. „Meine Seelenlust“ – schreibt er kurz vor Herausgabe des Hausbuchs an C. v. Raumer – „so ein kleiner Mann bin ich, ist der kleine Katechismus Luther’s. Was ich in dem Alles finde! Dazu däucht mich, ich habe die rechte Methode ihn zu behandeln gefunden. Ich könnte lange Reden über die Herrlichkeit dieses Katechismus halten, hab auch neulich sechsmal unter der Woche über ihn gepredigt, nämlich eben über seine Herrlichkeit. Ich freue mich, wenigstens Ein Büchlein in der Welt verstehen zu lernen.“

 Damit soll nicht gesagt sein, daß Löhe den kleinen Katechismus in allen seinen Theilen für gleich vollkommen hielt. Der Auslegung des zweiten Hauptstücks und hier wieder derjenigen des zweiten Artikels gestand er den Preis zu, während er z. B. in der Auslegung des fünften Hauptstücks vom heiligen Abendmahl Mangel fand. Zu besonderem Vorzug rechnete er es dem kleinen Katechismus an, daß derselbe nicht nur ein Schul-, sondern auch ein Kirchenbuch sei, nicht blos einen Abriß der Lehre, sondern auch eine Anweisung zum kirchlichen Handeln (in der Anleitung der Einfältigen zum Beichten etc.) enthalte. Ebenso rühmte er den bei aller Lehrhaftigkeit doch so tief erbaulichen Ton des kleinen Katechismus, vermöge dessen man ihn von Anfang bis Ende beten könne.

 In der Vorrede zu der im Jahr 1846 erschienenen Prachtausgabe des Enchiridion, welche von Anfang bis Ende ein begeistertes Lob des kleinen Katechismus ist, faßt Löhe, nachdem er eine Reihe bewundernder Aeußerungen von älteren lutherischen| Theologen und Fürsten über den kleinen Katechismus angeführt und einzelne Perlen der Auslegung hervorgehoben hat, sein eignes Urteil über denselben in folgenden Worten zusammen: „Die Kürze des lutherischen Katechismus ist eine große Tugend. Hat man diese kurzen Worte seiner Seele eingeprägt, so hat man damit eine Quelle lebendigen Wassers gewonnen, die ins ewige Leben springt. Wer Alles verlöre, aber seinen Katechismus nicht – nicht aus dem Gedächtnis, nicht aus dem Herzen, der könnte in einem höheren Sinne jene Worte von sich sprechen, welche der schiffbrüchige weise Heide von sich sagte: ,Ich trage alles das Meinige bei mir, in mir.‘ Auch die Einfalt des kleinen Katechismus ist eine große Tugend. Einfalt der Rede ist hohe Kunst, ja eine andere neue Natur derjenigen Männer, welche durch Weisheit und Verstand hindurch Kinder geworden sind. Kürze und Einfalt ist zweierlei. Es kann etwas sehr kurz, aber desto schwerer und unverständlicher gesagt sein. So ist es bei Luther’s Katechismus nicht. Er ist kurz – und einfältig; ja reich und tief wie das Meer, reich und tief wie der Himmel, voll himmlischer Fülle, voll Geistes und Lebens.
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 „Der kleine lutherische Katechismus kann durchaus mit betendem Herzen gelesen, gesprochen, kurz: gebetet werden. Das kann man von keinem andern Katechismus sagen. Die bestimmteste Lehre, welche jeder Verdrehung widerstrebt, enthält er – und doch ist er nicht polemisch: es weht die reinste Friedensluft durch ihn hin. Die mannhafteste, gewordenste Erkenntnis spricht sich in ihm aus – und doch verträgt er die seligste Beschaulichkeit des Gemüts. Er ist ein Bekenntnis der Kirche und zwar unter allen das bekannteste, allgemeinste, in welchem der Kinder Gottes am meisten mit bewußtem Glauben Zusammentreffen; aber dies allgemeinste Bekenntnis redet doch im lieblichsten Tone des Ich. Innig, herzig, kindlich – und doch so| männlich, so mutig, so frei redet hier der einzelne Bekenner. Dies Bekenntnis ist unter allen, welche die Concordie von 1580 umfaßt, das jugendlichste, der hellste, durchdringendste Ton in dem harmonischen Geläute derselben, und doch rund, fertig, unmisverständlich wie irgend eins. Man könnte sagen, es erscheine in ihm die festeste Objectivität in Gestalt der lieblichsten Subjektivität.“

 Man kann sich denken, wie wichtig bei solcher Wertschätzung des Katechismus für Löhe die Unterweisung der Kinder in demselben war. Noch wichtiger freilich erschien ihm der sacramentliche Theil des Confirmandenunterrichts, der sogenannte Sechswochenunterricht, der nach alter Dettelsauer Uebung nach dem Aschermittwoch begann und bis zum weißen Sonntag währte. Von Allerheiligen bis zum Aschermittwoch pflegte Löhe, nachdem im vorangehenden Sommer das erste und dritte Hauptstück erklärt worden war, das zweite, vierte, fünfte und sechste Hauptstück (die drei letzten kürzer) zu behandeln. Der dann folgende Sechswochenunterricht verhielt sich zu der vorangegangenen Katechismuslehre ähnlich wie Cyrill’s mystagogische Katechesen zu der denselben vorausgeschickten Exposition des Glaubensbekenntnisses. Er sollte zum kirchlichen Handeln anleiten, insonderheit in das sacramentale Leben der Kirche einführen. Den Stoff dieses Sechswochenunterrichts zerlegte Löhe in vier Haupttheile; er handelte von der Taufe, von der Confirmation, von der Beichte und Absolution und vom heiligen Abendmahl.

 Denjenigen, die sich hierüber genauer unterrichten wollen, möchten wir den kurzen Abriß des Confirmandenunterrichts, den Löhe als zweite Serie seiner Tractate für die Seelsorge im Jahre 1860 im Verlag der Sebald’schen Buchhandlung zu Nürnberg erscheinen ließ, hiemit empfohlen haben. Man mußte| es freilich selbst gesehen und gehört haben, wie er dies dürftige Gerippe im mündlichen Unterricht mit Fleisch und Blut zu bekleiden verstand, um die eigentümliche Anziehungskraft seines Unterrichts für die Kinder, deren viele hier bleibende Eindrücke fürs Leben empfiengen, begreifen zu können. Dieser Sechswochenunterricht war mit größerer Feierlichkeit umkleidet als der gewöhnliche Katechismusunterricht. Einige Liederverse, von den Confirmanden gesungen, machten den Anfang jeder Confirmandenstunde. So lange z. B. der Unterricht bei Taufe und Confirmation verweilte, wurden regelmäßig einige Verse des Liedes: „Ich bin getauft auf Deinen Namen“ oder auch von dem Taufliede: „Christ, unser Herr, zum Jordan kam“ angestimmt. Darauf sprachen die Confirmanden unisono eines der drei schönen von Löhe verfaßten Gebete für den Confirmandenunterricht, die sich auf S. 25–27 seines im Jahre 1859 bei Sebald in Nürnberg erschienenen Klein-Sacramentale finden. Dann kam das betreffende Lehrstück an die Reihe, und mit dem Segen wurde geschlossen. Für die Confirmandinnen (wie für die sonstigen Bewohnerinnen) des Diakonissenhauses schloß sich an die Unterrichtsstunde noch die sogenannte stille halbe Stunde, welche in der Passionszeit regelmäßig von 12–1/21 Uhr gehalten wurde und zur stillen Marienarbeit des „Bewegens“ der gehörten Worte oder auch zur Betrachtung der Leidensgeschichte einlud. Die Passionszeit, die geistlich hebendste Zeit des Kirchenjahres, ragte so mit ihren heiligen Eindrücken in die Confirmandenstunde herein und that die Seelen der Lehrer und Hörer mit besonderer Feier an. Wenn z. B. die Ordnung der Communio in den Tagen der stillen Woche betrachtet, die Bedeutung der Consecration und die Geschichte der Einsetzung des heiligen Mahls gerade am Gründonnerstag behandelt wurde, so empfand auch die Kinderseele die Macht des Eindrucks, die in der lebendigen| Vergegenwärtigung des Gegenstandes des Unterrichts durch die Feier der Kirche lag. Getragen und gehoben von dem damals in Dettelsau so reichen gottesdienstlichen Leben in der höchsten Festzeit des Kirchenjahres giengen die Confirmanden dem Tag der Erneuerung ihres Taufbundes entgegen. Am Freitag vor Quasimodogeniti meldeten sie sich, geleitet von ihren Aeltern und Pathen, zum erstmaligen Genuß des heiligen Abendmahls an. Am Samstag beichteten sie dann privatim. Auf diese erstmalige Privatbeichte drang Löhe, während er dieselbe sonst dem freien Ermessen des Einzelnen überließ. Am Sonntag Morgen versammelten sich die Confirmanden im Pfarrhause, von wo aus sie dann geführt von den Repetenten, d. h. den Confirmanden des Vorjahres, in festlichem Schmuck unter Posaunenton und Glockenklang zur Kirche zogen. Dort pflegte Löhe noch einmal in kurzer, eindringlicher Rede die Bedeutung der Confirmation hervorzuheben und vollzog dann, assistiert von seinem Vicar, die heilige Handlung durch die signatio crucis und Handauflegung mit den Worten: „Ich zeichne Dich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und confirmiere Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“, worauf dann der assistierende Geistliche über dem Kinde betend einen der drei alten Segenswünsche sprach. Die von andern Geistlichen bei solchen Gelegenheiten getriebene Spruchwählerei misbilligte Löhe.
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 Da die Frage nach der Bedeutung der Confirmation eine in der lutherischen Kirche noch nicht ausgetragene Streitfrage ist, so interessiert es vielleicht unsere Leser, Löhe’s Ansicht von dem Wert und Wesen der Confirmation kennen zu lernen[.] Nicht blos im Gegensatz zu jener sentimentalen Überschätzung der Confirmation, wie sie in den Kreisen des modernen halbgläubigen Gefühlschristentums herrscht, sondern auch im Unterschied| von hochkirchlichen Anschauungen ernstgläubiger Männer unsrer Tage war Löhe einer bescheideneren Auffassung der Confirmation zugethan, wie man das schon aus dem oben erwähnten Tractat über den Confirmandenunterricht, sowie aus den Bemerkungen über die Bedeutung der Confirmation im zweiten Theil seiner Agende abnehmen kann. Ob man in der Ebr. 6, 1 ἐπίθεσις χειρῶν eine biblische Grundlage und Act. 8, 14 ff. einen apostolischen Vorgang für die Confirmation finden könne, war ihm sehr zweifelhaft, zumal es sich in letztgenannter Stelle um Mittheilung charismatischer Gaben handle. Wenn man nicht die Taufe und ihre Wirkung in Schatten stellen wolle, so bleibe für die Confirmation nur die Bedeutung einer kirchlichen Benediction übrig. Freilich hielt Löhe die Benedictionen nicht für inhaltlose Ceremonien, sondern im Anschluß an die Anschauungen der Alten auf Grund von 1. Tim. 4, 4–5, für heilige Handlungen, durch welche irgend eine „gratia sanctificans sive aliquid boni“ nicht blos angewünscht, sondern auch mitgetheilt werde. Darnach bestimmte er die Bedeutung der Confirmation dahin, daß er in ihr ein menschliches und ein göttliches Handeln unterschied. Das menschliche Thun bestehe in der Erneuerung des Taufbundes von Seite des Kindes (in der feierlichen Wiederholung der Abrenunciation und der gläubigen Zusage an den dreieinigen Gott) sowie in der Erklärung des Beitritts zur evangelisch-lutherischen Kirche. Die göttliche Gabe in der Confirmation aber sei der Stärkungssegen d. h. die Erneuerung und Vermehrung der in der Taufe bereits geschenkten seligmachenden Gaben des Geistes (des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung, der Geduld etc.) zum Zweck der Stärkung des heranreifenden Christen für den geistlichen Kampf. Die Fähigkeit zur Ertheilung dieses Segens erachtete Löhe für begründet in der allgemeinen Vollmacht des| geistlichen Amtes, doch gestand er zu, daß man den wesentlichen Inhalt der Confirmation auch dann festhalten könne, wenn man in dem Confirmationssegen nur die Application der (nach Matth. 18, 19–20 und Luc. 11, 13 allezeit der Erhörung gewissen) gemeindlichen Fürbitte um die Gabe des heiligen Geistes sehen wolle. Bei dieser Auffassung der Confirmation trug Löhe Bedenken, die bekannte Formel: Nimm hin den heiligen Geist u. s. w., anzuwenden. „Es läßt sich nicht leugnen“ – sagt er in der zweiten Auflage seiner Agende – „daß ein Segenswunsch, der über die Gebetszuversicht hinausreicht und exhibitiv wird, sich für eine lutherische Confirmation nicht eignet. Deshalb ist er auch in dieser Ausgabe weggelassen.“ Dies war Löhe’s Anschauung von der Confirmation.

 An die Confirmationshandlung schloß sich sofort die Feier des heiligen Abendmahls an. Der Wunsch, der in der Kirchenordnung des Herzogs August von Braunschweig und Lüneburg ausgesprochen ist, „daß auch die Aeltern und Gevattern gleich nach der Confirmation das hochwürdige Sacrament sammt den Kindern empfiengen“, wurde durch Löhe in der Gemeinde Neuendettelsau stehende kirchliche Sitte. Geleitet von ihren Aeltern und Pathen traten die Kinder zum Altar und empfiengen die himmlische Speise.

 Am Nachmittag versammelten sich die Neuconfirmierten sammt den bisherigen Präparanden, den Confirmanden des kommenden Jahres, wieder im Pfarrhause, von wo aus sie diese Letzteren gewissermaßen zur Vorfeier ihres nächstjährigen Confirmationsganges zur Kirche führten. Dort hielt Löhe noch einmal an die Confirmanden eine Ansprache, deren Ton im Unterschied von derjenigen des Vormittags oft weniger feierlich, dafür aber gemütlich annahender, dem Lebens- und Vorstellungskreis des Landkindes mehr angepaßt war. Er benützte| zu diesen Ansprachen z. B. das Evangelium von dem Gang des 12jährigen Jesusknaben in den Tempel, dem er immer eine Fülle praktisch-fruchtbarer Gedanken zu entnehmen wußte. Anknüpfend an das Beispiel des Jesuskindes, das seine Reife zur Selbstständigkeit durch desto innigere Versenkung in die Gemeinschaft mit seinem himmlischen Vater und desto freudigeren Anschluß an das Heiligtum und das gottesdienstliche Leben seines Volkes feierte, ermahnte er die Confirmanden, die Confirmation nicht wie so viele ihres Gleichen als einen Entlassungsschein aus der Kirche und für einen Freibrief zur Theilnahme an den Vergnügungen der Welt anzusehen, sondern sich nun nur um so treuer zu Gott, Seinem Haus und Seinem Worte zu halten. So ermunterte er die Neuconfirmierten einmal, heute ihrem HErrn drei Gelübde abzulegen, das Gelübde fleißigen Besuchs der Christenlehre, fleißigen Gebrauchs der Beichte, fleißiger Theilnahme am heiligen Abendmahl.
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 Für das Kind des Landmanns bezeichnet bekanntlich die Confirmation auch einen wichtigen Wendepunkt seines äußeren Lebensganges. Aermere Aeltern warten diesen Zeitpunct nur ab, um ihre Kinder zu verdingen, andere müssen wenigstens für ihre Söhne eine Entscheidung bezüglich der Erlernung eines Handwerks etc. treffen. In Berücksichtigung dieses Umstandes redete Löhe einmal an einem solchen Nachmittag auf Grund des oben erwähnten Textes zu den Confirmanden und deren Aeltern „von der Wahl eines Lebensberufes“. Er begann mit der Bemerkung, daß notwendig auf jeden gehobenen Seelenzustand eine Zeit der Abspannung folge. Hienieden, wo Alles dem Wechsel unterthan sei, könne man sich, wenn man eine inwendige Höhe erklommen, auf derselben nicht lange behaupten, es gehe von der Feier der Seele wieder herab thalwärts in die Alltäglichkeit des Lebens, und es gelte nur, dafür zu sorgen,| daß dieser Uebergang kein schroffer und plötzlicher, sondern ein allmählicher und zweckmäßig geleiteter sei. Zu dem Ende wolle er im Heiligtum mit Aeltern und Kindern eine Ueberlegung wegen der Wahl eines Lebensberufes für letztere anstellen. Solche ohnehin den Aeltern sich jetzt aufdrängende Erwägungen seien auch für die Kinder kein Hindernis der Nachfeier des Festes vom Vormittag. Nachdem Adam mit Gott den hohen Sabbath der Schöpfung gefeiert hatte, sei er von Gott selbst sofort in seinen irdischen Beruf eingeführt worden, „den Garten zu bauen und zu bewahren.“ Und auch das Jesuskind sei unmittelbar nach den hohen Feierstunden seiner Seele im Tempel, wo sich ihm das beseligende Geheimnis seiner Gottessohnschaft aufgeschlossen, mit seinen Aeltern hinabgezogen nach Nazareth, um dort in der Stille einer Werkstatt, in der Ausübung eines einfachen Handwerks, die Zeit bis zu seinem Auftreten in Israel zuzubringen. Und nach dieser Einleitung kam nun eine Reihe von Ratschlägen für die Aeltern, daß sie ihrer Kinder Gabe und Neigung erforschen möchten, ehe sie zur Wahl eines Lebensberufes für dieselben schritten, daß sie nicht nur darauf sehen möchten, daß ihre Kinder sich – gleichviel auf welche Weise – ihr Brot verdienen könnten, sondern lieber solche Handwerke für sie erwählen sollten, bei welchen auch der Verstand geübt werde und eine gewisse Kunstfertigkeit zu zeigen sei, weil dadurch auch deren Bildungsstand gehoben werde etc.

 Gewiß ein originelles, aber auch praktisches Thema!

 Die Fürsorge für die konfirmierte Jugend erachtete Löhe für eine ebenso dringende als schwer zu erfüllende Pflicht der Kirche und des geistlichen Amtes. Die Bildung von christlichen Jünglingsvereinen begegnet auf dem Lande mehr Vorurteilen und Hindernissen als in Städten. Darin lag wol der hauptsächliche Grund, warum der in Neuendettelsau ins Leben| gerufene Jünglingsverein nur eine kümmerliche Existenz fristete und noch fristet. Schöner gedieh ein von Löhe gegründeter und unter seiner Aufsicht und thätigen Theilnahme von einer Diakonissin geleiteter Jungfrauenverein, der sichtlich viel zur Hebung der weiblichen Jugend der Gemeinde beitrug, aber auch nur zeitweiligen Bestand hatte. Immerhin aber war, so lange Löhe lebte und die Anstalten mit dem Dorfe Eine Gemeinde bildeten, eine größere Einwirkung des Diakonissentums auf die weibliche Dorfjugend vorhanden und der Segen derselben unverkennbar.
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 Die confirmierte Jugend in lebendigerem Zusammenhang mit der Kirche zu erhalten, diente zunächst die in Dettelsau herkömmliche Einrichtung, daß die confirmierten Kinder als „Repetenten“ im nächstfolgenden Jahr noch einmal am Sechswochenunterricht Theil nahmen und – wie schon erwähnt – die Confirmanden am Tage der Confirmation zum Tisch des HErrn geleiteten. Auch unter den Confirmanden der einzelnen Jahrgänge suchte Löhe eine gewisse Gemeinschaft zu erhalten, indem er sie zu gemeinsamen Abendmahlsgängen ermunterte. Jeder Jahrgang von Confirmierten sollte gleichsam eine „Abendmahlsschicht“ (πρασία) bilden, so daß die ganze Abendmahlsgemeinde das Bild jener großen Tischgesellschaft darstellte, die in Schichten geordnet (Marcus 6, 40) vom HErrn in der Wüste von Peräa gespeist wurde. Freilich erzielten derartige Bestrebungen nur theilweisen Erfolg; es blieb häufig doch nichts Anderes übrig, als die Gelegenheit zu seelsorgerlicher Einwirkung abzuwarten, die sich in der Anmeldung einzelner Neuconfirmierter zum heiligen Abendmahl bot. Ein Wunsch Löhe’s blieb es aber immer, eine ähnliche Gliederung und Zusammenfassung der seiner Seelsorge befohlenen Pfarrkinder nach Ständen und Altersclassen hergestellt zu sehen, wie dies in der| Brüdergemeinde durch die Eintheilung der Gemeindeglieder in Chöre verwirklicht ist.

 Um die Charakteristik Löhe’s als Lehrers und Erziehers der Jugend zu vervollständigen, wird noch ein Wort über die Art und Weise zu sagen sein, wie er die sonntäglichen Christenlehren abhielt.

 Wenn man die Meisterschaft des Katecheten in der kunstvollen Handhabung der sokratischen Methode sucht, so konnte man an Löhe’s Weise zu katechisieren Mangel und Tadel finden. Der Anziehungskraft der Löhe’schen Katechesen that indessen dieser Mangel keinen Eintrag. Im Gegentheil war selbst die Betheiligung der Erwachsenen an denselben eine so zahlreiche, wie kaum anderwärts. Manche fanden sogar Löhe’s Christenlehren noch schöner als seine Predigten. Und was mehr sagen will: Die Erwachsenen saßen nicht blos als stumme Zuhörer da, sondern ließen sich auch zu lebendiger Theilnahme am Unterricht durch Frage und Antwort herbeiziehen. Bei schwierigeren Fragen forderte nämlich Löhe oft ältere Leute aus der anwesenden Zuhörerschaft auf, ihre Meinung zu sagen. Wenn dann irgend eine kräftige Männerstimme von der Empor herab die Antwort gab, machte das immer einen tiefen, fast feierlichen Eindruck auf die Anwesenden, und welches vortreffliche Mittel war diese Heranziehung der Erwachsenen zu activer Betheiligung an dem katechetischen Gespräch, um die allgemeine Theilnahme an dem Unterricht rege zu erhalten und insonderheit auch die Aufmerksamkeit der Kinder zu schärfen.

 Löhe’s Vortragsweise in der Christenlehre war vorwiegend akroamatisch mit zwischeneingestreuten leichteren Fragen. Der strengen Frageweise bediente er sich hauptsächlich beim Repetieren und Examinieren.

 Was den Unterrichtsstoff der sonntäglichen Christenlehren| anlangte, so hielt sich Löhe meistens an einen von ihm selbst entworfenen Plan der Vertheilung des katechetischen Lehr- und Lernstoffs über das Kirchenjahr. Der in diesem Entwurf ausgeführte Gedanke, den Katechismusstoff in den sonntäglichen Christenlehren mit möglichstem Anschluß an das Kirchenjahr zu behandeln, ist gewiß ein richtiger zu nennen.

 Ein Beweis der theilnehmenden Fürsorge Löhe’s für die confirmierte Jugend darf wol auch die kleine aber wertvolle Schrift genannt werden, die er unter dem Titel: „Conrad. Eine Gabe für Confirmanden“ herausgab, und die 1870 in fünfter Auflage erschien. Der Name Conrad (Künrat = Ratweiß nach Luther’s Dolmetschung) soll die Bestimmung des Büchleins bezeichnen: ein geistlicher Ratgeber für die Jugend an dem Scheideweg des Lebens zu sein, der durch die Confirmation bezeichnet ist. Der Abschnitt mit der Ueberschrift: „Guter Rat fürs Leben“ gehört zu dem Schönsten, was aus Löhe’s Feder geflossen ist.

 Vielleicht darf hier auch noch eines andern Schriftchens Löhe’s Erwähnung geschehen, welches von zartestem Duft der Anmut angehaucht ist wie kein anderes Erzeugnis seiner Feder. Es ist das Büchlein von der „weiblichen Einfalt“. Löhe schrieb das Büchlein für seine Tochter, um es ihr an ihrem Confirmationstage als Geschenk zu überreichen. Es ist seine edelste Gabe an die Heranwachsende weibliche Jugend und an die Frauenwelt überhaupt. Bekanntlich erscheint in diesem Büchlein die heilige Jungfrau als Ideal weiblicher Einfalt. „Das Büchlein von der ,weiblichen Einfalt‘“ – schreibt er an seinen Verleger – „ist mir eine Herzenssache; eben drum eilt mirs nicht. Es fällt mir so ganz mit dem Bilde der frommen Gottesmutter zusammen, daß ich’s nicht davon trennen kann. Ich werd wol meinen alten Plan ausführen und so von der Einfalt der Frauen schreiben,| daß ich von ihr schreibe. Da will ich noch einmal die schöne Marienzeit der Weihnachten mit durchleben, wenn mir Gott überhaupt das Leben so lange schenkt und an sie denken – und dann schreib ich mein Büchlein.“



  1. Daß Luther das große Schlag- und Losungswort der Reformation, das Wort „von der Rechtfertigung allein aus Glauben“ im kleinen Katechismus vermied, erschien Löhe immer als ein bedeutsamer pädagogischer Wink. Im Confirmandenunterricht trug er natürlich die Lehre von der Rechtfertigung vor. Nicht die Sache, nur das Wort – pflegte er zu sagen, fehle im kleinen Katechismus, denn das zweite, dritte, vierte, fünfte [143] und sechste Hauptstück handle ja ganz und gar von dem Wesen der Rechtfertigung, nämlich von der Vergebung der Sünden. Aber eben deshalb lag ihm in Predigt und Unterricht weniger daran, die schulgerechte Doctrin von der Rechtfertigung vorzutragen, als vielmehr – im Anschluß an den Gedankenfortschritt vom fünften zum sechsten Kapitel des Römerbriefs – den Zusammenhang der Rechtfertigung mit den Gnadenmitteln und dem Leben der Kirche aufzuzeigen. Die gläubige Aneignung der Sündenvergebung in der Taufe und namentlich in dem Wort der Absolution sei das Wesen der Rechtfertigung, die Absolution sei die verkörperte Rechtfertigung, wie die Beichte die verkörperte Buße.


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