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Westphälische Sagen und Geschichten/Die Wundertropfen zu Lünen

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Textdaten
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Autor: H. Stahl alias Jodocus Temme
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Titel: Die Wundertropfen zu Lünen
Untertitel:
aus: Westphälische Sagen und Geschichten
Seite 270–271
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1831
Verlag: Büschler’sche Verlagsbuchhandlung
Drucker:
Erscheinungsort: Elberfeld
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons = Google
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
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[270]
IV.


Die Wundertropfen zu Lünen.

Ein gewisser Ritter, mit Namen Lübert von Schwansbell, von dem Orden des heiligen Gregorius in Lifland, wurde im Kriege wider die Russen gefangen und sehr übel gehalten. Weil er in seinem Gefängnisse von keinem Menschen Trost hatte, wendete er sich zu Maria, der Mutter der Barmherzigkeit. Als ihm nun zu einer Zeit ein Stück Fleisch, darin eine Rippe war gebracht wurde, nahm er dieselbige, und kratzte damit auf einen Klotz, der im Gefängnisse war, das Bild der Maria mit ihrem Kinde auf dem Arme, so gut er konnte, und betete täglich vor demselben um Erlösung aus der Gefangenschaft. Einst als er auch vor diesem Bilde seine Andacht verrichtete, und der Kerkermeister unverhofft dazu kam, suchte er zwar das Bild mit seinem Mantel zu verbergen; weil aber der Kerkermeister meinte, er wolle etwas verstekken, womit er sich aus dem Gefängniß erlösen könne, [271] riß er ihm den Mantel weg, wurde des Bildes gewahr, und fragte ihn nach der Bedeutung. Wie ihm Lübbert solche gab, von der Kraft der Maria Vorstellung that, und ihn zu bekehren suchte, sprach der Kerkermeister: Ich will erfahren, ob du die Wahrheit redest! – Darauf zog er einen Dolch heraus, und stieß dreymal in das Bild. Und wunderbarer Weise flossen bey jedem Stoße drey Tropfen Bluts aus dem Holze, neun im Ganzen, so daß der Mensch bestürzt davon ging. Lübbert aber nahm seinen Mantel und fing das Blut damit auf. Nachmals wurde er aus seinem Gefängnisse befreyet, und wie er nun glücklich wieder nach Westphalen kam, hat er von diesen Wundertropfen drey nach Altenlünen, drey nach Derne und drey nach Waltrop an die Pfarrkirchen geschenkt, wo sie auch viele Wunder verrichtet haben.

(v. Steinen.)