Westphälische Sagen und Geschichten/Die Gebeine des heil. Ludgerus
Als der heilige Bischof Ludgerus von Münster am 26. März des Jahrs 809. im Dorfe Billerbeck verstorben war, wurden seine Gebeine nach der Stadt Münster gebracht, und dort begraben. Allein sein Leib konnte hier nicht verwesen, und jeden Morgen stand die Todtenlade oben auf dem Grabe, und eine Stimme rief aus diesem: hier wolle er nicht begraben seyn! Da grub man den Leichnam aus der Erde, legte ihn wieder in den Sarg und stellte ihn auf einen Wagen. Vor den Wagen spannte man zwei Ochsen, und ließ diese hingehen, wohin sie wollten. Und die Thiere setzten sich in Bewegung, und zogen den Leib des heiligen Mannes bis vor die Kirchthüre zu Werden; hier blieben sie stehen, und keine Gewalt konnte sie weiter treiben. Da erkannte man, daß der Heilige hier, wo er das Kloster erbauet hatte und dessen erster
[100] Abt gewesen war, wolle begraben seyn. Und man gab auf der Stelle, wo die Ochsen stille standen, seine Gebeine der Erde, und sie lagen nun ruhig, und liegen noch da.