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Weltausstellungsbriefe aus Chicago (2)

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Textdaten
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Autor: Rudolf Cronau
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Titel: Die Eröffnung der Ausstellung
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aus: Die Gartenlaube, Heft 25, S. 412–413, 416–418
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Ausmaße und Eröffnung der World’s Columbian Exposition
Serie Weltausstellungsbriefe aus Chicago
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[412–413]

Die Eröffnung der Weltausstellung zu Chicago am 1. Mai 1893.
Originalzeichnung von Rudolf Cronau.

[416]
Nachdruck verboten.
Alle Rechte vorbehalten.

Weltausstellungsbriefe aus Chicago.

Von Rudolf Cronau.
II.
Die Eröffnung der Ausstellung.

Unter den zahllosen figürlichen Bildwerken, welche aus Anlaß der Kolumbischen Weltausstellung zu Chicago entstanden sind, hat keines meine Aufmerksamkeit so sehr gefesselt wie jene schöne Frauenstatue, welche die Stadt „Chicago“ personifi[c]iert: eine von jugendlicher Schönheit umflossene königliche Gestalt, die an die Figur der Jungfrau von Orleans erinnert und die auf ihrem Haupte ein aus lodernden Flammen gebildetes Diadem trägt, von dem sich der Vogel Phönix emporschwingt. Wenn diese Symbolik in glücklicher Weise an die nur zwei Jahrzehnte hinter uns liegende Zeit erinnert, wo infolge einer furchtbaren Feuersbrunst das junge Chicago in Schutt und Asche versank, um bald darauf in desto herrlicherer Pracht wieder zu erstehen, so ist der über der Brust des Frauenbildes zu lesende Wahlspruch „I will“ nichts als der Ausdruck jener bewundernswerthen Entschlossenheit und jener wahrhaft unerschütterlichen Zuversicht, welche die hervorstechenden Züge in dem Wesen der Bewohner von Chicago sind.

„I will“, das ist die stolze Losung der Weltstadt am Michigansee, und dieses „Ich w[i]ll“ ließ neuerdings auf einem von Sümpfen und Lagunen durchzogenen öden G[e]lände eine Stadt von Palästen und Tempeln erstehen, wie die Welt sie kaum vorher gesehen hat.

Es verlohnt sich, in kurzen Zügen einen Rückblick auf die Geschichte, auf die Entwicklung dieser Stadt der Paläste zu thun.

Als gegen Ende des Jahres 1889 der Plan angeregt wurde, alle Nationen der Erde zur Theilnahme an der Feier der vierhundertjährigen Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus einzuladen, und in weiterer Ausführung dieses Planes die Veranstaltung einer Weltausstellung beschlossen wurde, welche ganz besonders die Fortschritte der Kultur seit der Entdeckung der Neuen Welt vor Augen führen solle, da traten als Bewerberinnen um die Ehre, Sitz der Kolumbischen Weltausstellung zu sein, drei Städte auf: das königliche New-York, Washington, die politische Hauptstadt der Vereinigten Staaten, und – das junge Chicago. Daß sich das letztgenannte, kaum einige Jahrzehnte alte Gemeinwesen vermaß, mit New-York und Washington in ernsthaften Wettbewerb zu treten, rief allgemeines Kopfschütteln, ja stellenweise sogar Spott und Hohn hervor, und nicht gering war darum die Verblüffung, als nach langem Ringen die Sache vor dem Kongreß der Union zur Entscheidung gebracht wurde und – das junge Chicago den so heiß umstrittenen Preis erhielt.

Die Frage, ob Chicago befähigt sei, die nun übernommene riesengroße Aufgabe auch wirklich zu lösen, ist gar oft aufs ernsthafteste erörtert worden. Wenn man aber heute, nach erfolgter Eröffnung der Weltausstellung, durch die Straßen der sogenannten „White City“ geht und staunend den Blick über das Geschaffene hinweggleiten läßt, so muß sich auch der eingefleischteste Gegner Chicagos zu dem unumwundenen Geständniß bequemen, daß die junge Weltstadt voll und ganz ihre Pflicht gethan hat.

Einen glänzenderen Beweis für die Thatkraft, die Leistungsfähigkeit und den Opfermuth seiner Bürger hätte Chicago niemals erbringen können, und ganz besonders derjenige wird sich verdutzt die Augen reiben, der da zugegen war, als am 1. März des Jahres 1891 der erste Spatenstich in dem Sumpfe gethan wurde, an dessen Stelle sich heute die „Weiße Stadt“ in ihrer ganzen Pracht und Herrlichkeit erhebt. Ungezählte Tausende mußten hergegeben werden, bevor aus einem Labyrinth von stehenden Pfuhlen und Tümpeln jene blanken Seen, Lagunen und Wasserstraßen gewonnen wurden, die zu den mächtigen Gebäuden den wirkungsvollsten Gegensatz bilden und unstreitig dem Kolumbischen Weltausstellungsplatz zum eigenartigsten Schmuck gereichen.

Und welche Unsummen verschlang erst der Aufbau der „Weißen Stadt“ selbst!

Schwerlich sind jemals so riesige Werthe auf einem derartig begrenzten Raum zusammengehäuft worden wie hier, und wir müssen Zahlen zu Hilfe nehmen, um klar zu machen, wie die „Worlds Columbian Exposition“ selbst die Weltausstellung in Paris vom Jahre 1889 weitaus übertrifft, die doch alles bisher in dieser Richtung Dagewesene in Schatten stellte. Nahm jene mit ihren Ausstellungsgebäuden und Anlagen ein Areal von 173 Ackern ein (1 Acker etwa = 40½ a), so bedecken Jackson Park und die mit ihm zusammenhängende Midway Plaisan[c]e, die beiden für die Kolumbische Weltausstellung gewählten Anlagen, einen Raum von rund 600 Ackern, von welchem die Gebäude allein 200 beanspruchen. Wurden für die Herstellung der Gebäude und für sonstige Zwecke der Ausstellung in Paris 6 Millionen Dollar verausgabt, so belief sich die Höhe der von den Ausstellungsbehörden für die Kolumbische Weltausstellung aufgewendeten Gelder auf über 20 Millionen Dollar. Von jenen 20 Millionen steuerten die Bürger Chicagos allein 11 Millionen bei und außerdem stellten sie dem Direktorium noch weitere 5 Millionen leihweise zur Verfügung.

Zu diesen von der Ausstellungsbehörde verausgabten 20 Millionen kommen noch weitere 12 Millionen, die zur einen Hälfte von den einzelnen Staaten und Territorien der Union, zur anderen von den ausländischen Regierungen hergegeben wurden, um neben ihren eigenen Interessen den allgemeinen Erfolg der Ausstellung sichern zu helfen.

An einzelnen Bauwerken umfaßt die Ausstellung deren gegen 400, von welchen einige wahrhaft riesige Maße besitzen. So z. B. bedeckt der Palast für Industrie und freie Künste allein den ansehnlichen Raum von 1.328.000 Qu[a]dratfuß (= 123.420 qm), während die Maschinenhalle 72.490, der Landwirthschaftspalast 53.160 und das Gebäude, in welchem das Transportwesen veranschaulicht wird, 56.320 Quadratmeter beanspruchen.

Daß dies alles in dem kurzen Zeitraum von nur zwei Jahren geschaffen wurde, gereicht Chicago zur hohen Ehre, und um so höher muß man das Erreichte anschlagen, wenn man bedenkt, daß die Ungunst der Witterung große Schwierigkeiten in den Weg warf. War es doch namentlich der letzte, äußerst lange anhaltende Winter, der mit seiner ungewöhnlichen Strenge wochenlang fast alle Arbeiten unmöglich machte! Die Versäumnisse, die hierdurch entstanden, mußten eingeholt werden, und so sah man in den letzten Tagen vor der Eröffnung eine Armee von mehr als 16.000 Mann und 3000 Pferden mit unzähligen Dampfmaschinen, Winden, Krahnen, Wagen etc. in fieberhaftester Arbeit, um alles bis zum Festtage, dem 1. Mai, fertigzustellen. Ist das auch nicht ganz vollständig gelungen, so grenzt doch das, was in jenen Tagen auf dem Weltausstellungsplatze geleistet wurde, ans Fabelhafte, und sicher wird gar manchem Besucher dies Bild ungeheuerster Thätigkeit zum mindesten ebenso interessant erschienen sein als später die fertige Ausstellung selber.

So kühn und groß geplant, wie diese es war, so gestalteten sich auch die Festlichkeiten, welche gelegentlich ihrer Eröffnung gefeiert wurden.

Diese Festlichkeiten nahmen ihren Anfang mit einer am 27. April in der Mündung des Hudson abgehaltenen Flottenschau, zu welcher fast alle civilisierten Nationen der Alten und Neuen Welt ihre auserlesensten Schlachtschiffe entsendet hatten. Die Schiffe versammelten sich in der mächtigen Chesapeake Bai, um am 26. April in langer Doppelprozession ihren Einzug in die herrliche Bai von New-York zu halten. Von dem scharfen Licht der Morgensonne umflossen, glitten 35 zumeist schwergepanzerte Kriegsfahrzeuge mit einer Besatzung von zusammen über 10.000 Mann vor den Augen der von weit und breit herbeigeströmten Zuschauer vorüber. Auf der Backbord-, also der linken Seite des Doppelzuges bewegten sich zunächst zwölf schneeweiß angestrichene Panzerschiffe der Union dahin, ihnen folgten ein argentinischer Kreuzer, [417] eine niederländische Korvette und die zwei ihrer schönen Formen halber vielbewunderten Kreuzer Deutschlands, welche die „Gartenlaube“ bereits früher (Nr. 14) abgebildet hat. Die Steuerbordseite wurde von britischen, russischen, französischen, italienischen, spanischen und brasilianischen Kriegsschiffen eingenommen, an welche sich unzählige Personendampfer und Jachten anschlossen, so daß das Gesamtschauspiel überaus bunt und lebhaft war.

In derselben Ordnung, in welcher die Fahrzeuge gekommen, warfen sie im Hudson Anker und bildeten eine mehrere englische Meilen lange Gasse, an deren Spitze drei kleine merkwürdig geformte Schiffchen, Nachbildungen der Karavellen des Kolumbus, den Ehrenplatz einnahmen. Diese nach alten Vorlagen in Spanien gezimmerten Karavellen hatten unter Beistand eines spanischen Kriegsschiffes gleichfalls die Fahrt über den Ocean gemacht und waren nach ihrer Ankunft in Havanna nach dem allgemeinen Sammelplatz geschleppt worden, wo sie durch ihre absonderliche, malerische Bauart und ihren krassen Gegensatz zu den gewaltigen Meerungeheuern der Neuzeit allgemeine Aufmerksamkeit erregten.

Am 27. April, kurz nach Mittag, begab sich Grover Cleveland, der Präsident der Vereinigten Staaten, umgeben von glänzendem Gefolge, an Bord einer reichgeschmückten Jacht, um die Revue der mächtigen, im Schmuck unzähliger Flaggen und Wimpel prangenden Flotte abzunehmen. Welch ein Schauspiel! Im Nu bevölkerten sich die Rahen und Masten der Fahrzeuge mit Tausenden von Matrosen, die Seesoldaten traten unter die Waffen, die Kapellen spielten die Nationalhymnen, während der Donner der Salutschüsse die Häuser der Millionenstadt auf Manhattan Island erbeben machte.

An diese Flottenschau reihten sich zahlreiche andere rauschende Festlichkeiten, welche während der letzten Woche des Aprils 1893 die Bewohner von New-York in Aufregung erhielten. Einen besonderen Reiz gewannen alle diese zu Ehren des großen Entdeckers Christoph Kolumbus getroffenen Veranstaltungen dadurch, daß denselben einer seiner Nachkommen, der spanische Herzog von Veragua, als Ehrengast der amerikanischen Nation beiwohnte.

Präsident Cleveland eröffnet die Ausstellung durch Berührung des elektrischen Knopfes.

Wenn auch die Feierlichkeiten, welche sich an die am 1. Mai zu Chicago erfolgte Eröffnung der Weltausstellung knüpften, ein einfacheres Gewand trugen, so waren sie nichtsdestoweniger von großartigem Eindruck. Sie spielten sich in der Hauptsache auf dem Weltausstellungsplatze selbst, und zwar auf dem sogenannten „Ehrenhofe“, ab, einem Festraum, der uns in die Blüthezeit der alten Roma versetzt.

Denke sich der Leser eine gewaltige, von schneeweißen Marmorwänden umschlossene und von Wasservögeln und buntfarbigen Gondeln durchfurchte Lagune, in deren Wellen sich ragende Paläste spiegeln: rechts der 514 Meter lange und 240 Meter breite Palast für Industrie, links die nicht minder großartige Halle für die Erzeugnisse des Ackerbaus. Die Ostseite des Schauplatzes ist von einer mächtigen, in korinthischem Stil gehaltenen Kolonnade begrenzt, deren 48 Säulen die 44 Staaten und 4 Territorien der Union darstellen. Im westlichen Hintergrund erhebt sich hingegen zwischen der Elektricitäts- und der Minenbauhalle einerseits und der Maschinenhalle andererseits das entzückend schöne Verwaltungsgebäude mit seiner goldschimmernden Riesenkuppel. Und wo nur das Auge hinblickt, begegnet es einem schier überschwenglichen Reichthum von Skulpturwerken aller Art. Dort schwingen sich zierliche Brücken über die blaue Lagune, da ragen mit Schiffsschnäbeln besetzte Säulen in die Lüfte. Daneben sehen wir kolossale Vasen, in denen riesenhafte Blattgewächse und Agaven prangen, oder wir bewundern naturalistisch behandelte Thierfiguren, wie Bären, Büffel, Elche, Jaguare.

Das meiste Aufsehen erregt aber eine von phantastischen Tritonen und Wasserrossen gezogene und von acht schönen Jungfrauen geruderte Karavelle, auf deren hohem Deck die Göttin der Freiheit triumphierend thront. Diesem Bildwerk gegenüber, am östlichen Ende der Lagune, ragt eine Kolossalstatue der Republik empor. Noch verbargen sich die Formen dieser hohen Gestalt hinter flatternden Leinwandstreifen, aber die Stunde der Enthüllung war nahe.

Schon füllte sich der Festplatz. Von Nord und Süd, von Ost und West strömten in unendlichen Zügen Tausende von Menschen herbei, aus den Tausenden wurden Hunderttausende.

Auch die vor dem Verwaltungsgebäude errichtete Tribüne begann sich mit Menschen zu beleben. Es erschienen die Herren der Ausstellungsbehörden, die Leiter der verschiedenen Departements, die Abgeordneten der hier tagenden Weltkongresse, die Vertreterinnen der Frauenabtheilung, Mitglieder des amerikanischen Senats und des Kongresses, die Gouverneure der einzelnen Staaten und Territorien, die Angehörigen des diplomatischen Corps, die Kommissare der ausländischen Regierungen. Welch erlesene Versammlung, welch glänzende Uniformen! Hier die goldfunkelnden Staatsröcke der Vertreter fast sämtlicher europäischen Reiche, daneben die absonderlichen Galagewänder von Abgesandten aus dem Reich der Mitte, aus Japan, Korea, von den Polynesischen Inseln, aus Südamerika, aus Australien und weiß der Himmel wo her. Auch eine Anzahl Indianer erschien in vollem Kriegsschmuck unter der Menge.

Noch haftete das Auge an all dem vielfarbigen Schmuck, an [418] dem Mosaik der Völker- und Menschenrassen, die da alle gekommen waren, um dem großen Feste beizuwohnen. Da plötzlich brach brausender Jubel aus der unübersehbaren Menschenmasse – Grover Cleveland, der Präsident der Vereinigten Staaten, war erschienen. Von seinen Ministern umgeben und begleitet von dem die Uniform eines spanischen Admirals tragenden Herzog von Veragua, stieg er gemessenen Schrittes die Tribüne hinab bis zu dem Halbkreis, in dessen Mitte ein mit der amerikanischen Flagge bedeckter Tisch stand; auf dessen Oberfläche war jener elektrische Knopf angebracht, durch dessen Berührung die Inbetriebsetzung der Ausstellung erfolgen sollte.

Eine Hymne, ein Gebet und eine Deklamation eröffneten die Feierlichkeit, dann hielt der Generaldirektor der Ausstellung, Georg R. Davis, mit weithin schallender Stimme eine Ansprache, in welcher er das Werden und Wachsen des ganzen Unternehmens zeichnete bis zu diesem Augenblick, wo es dem Präsidenten der Union überlassen sei, die Ausstellung zu eröffnen. Cleveland erwiderte mit wenigen Worten und sagte zum Schluß seiner Rede: „So laßt uns denn die Bedeutung, welche dieser Feier zu Grunde liegt, ganz erkennen und den Eindruck derselben nicht verlieren! Wie durch einen Fingerdruck die Maschinerie dieser Ausstellung in Thätigkeit gesetzt wird, so mögen in demselben Augenblick unsere Hoffnungen und Erwartungen diejenigen Mächte wachrufen, welche die Wohlfahrt, die Würde und die Freiheit der Menschheit beeinflussen.“

Mit leichter Hand berührte der Präsident nunmehr den elektrischen Knopf, und in demselben Augenblicke begannen wie durch magische Gewalten getrieben die ungeheuren Maschinen in den Hallen zu arbeiten, stiegen in funkelnden Säulen sprudelnde Springbrunnen empor, donnerten die Kanonen und fiel die Hülle von dem goldschimmernden Standbild der Republik. Zugleich entfalteten sich auf den Zinnen sämtlicher Paläste unzählige Flaggen und Wimpel; dichte Scharen weißer Möven, die man sorgfältig gefangen gehalten hatte, stiegen in die Lüfte, über der Tribüne aber wehten an gewaltigen Stangen, welche auf ihren Spitzen Nachbildungen der drei Karavellen des Kolumbus trugen, das buntfarbige Banner Kastiliens, die weiße, mit grünem Kreuz belegte Fahne des Kolumbus und eine Riesenflagge der nordamerikanischen Republik.

Die Wirkung dieser urplötzlich erfolgenden Verwandlung war eine geradezu zauberhafte, zumal in demselben Augenblicke die Sonne aus dem düsteren Regengewölk hervorbrach und die weißen Paläste, die goldene Statue der Republik und den goldenen Dom des Verwaltungspalastes mit einer wahren Fluth von Licht übergoß.

Aus Hunderttausenden von Kehlen brach lautes Jubelgeschrei, denn in aller Herzen regte sich die Empfindung, daß dies eben erlebte Schauspiel etwas Gewaltiges bedeute, daß dieser Festtag ein Ereigniß sei, werth, von der Geschichte für alle Zeit festgehalten zu werden.