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Warum schweben die Wolken

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Textdaten
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Titel: Warum schweben die Wolken
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 1, S. 20
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1893
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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[20] Warum schweben die Wolken? Durch neuere Untersuchungen ist es zweifellos festgestellt worden, daß der Nebel nicht aus Bläschen, sondern aus Wasserkügelchen oder Tröpfchen gebildet wird. Man hat diese mikroskopisch beobachtet und gemessen. Der Engländer Dines fand, daß der dichte englische Nebel aus Tröpfchen von 0,016 bis 0,127 mm Durchmesser besteht, während der Deutsche Aßmus auf dem Brocken die Größe des Durchmessers auf 0,006 bis 0,035 mm bestimmte. Aus ähnlichen, bald kleineren, bald größeren Tröpfchen bestehen auch die Wolken, die über uns schweben. Der österreichische Meteorolog A. von Frank, der auf Märschen im Gebirg oft durch Wolken wanderte, erklärt, daß er diese Wassertröpfchen noch auf eine Entfernung von 20 cm mit bloßem Auge zu erkennen vermochte, und berechnet daraus die Größe ihres Durchmessers auf 0,028 mm. Das Gewicht eines solchen Wasserkügelchens beträgt nur etwas über ein zehnmilliontel Gramm! So winzig nun diese Kügelchen sind, so sind sie doch schwerer als die Luft. Warum fallen sie dann aber nicht beständig zur Erde, warum schweben sie so oft und so lange in der Luft, ja steigen mitunter empor? A. von Frank erklärt dies in der „Meteorologischen Zeitschrift“ dadurch, daß jedes dieser Wassertröpfchen mit einer Schicht Wasserdampf umgeben ist, und da der Wasserdampf leichter ist als die Luft, so hebt er den Tropfen und erhält ihn in der Schwebe. Scheint die Sonne auf die Wolken und erwärmt die Tröpfchen, so wird der Dampf vermehrt, der Ballast aber geringer: die Wolken steigen empor. Infolge der Abkühlung dagegen sinken sie, da sich dann der Wasserdampf vermindert und zu flüssigem Wasser verdichtet. Nach dieser Erklärung wären also die Wasserkügelchen winzige Luftballons und die Wolken Ansammlungen von solchen unendlich kleinen Luftschiffen, von denen in einem Kubikmeter Wolke Hunderttausende enthalten sind.

Wir erinnern uns dabei einer geschichtlichen Thatsache. Als die Gebrüder Montgolfier vor mehr als hundert Jahren ein Luftschiff erfinden wollten, suchten sie durch Raucherzeugung u. s. w. die Wolken nachzumachen und erfanden – die Montgolfière, den ersten Luftballon; die Natur der Wolken ist ihnen fremd geblieben. Wie seltsam, daß nach hundert Jahren die Wissenschaft das Schweben der Wolken durch das Vorhandensein zahlloser winziger Luftballons zu erklären sucht! *