Wanderlieder
Ich ziehe so lustig zum Thore hinaus,
Als ob’s ein Spaß nur wär’:
Das macht, es wallt Feinliebchens Bild
Gar helle vor mir her.
Ich sei dort oder hier,
Ich gehe fort, ich kehre heim,
Ich ziehe doch immer zu ihr.
Und wer zu seinem Liebchen reist,
Das läuft bei Tag und läuft bei Nacht
Und ruht sich nimmermehr.
Und ob es regnet, ob es stürmt,
Mir thut kein Wetter weh,
Ein freundliches Ade!
Was suchen doch die Menschen all
Zu Roß und auch zu Fuß?
Das wandert hin und wandert her
Zeitlebens ohn’ Verdruß.
Und auch ihr Herz dabei:
Sie sehn mich an und wundern sich,
Daß ich so langsam sei.
Ach, wer mit jedem, jedem Fuß,
Einen Schritt von seiner Liebsten thut,
Der macht ihn gerne klein.
Wer hat das Wandern doch erdacht?
Der hätt’ ein Herz von Stein –
Ich ließ’ es wahrlich sein.
Ich muß auf alle Berge steigen,
Die rechts und links am Wege stehn,
Und muß herab von allen Bergen
In weite, weite Ferne sehn.
Wonach ich schau’, in blaue Luft,
Muß doch auf alle Berge steigen,
Weiß nicht, wer so hernieder ruft.
Und muß nach jener Gegend schauen,
Daß mir zuletzt von allem Schauen
Die müden Augen übergehn.
Und in dem nassen Blick verschwimmen
Mir Feld und Fluß und Berg und Thal,
Es wie ein heller Mondenstrahl.
Dann hab’ ich in dem goldnen Lichte
Das liebe Thürmchen oft gesehn,
Und hat mir’s manchmal gar geschienen,
Und schaute nach der Straße nieder
Und schaute nach den blauen Höhn,
Daß ihr zuletzt von allem Schauen
Die müden Augen übergehn.
Die rechts und links am Wege stehn,
Und muß herab von allen Bergen
In weite, weite Ferne sehn.