Wünschelruthe (Gedicht)
Reich muß sich die Jugend träumen,
Luft’ge Schlösser zu erbauen,
Und das Meer muß golden schäumen,
Daß im Glanz die Fern’ zu schauen.
Mit den Worten, die sie beichtet,
Giebt sie vom Geheimsten Kunde,
Das wie Gold im Berge leuchtet.
Gern will Jeder Schätze heben,
Wo nie war ein reiches Streben,
Da heißt Demuth nur Verarmen.
Drum ergreife mit Vertrauen
Jeder diese Wünschelruthe,
Schlag’ sie an im frischen Blute.
Mußte sie im Geist ersprießen,
Steht sie mit der Erd’ im Bunde;
Was das Herz erfüllt, muß fließen
Die Sündfluth ist verronnen,
Die Wasser werden still,
Im Glanz der alten Sonnen
Der Himmel leuchten will,
Die Berge stehen frei,
Und Taube fliegt hernieder
Und trägt den Oelzweig treu.
Da schwebt das Dichterleben
Will sich zum Himmel heben,
Der Erde Herzen nah’n.
In Blüth’ und Duft und Klängen
Mit Wolk’ und Vöglein zieh’n,
Die Erdenbrust durchglüh’n,
Und allwärts so sich regen
In Lust und Lieb’ und Glut,
Daß neu auf allen Wegen
Drum lasst uns freudig fassen
Den frischen, glühen Quell,
Wo er auf freier Straßen
Aufsprudelt laut und hell;
Geht durch die Herzen hin,
Noch nicht zu lichtem Morgen,
Zu Tage auf will zieh’n,
Da laßt die Ruth’ uns tragen
Und überall anschlagen
Im ganzen deutschen Land.
Da wird’s uns Adern zeigen
So reich an ächtem Erz,
Um alles deutsche Herz.