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Von einem geschickten Hamburger Kröpel

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Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Von einem geschickten Hamburger Kröpel
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 135–137
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
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Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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Bild
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Bearbeitungsstand
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[135]
53. Von einem geschickten Hamburger Kröpel.
(1430.)

Wie er geheißen hat, das weiß man nicht mehr, vielleicht Kröpelin; aber ein geschickter Mensch ist er gewesen, der mit seinen zwei Füßen mehr konnte, als Mancher kaum mit Händen und Füßen zusammen. Ein Hamburger Stadtkind kann er nicht gewesen sein, weil man binnen der Stadt von Altersher hat keine Schweine halten dürfen, ihm aber, da er noch als [136] Kind vor seiner Eltern Hause gespielet, eine grimmige Sau beide Hände und die Unterarme abgebissen und aufgefressen hat. Wird also wohl bei St. Jürgen oder da herum gebürtig gewesen sein. Der also hat früh bei sich gedacht: zeitlebens in den Schoos die Hände legen, das kann ich nicht, denn ich hab’ keine; zum Betteln sind die Arme auch zu kurz; darum will ich sehen, ob die Füße allein zum Gehen und Stehen gemacht sind. Hat darauf diese Gliedmaßen wacker geübt, und hat sie so fix und fertig brauchen gelernt, daß er sich damit in mehr als einer Profession reichlich nähren konnte. Man sollte glauben, höchstens als Tanzmeister, wozu auch mehr gehört, als die meisten Hamburger verstehen, aber dies Geschäft gab’s wohl noch nicht damals, wo man bei dem Worte Tanz meistens an ein kriegerisch Gefecht dachte. Er konnte auch mehr als tanzen. Denn er verstand es, mit den Zehen die Feder zu halten und eine so leserliche Handschrift zu schreiben, wie selten ein Gelehrter; damit verdiente er sich eine gute Schreibgebühr. Er verstand’s ferner, Bücher zu falzen und zu heften, und sprang oftmals beim Rathsbuchbinder in die Bucht, wenn’s bei dem etwa pressirte. Und weiter verstand er mit Pechdraht und Pfriemen umzugehen, und wurden auch just keine Pantöffelchen für vornehme Frauen daraus, so konnte er doch seine eignen geschickten Füße, falls er sie einmal zum Spatzierengehen brauchen wollte, ganz anständig damit bestiefeln, was freilich selten vorkam, da er sie lieber nützlicher beschäftigte; und endlich hatte er’s auch gelernt, Kleider zu machen, Hosen, Wämser, Jacken, was man wollte, die schnitt er zu, die nähte und bügelte er, alles mit denselben kunstfertigen Füßen, die er hätte für Geld sehen lassen und damit ein artig Vermögen verdienen können, wenn er nicht lieber rechtschaffen gearbeitet hätte. Noch that der geschickte Hamburgische Kröpel viel seltsame Arbeit mehr, [137] deren Andenken aber in den 500 Jahren, die seitdem verflossen sind, spurlos untergegangen ist.

Anmerkungen

[380] Nach handschriftl. Chroniken und dem gedruckten histor. Bericht der etc. Stadt Hamburg (1770), woselbst der Kröpel ein Schüler genannt wird.