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Dithmarscher Fehden. Martin Swartekopp und Ralev Carsten

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Textdaten
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Autor: Otto Beneke
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Titel: Dithmarscher Fehden. Martin Swartekopp und Ralev Carsten
Untertitel:
aus: Hamburgische Geschichten und Sagen, S. 133–135
Herausgeber:
Auflage: 2. unveränderte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1854
Verlag: Perthes-Besser & Mauke
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Erscheinungsort: Hamburg
Übersetzer:
Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google, Commons
Kurzbeschreibung:
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[133] 
52. Dithmarscher Fehden. Martin Swartekopp und Ralev Carsten.
(1430–1434.)

Im Jahre 1430 sind die Dithmarscher der Hamburger Feinde geworden, darum, daß diese kraft kaiserlicher Privilegien jenen nicht gestatten wollten, Korn von der Elbe anders wohin zu verschiffen, als gen Hamburg. Daran wollten die Dithmarscher sich nicht kehren, aber statt den Streit in Güte zu verhandeln, schlugen sie gleich mit Keulen drein. Denn als im selbigen Jahre die Hamburger Kriegsvölker, welche die Stadt dem Herzoge von Schleswig zu Hülfe gesandt hatte, von Apenrade zu Wasser heimkehrten und an der Dithmarscher Küste friedlich ans Land stiegen, da wurden sie unabgesagt von den Dithmarschern, unter deren Häuptling Ralev Carsten, überfallen, und sind ihrer viele getödtet, noch mehrere aber verwundet und gefangen, die Hamburger Schiffe auch als gute Beute von den Frevlern behalten. Welcher Friedensbruch auf einer Tagefahrt zu Stade nicht hat vermittelt werden können, weil die Dithmarscher trotzig geblieben sind. Darnach im Jahre 1431 fuhren sie vor den festen Thurm der Insel Neuwerk, welcher dem seefahrenden Kaufmann zum Besten von Hamburg unterhalten wird. Daselbst hielten sie ein Schützengefecht, brannten die Vorpforten ab, verwundeten und erschlugen einiges Volk, raubten Vieh, Schiffe und andere Habe, und fuhren damit heim. Solchen doppelten Schimpf aber konnten die Hamburger nicht stecken lassen; und da es nun eben an der Zeit war, daß die Schiffe mit Hamburger Bier beladen waren und in die See gehen sollten, auch viele heimkehrende Hamburger Schiffe aus England und Flandern erwartet wurden, so rüstete E. E. Rath etliche Schiffe und besetze sie mit 600 Mann, welche die ab- und aufsegelnden [134] Kauffahrer convoyiren und gegen die Dithmarscher beschirmen, dieselbigen aber nicht angreifen sollten. Oberster Patron war einer des Rathes, Herr Martin Swartekopp. Als nun die Kriegsvölker eine Zeit lang auf der Elbe gekreuzt und grade den Dithmarschen gegenüber ankerten, ward ihnen Zeit und Weile lang, und weil sie’s für offenbares Feindesland hielten, haben einige hundert Mann einen Landgang unternommen (doch zwar ohne Herrn Swartekopp’s Befehl) und einige Häuser ausgeraubt und nieder gebrannt. Und dies deuchte ihnen gut als Vergeltung für die Dithmarscher Friedensbrüche und Raubzüge. Aber die Dithmarscher waren bei der Hand und kamen in großer Menge zusammen, so daß Herr Swartekopp, um seine Leute zu salviren, mit der übrigen Mannschaft landen und in den Kampf eilen mußte. Die Dithmarscher waren indeß zu mächtig, und nach tapferer Gegenwehr erschlugen sie fast alle Hamburger, deren nur sehr wenige wieder zu den Schiffen kommen konnten. Auch Herr Martin Swartekopp, der ehrbare oberste Hauptmann, wurde erschlagen. Und so wilde Gesellen waren dazumal die Dithmarscher, daß sie Herrn Swartekopp’s Magen ihm aus dem Leibe gerissen, auf einen Spieß gesteckt und als Siegeszeichen umhergetragen haben.

Solcher Widerwille dauerte noch etliche Jahre zwischen den Dithmarschern und Hamburgern, welche sich gegenseitig allen Tort und alles nur erdenkliche Herzeleid anthaten. Und der Haupt-Rädelsführer und Unruhstifter bei den Dithmarschern war einer ihrer Vögte oder Häuptlinge, Ralves oder Ralev Carsten, vom Norddeich, ein wilder und kriegerischer Mann mit einem schiefen Beine. Der schürte den Brand, wenn er am Erlöschen war, und herrschte im Lande als ein Tyrann. Und weil nun in allen späteren Fehdezügen die Hamburger den Sieg davon trugen und die Dithmarscher großen Schaden [135] litten, so wurden sie darüber wie über sein böses grausames Wesen mit Recht dem Ralev Carsten aufsätzig, so daß eine Parthei unter Crusen Johann ihm offen entgegen trat, und die Leute Spottlieder auf ihn sangen, z. B.:

„O Ralves Carsten, scheves Been,
Wo hast du di also versehn
     In düsser legen Saken;
Kunst du mal na Meldorp in:
     Din Kopp geiht up den Staken.“

Alsbald waren auch die Hamburger zur Hand, und sandten zur Bekriegung ihres Erzfeindes, der Parthei des Crusen Johann 800 Büchsenschützen, unter dem Rathsherrn Cord Moller, so wie Kriegsbedarf aller Art. Die Hamburger zogen den Widersachern unverzüglich auf den Hals, und setzten ihnen aller Orten mit offnen Gefechten wie mit Sengen und Brennen so erschrecklich zu, daß sie davor landesflüchtig werden mußten, bis die Sache durch beiderseitige Freunde leidlich vertragen sein würde. Das war im Jahre 1434. Und in demselben Jahre ist Ralev Carsten von seiner eigenen Frau todt geschlagen. Andere sagen, dies sei 1437 geschehen. Genug, er endete gewaltsam sein gewaltthätiges Leben; und von ihm sagten die Hamburger: „de schall’t nich mehr dohn!“

Anmerkungen

[380] Geschichtlich, nach den Hamb. Historikern, und Joh. Adolfi Neocori Dithmars. Chronik I. 403.