Zum Inhalt springen

Von der Reichsstadt Gmünd (Haid)

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
Autor: Johann Herkules Haid
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Von der Reichsstadt Gmünd
Untertitel:
aus: Beyträge zur Geographie, Geschichte und Staatenkunde. Bd. 1, S. 114–120
Herausgeber: Johann Ernst Fabri
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1794
Verlag: Schneider und Weigel
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Nürnberg
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Schwäbisch Gmünd
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]
Editionsrichtlinien:
  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Überschriebene e über den Vokalen a, o und u wurden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Bei Worttrennungen am Seitenende steht die Vorlage {{Seite|Seitennummer}} hinter dem getrennten Wort.
  • im Druck gesperrte Schrift wird kursiv wiedergegeben

[114]

VIII.
Von der
Reichsstadt Gmünd.


Gmünd, eine katholische Reichsstadt im Remsthale, auf der Nürnberger Straße, von Stuttgard aus, 2 Meilen von Schorndorf, gränzt mit ihrem Gebiete an das Rechbergische, Heidenheimische, Elwangische, Reichsstadt-Aalensche, Limpurgische, und Wirtembergische Gebiete.

Ihr Alter ist nicht bekannt. Gemeiniglich sezt man ihren Anfang in das Jahr 800. Aber Kaiser Karl der Große schenkte schon die Zelle Gamündia dem Abte zu St. Denys. Sie ist also wahrscheinlich älter. Auch ist nicht erwiesen, (wie manche behaupten wollen,) daß der Ort anfänglich ein Dorf gewesen sey, und Kaisersreut, Kaisersgereut, oder Thiergarten geheißen habe. Sicherer ist, daß sie den Herzogen von Schwaben, hohenstauffischer Linie, gehört hat. Herzog Friedrich der Einäugige erweiterte sie. Bald darauf wurde sie eine Reichsstadt, und erhielt von den nachfolgenden Kaisern viele Freyheiten.

Auf dem Reichstage hat sie die 13te, auf den Kreistagen die zehnte Stelle, und bezahlt zum Reiche 142 fl. und zum Kammergerichte 101 fl. 4 ½ Xr. Sie war eine der ersten, welche den alten Rath der Patricier abschaffte [115] und ihn mit zünftigen Bürgern besetzte. Gegenwärtig hat sie einen geheimen Rath von fünf Gliedern, von welchem die drey ersten, wechselsweise Bürgermeister sind. Der andern Rathsherrn sind achte, unter welchen auch Doctores Medicinae seyn können.

Die Anzahl der Innwohner beläuft sich auf 6000, welche alle der katholischen Religion zugethan sind. Zur Zeit der Reformation, wollten zwar auch einige von ihnen zur lutherischen Kirche treten; sie wurden aber nicht geduldet. Dafür aber wurde die Stadt von den Schmalkaldischen Bundsverwandten hart belagert, daß sie sich zuletzt auf Gnade und Ungnade ergeben mußte. Dagegen mußten die im Schmalkaldischen Bunde gestandenen Reichsstädte ihr Entschädigung, mit 22000 Fl. machen. Und die Stadt blieb seitdem ungestört bey der Römischen Kirche.

Der Gottesdienst wird vornehmlich, in der alten Pfarrkirche zu Joh. dem Täuffer, in der Spitalkirche, und der Stiftskirche gehalten. Die lezte ist erst 1761 zur Stadtkirche erklärt worden. Es sind bey derselben, außer dem Dekan, 9 Canonici. An Klöstern befinden sich hier, 1) ein Augustiner-Kloster, welches im J. 1140 errichtet worden ist, und von 18 Mönchen bewohnt wird, 2) ein Dominikanerkloster, wurde anfangs mit Tempelherren besezt; im Jahr 1312 aber den Dominikanern übergeben, deren nun 19 darinnen sind. 3) Das Franziskanerkloster, nahm im Jahr 1210 seinen Anfang und nun leben darinnen 22 Mönche. 4) Die Kapuziner wurden im Jahr 1644 aufgenommen, und es sind nun ihrer 20. 5) Nonnen vom Dominikanerorden leben in dem Kloster Gotteszell, vor der Stadt, dessen Gründung in das Jahr 1240 gesezt wird. Das Kloster ist dreymal verwüstet worden, aber hat sich doch immer wieder erholt, und es leben nun 34 Frauen und Schwestern [116] unter einer Priorin in demselben. Es hat schöne Güter und Einkünfte. Das Dorf Spraitbach gehört ihm ganz, der Stadt selbst ist ein anderes Frauen-Kloster vom Orden St. Franziskus, nach der dritten Regul, seit dem Jahr 1487. Von der Zeit der Stiftung an, welche 1445 gemacht ist, heißen sie Seelenschwestern. Es sind ihrer gegenwärtig 14.

Außer den Kirchen und Klöstern, sind in der Stadt noch viele Kapellen. Die Zahl der Geistlichen sind ein Pfarrer, 11 Beneficiaten, und einige andere Kaplane. Die Stifts-Kirche ist die Hauptkirche des Gmünder Ruralkapituls, welches aus einem Dekan, Kämmerer, zwey Assistenten und 14 andern Gliedern besteht. Die dazu gehörigen Kirchen sind Bargau, Bettingen, Herrlikofen, Heuchlingen, Hohenstadt, Leinzel, Möglingen, Murtlangen, Sechingen, Spraitbach, Strasdorf, Wailer, Weschenbeurn, Wezigau, und Zimmerbach. Man zählet 16976 Menschen darinnen, und unter denselben 45 Geistliche, außer den Stift- und Klosterbewohnern, deren 115 sind. In der Stadt allein ist größte Anzahl derselben.

Die Nahrung der Innwohner ist gröstentheils die Viehzucht, und der Feldbau in dem fruchtbaren Remsthale. Weinbau haben sie nicht. Unter den Städtischen Gewerben ist die Verfertigung des Pater-Noster, und die Silberarbeit ein ergiebiger Nahrungs-Zweig. Maaße und Gewichte der Stadt sind dem Wirtemberger beynahe gleich. Märkte hält die Stadt jährlich zwey; besonders wird der Viehmarkt stark besucht. Es wird eine große Anzahl Stiere aufgekauft.


Das der Stadt gehörige Gebiet, ist zwischen der Rems und Leine, welche beide Flüsse in zwey fruchtbaren Thälern fortfließen. Die erste entspringt an den Mittägigen [117] Grenzen des Stadtgebiets, bey Eßlingen, 4 Stunden oberwärts der Stadt, fließt bey derselben, und bey Schorndorf und Waiblingen vorbey; und bey Necker-Rems in den Neckar. Sie läuft nicht reissend, friert aber doch im härtesten Winter nicht zu. Von ihr hat das Remsthal den Namen, welches wegen des Weins, der gegen Schorndorf darinnen wächset bekannt ist. Das Gebürge an dem Thale ist sehr holzreich, besonders an Farren, (Föhren.)

Das Gebiet wird in fünf Aemter eingetheilt, nemlich: Bettingen, Bargau, Ickingen, Möglingen und Spraitbach. Es leben über 8000 Menschen darinnen. Die dazu gehörigen Orte sind folgende:

Bettingen (Ober-), ein Dorf, eine halbe Stunde von der Stadt, gegen Südost, liegt auf dem Gebirge, und hat Unter-Bettingen, das im Thale an einem Lache liegt, zum Filiale. In beiden leben über 550 Menschen.

Bargau, Bargen, ein ganz katholisches Dorf, eine Stunde von Gmünd, am Heidenheimischen. Es hat zu Filialen Buch, einen Weiler vermischter Religion, dergleichen auch Beyren ist, welches sonst Beyren in Bergen heißt. In beiden Weilern sind die katholischen Unterthanen Gmündisch, die andern gehören unter die wirtembergische Herrschaft Heidesheim. Ein drittes Filial ist Beyswang, das zwar eine Kirche hat, aber nur aus drey Höfen besteht. Die Anzahl der Katholiken in dieser Pfarre ist 520.

Weiler, im Berg, ein Dorf eine Stunde von Gmünd, gegen Südost. Es laufen hier verschiedene Bäche zusammen, und machen ein kleines Wasser, welches bey Gmünd in die Rems fällt. Die Höfe, welche um das Dorf herumliegen, Gingerhof, Haldenhof, Hertisweiler, [118] oder Hettlinweiler, Kreishof und Catechhof, sind nach Weiler eingepfarrt und machen eine Gemeine von 400 Menschen aus.

Möglingen, ein großes Pfarrdorf, auf der mitternächtigen Seite der Rems, über welche eine Brücke hin geht. Es liegt zwey Stunden von der Stadt auf dem Wege nach Aalen. Die etwas weiter an beiden Seiten der Rems liegenden Dörfer, Ober- und Unter-Babingen, sind Filialorte, so daß sich die ganze Gemeinde auf mehr als 1000 Menschen belauft. Es hat daher der Pfarrer einen Cooperator im lezteren Orte.

Lautern, ein Dorf, an einem kleinen Wasser der Lauter, 2 ½ Stunden von Gmünd, östlich. Es ist ein beträchtliches Dorf, und war vor der Reformation der Sitz des jetzigen Gmünder Kapituls. Bey dem Ursprunge der Lauter, liegt das Schloß Lauterburg auf einem hohen Felsen. Schloß und Dorf gehörte im vorigen Jahrhunderte den Baronen von Wöllwarth. Das Pfarrecht über dieses Dorf gehört dem Spitale in Gmünd. Die Gemeine ist über 500 Menschen groß.

Dewang, das entfernteste Dorf, vier Stunden von Gmünd, nicht weit vom Zusammenflusse der Leine und des Kochers. Es hat eine Gemeinde von mehr als 1200 Seelen, aber es gehören viele Höfe und Weiler dazu, nemlich: Reichenbach, Rohrdörfle, Faxenfeld im Limpurgischen, wo auch eine evangelische Pfarre ist; Appenhof, Berg, Bernardsdorf, Delzer, Faulherren, Forst, Holzleithner Schafhauß, Klingenhof, Kolhof, Krumenhof, Mederhof, Rigelhof, Rothensold, Rutelhof, Saurbach, Scheermühl, Spitzschafhauß, Stolhof, Treppach und Waibling. Die Kirche gehört ins Elwanger Kapitul.

[119] Ickingen, gegen der Leine, 1 ½ Stunde von der Stadt, gegen Nord-Ost. Ein Pfarrdorf, zu welchem als Filiale Burgholz, Breinkofen und Zimmern gehören. Im leztern Orte, einem Weiler an der Rems, leben auch Lutheraner. Die Gemeinde dieser Pfarrei besteht in 610 Seelen.

Orlinghofen, Horlighofen, Heerlikofen, eine Stunde Nordöstlich von Gmünd, gegen die Leine, ein gutes Dorf von 550 Seelen, mit den Filialen Hussenhofen an der Rems.

Spraitbach, im Leinethal, ein und ½ Stunde von Gmünd, nach Nordosten, ein Pfarrdorf, wohin Gotteszell den Pfarrer sezt, mit vielen Filialen, die meistens auch von Evangelischen mit bewohnt werden, als Adelstetten, Aigenhöfl, Bettinghofen, Boschenhofen, Brech, Brent, Hasenthal, Herlikofen, Hözenhöflich, Hinterbuchelberg, Hinterlinthal, Hinter- und Vorder-Steinberg, Hönig, Hönigmühl, Kapf, Kemmaten, Mittelbronn, Pfalbronn, Steienbach, Thana oder Thanau, ein Dorf. Es sind darinn 860 Pfarrkinder.

Zimerbach, über der Leine, eine Stunde von Gmünd, nordlich. Den Pfarrer, der eine Gemeine von 700 Seelen hat, setzt das Kloster Gotteszell. Es gehören aber als Filiale auch dahin Durlangen, ein Dorf nah der Leine, bey welchem eine Brücke über das Wasser ist, Durkelau, Halbhof, Hohenreuthen, Hollenhof, Leinmühl, Marcellenhof, Schlechtbach, Vorder-Liebthal, Orte, in welchen auch evangelische Unterthanen von Wirtemberg sind.

Muthlang, ein Dorf, zwischen der Leine und Rems, eine halbe Stunde von der Stadt, nach Norden. Die [120] zwey Dörfer Leidach und Pfersbach, die vermischter Religion sind, gehören als Filiale dahin. Die katholischen Unterthanen sind 480 Menschen. Das Patronatrecht hat Gotteszell.

Wezigau, Wezen, zwischen Muthlang und Gmünd, hat Groß- und Klein- oder Unter- und Ober dem Bach an der Rems, Rehnen, Saxen, Waldenhof, und Westerried oder Wustenried, Orte, worinnen Katholiken und Lutheraner leben, zu Filialen, und eine Gemeine von 335 Menschen.