Vom Kaukasus zum Persischen Meerbusen/Khorsabad. Rabban-Hormis. Verschiedene Bemerkungen
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Khorsabad. Rabban-Hormis. Verschiedene Bemerkungen.
Khorsabad; die Ruinen, das Dorf. Die Yesiden. Von Khorsabad nach Rabban-Hormis. Das Kloster der Jungfrau. Die Schlucht und das alte Kloster von Rabban-Hormis. Rückkehr nach Mosul. Der erste Januar 1889. Die Konsulsmesse. Unser neuer Kellek. Mosul mit Petroleum erleuchtet. Lächerlicher Schleier der Frauen. Wichtigkeit der „vollendeten Tatsachen.“ Verteilung der Handwerke. Die „Hapta," eine Krankheit aus Furcht. Das Manna.
Wir reisen heute ab, um Khorsabad und Alkosch in Begleitung des Paters Biguet einen Besuch abzustatten.
Von Mosul nach Khorsabad entbehrt die Reise jedweden Reizes; die Formen der Landschaft erinnern an die römische Kampagne, aber die entfernteren Berge erscheinen weniger großartig. Dem Auge erscheint das Ganze als eine zusammenhängende Ebene; in Wirklichkeit ist sie aber durch viele hügelförmige Erhebungen des Bodens unterbrochen.
Die Ruinen von Khorsabad, des Versailles des Königs Sargon, sind wie die von Ninive in der Erde vergraben. Ein sehr großer, viereckiger Erdhügel trug den Palast, von dem die lange Linie der Wälle ausging, die eine rechteckige Umwallung bildeten. Der Generalplan wird noch vollständig durch das Relief des Terrains, die Richtung der Wälle, Reste von Türmen und eingestürzte Thore angezeigt. Die ungebrannten Ziegel sind wieder zu Erde geworden, und die Ackersleute ziehen den Pflug über die Wälle und in dem Palaste des schrecklichen assyrischen Monarchen.
Bei unserer Ankunft in Mosul zog ein großer Grabhügel zur Rechten meine Aufmerksamkeit auf sich. Hier sind auch die Reste eines der Türme der Umwallung, und wahrscheinlich war hier auch einer der Haupteingänge. Geflügelte Ungeheuer mußten ihn früher geschmückt haben, denn wir fanden hier einen großen Haufen von zertrümmertem Gips, wo wir noch mit Leichtigkeit die Bruchstücke eines solchen Kolosses erkennen konnten. Hinter diesen Trümmern öffnet sich eine Art praktischer Grotte für die Ausgrabungen; das Gewölbe dieser Grotte, aus Erde bestehend, ruht auf einem großen Kalkstein, der eine lange Keilinschrift trägt, die unvollständig und verwischt ist.
Das ist im großen ganzen alles, was wir von den Ruinen von Khorsabad gesehen haben; denn auf dem Hügel, wo ehemals der Palast stand, waren die Ausgrabungen im vollen Gang, und ich habe mit den Ruinen erst eine genaue Bekanntschaft nach meiner Rückkehr in Europa gemacht, als ich das schöne Buch von Botta[1] las, auf das ich den Leser hinzuweisen mir gestatte.
Das Dorf Khorsabad war auf den königlichen Hügel gebaut. Um aber daselbst mit den Nachforschungen beginnen zu können, baute man den Einwohnern ein neues Dorf einige hundert Meter weiter und demolierte das alte ohne weitere Umstände.
Ein Dorfbewohner verkaufte uns zwei Ziegelsteine, die das Siegel Sargons tragen.
Das Federwild ist hier unerhört zutraulich; an der Schwelle meiner Wohnung ergriff ich zwei Bekassinen und einen andern kleinen Vogel, der in dem Schlamme der Lachen umher watete.
Wir wollten nach Scheikh-’Adi, dem Heiligtum der Yesiden, gehen; aber wir sind für eine solche Expedition nicht gehörig ausgerüstet, und jedermann erzählt uns, daß wir unterwegs nichts haben könnten. Wir gaben also Scheikh-’Adi auf und marschierten nach Alkosch.
Inbetreff der Yesiden glaube ich das uns Mitgeteilte nicht all, denn ihre Lehre ist traditionell, und die meisten, die darüber reden, wissen selber keinen genauen Bescheid.
Man bringt die Yesiden, vielleicht mit Recht, in Verbindung mit den Manichäern; wie diese so legen auch sie dem „bösen Prinzip“ eine außerordentliche Bedeutung bei, und sie sind in Wirklichkeit Teufelsanbeter. Um Gott kümmern sie sich nicht viel. Gott, sagen sie, ist das gute Prinzip, und deshalb kann er uns nichts Böses thun, ihn können wir also in Ruhe lassen. Aber das böse Prinzip muß geschont und besänftigt werden. Wenn der Teufel auch gegenwärtig ein Feind Gottes ist, so wird er doch am Ende der Zeiten wieder in Gnaden aufgenommen werden und sich alsdann an denen, die ihn verachtet haben, schrecklich rächen.
Darum wohl erweisen ihm die Yesiden einen eifrigen Kultus und fürchten ihn außerordentlich. Sie vermeiden dem Anscheine nach ein Wort auszusprechen, das mit einem Schin, dem Anfangslaute des Wortes Scheïtan (Teufel) beginnt, weil sie fürchten, es dadurch an der nötigen Ehrfurcht vor dem Teufel fehlen zu lassen.
Eine gewisse Anzahl von kupfernen Statuetten, die einen Hahn vorstellen, spielt in ihrer Religion eine sehr wichtige, leider aber nicht genügend aufgeklärte Rolle.
Einmal im Jahre vereinigen sie sich in ihrem Heiligtum von Scheikh-’Adi, einer alten, christlichen Kirche. Nach den Opfern von Eiern, Hühnern und tausend abergläubigen Gebräuchen werden alle Lichter ausgelöscht, und es beginnt dann eine schauerliche Orgie, die dieses satanischen Kultus würdig ist.
Da sie von den Mohammedanern schrecklich gehaßt werden, so sind sie auch von denselben oft decimiert worden. Während seiner Expedition in Kurdistan soll Mehemed Reschid Pascha 40000 Yesiden umgebracht haben. Desgleichen vergelten sie die Verachtung seitens der Muselmanen mit gleicher Münze. Da sie mit den Christen Leiden und Verfolgungen teilen müssen, so sind ihre Beziehungen zu diesen nicht gerade so schwierig. Aber sie sind immer und überall unangenehme Nachbarn.
Der Himmel ist bewölkt, und ein kalter, scharfer Ostwind begleitet uns auf der ganzen Tour.
Überall scheint das Land sehr fruchtbar zu sein; man bewässert es mit wenig Kosten. Aber die Arme zum Arbeiten fehlen, und ohne Aufhören begegnet man den Spuren zerstörter Dörfer.
Die Reise über dieses thonige Terrain ist sehr unangenehm, weil die Pferde oft in unsichtbare Löcher, die mit einer dünnen Schicht Erde bedeckt sind, versinken. Ich vermute, daß diese unterirdischen Höhlen durch die starken Regen hervorgebracht werden, wobei das Wasser in den Boden sickert und die leicht zerreibbaren Bestandteile des Bodens verschiebt und so die obere Lage ohne jede Stütze als die der Pflanzenwurzeln läßt. In jedem Falle muß man mit großer Vorsicht reisen, wenn man die Pferde keiner Gefahr aussetzen will.
Wir überschritten bald eine Hügelreihe – die letzten, wellenförmigen Ausläufer des Dschebel-Maklub, dann noch eine lange Ebene und erreichten das Kloster der Jungfrau, das ungefähr drei Viertelstunden östlich von Alkosch liegt.
Das schöne Kloster, für den Orient sogar sehr schön zu nennen, wurde erbaut, oder besser gesagt, wieder erbaut in jüngster Zeit. Denn 1842 wurde es von den Horden Muhameds, des kurdischen Bens von Revanduz, dessen oben Erwähnung geschah, überfallen. alles im Kloster wurde geplündert oder zerstört. Mehrere Mönche starben im Kerker in Ahmedschyah.
Das Portal des Klosters ist eine sehr schöne Probe des modernen, ornamentalen Stiles. Das innere Kloster bildet ein großes Viereck von ungefähr fünfundzwanzig Metern Seitenlänge. Die Galerien haben sechseckige, massive Säulen und gotische Bogengewölbe. Die Kirche öffnet sich nach dem Kloster durch einen Portikus, der die Form eines Iwans hat.
Die Mönche gehören der Kongregation des heiligen Hormisdas, des einzigen Heiligen von chaldäischem Ritus, an. Die Kongregation war drei Jahrhunderte lang erloschen und wurde gegen 1808 wieder ins Leben gerufen; sie hat viel geleistet für die Bekehrung der entlegensten nestorianischen Gegenden.
Das Kloster der Jungfrau liegt am Eingange einer wilden Schlucht, die von hohen Bergen umgeben ist, und wo die Stille nur durch außerordentlich starke Echos unterbrochen wird. Im Hintergrunde dieser Schlucht, ungefähr fünfunddreißig Minuten vom Weg ab, liegt das wirkliche Kloster von Rabban-Hormis.
Dieses Gebäude befindet sich hoch oben auf einem Felsvorsprung am Fuße einer Felsenklippe. Bloß die Kirche, ein viereckiger Bau, der eher einer Festung als einem Heiligtum ähnlich sieht, zieht allein die Blicke auf sich. Das Kloster läßt sich erst im letzten Augenblick vermuten, da es fast ganz unterirdisch ist.
Zur Zeit seiner Blüte[2] zählte es dreihundert Zellen – nach der Sage waren es dreitausend – die alle in den Felsen eingehauen waren und mit der Kirche durch an den Seiten des Felsens hergestellte Terrassen in Verbindung standen. Heute ist der größte Teil dieser Zellen eingestürzt, aber auf dem ganzen Umfang des Amphitheaters von Felsen sieht man noch ihre Spuren.
Dieser menschliche Bienenstock ist beinahe ganz verlassen; bloß einige Mönche bewohnen noch die Grotten und besorgen den Gottesdienst in der Kirche, wo eine ganze Reihe chaldäischer Patriarchen ruht, nestorianische oder katholische.
Zwischen den Zellen rufen die Rebhühner; in der Ferne verliert sich der Blick auf der weiten Ebene von Mosul; diese Einsamkeit hat allerdings in einem größeren Maßstabe mit dem Sagro Speco de Subiaco Ähnlichkeit.
Die Mönche boten uns eine frugale Mahlzeit an in ihrem Refektorium, einer großen Grotte, welche die Zeit ganz geschwärzt hat.
Wir hatten halb die Absicht, uns nach Mar-Yakub zu begeben, einem Dominikanerkloster bei Dehok; aber des regnerischen Wetters wegen zogen wir es doch vor, nach Mosul zurückzukehren und dort das Neujahrsfest zu feiern.
Der Weg folgt lange Zeit einem eingeschlossenen Thale, gelangt dann in die Ebene und führt durch die chaldäischen Dörfer Tell-Uskof[3] und Tell-Keif; das Terrain dieser Ebene ist in große, wellenförmige Erhebungen gefaltet, deren Achse sich gegen den Tigris richtet.
Jedes Dorf hat seinen künstlichen Weiher, in den das Regenwasser fließt; man zieht sogar dieses Wasser zum Trinken dem der Brunnen vor, das mehr oder weniger salzig ist.
Alle Leute feiern den Sylvestertag – hier folgt man unserm gregorianischen Kalender – und in den Dörfern spazierten die Leute in ihren besten Kleidern auf den öffentlichen Plätzen umher.
Es ist ungemein wohlthuend, an einem solchen Tage in einem Kreise von Freunden Glückwünsche wechseln zu können, die auf einer Reise wie der unserigen nicht mehr den banalen Beigeschmack der bloßen Höflichkeit besitzen.
Am 1. Januar sangen die Dominikaner ein „Konsuls-Hochamt“; der Konsul wird feierlich am Portale empfangen und zu seinem Betstuhle geleitet wie ein Vice-König. Im Augenblick seines Eintrittes las ich gerade Messe; als plötzlich vonBewegung nicht erwehren. Es war dies ja nur eine prunkhafte Herrlichkeit; aber sie stimmt doch merkwürdig und weckt eine Menge Gedanken, an die der Geist nach einem monatelangen Reisen in voller Wildnis nicht mehr gewöhnt ist.
Unsere Abreise nahte; der Kellek war vollständig auseinander genommen; ein braver Chaldäer,[4] der das Vertrauen der Mönche besitzt, überwachte die Verstellung einer neuen, vollkommeneren Wohnung; das Floß sollte größer werden und unser Haus ebenfalls, da es auch ein Zimmer für unsere Leute erhalten sollte, wie es denn auch geschah.
Einen Hammel, eine Gans, zwei Hühner, einen beträchtlichen Vorrat an Brot, Reis und Kohlen mußten wir mitnehmen; denn zwischen Mosul und Baghdad ist wenig zu haben. Bei Hochwasser fliegt der Kellek pfeilschnell stromabwärts, aber bei dem mittleren Wasserstand im Januar kann die Zeit der Reise doppelt so lang dauern, und ein widriger Wind kann uns sogar zwingen, mehrere Tage ruhig vor Anker zu liegen. Deshalb mußten wir uns vorsehen.
Im Augenblick des Hochwassers[5] kann man zuweilen Araber sehen, die auf einem oder zwei gefüllten Schläuchen sitzen und auf diese Weise schwimmend Baghdad in zwei Tagen erreichen.
Während die Vorbereitungen zu unserer Abreise ihrem Ende entgegen gingen, machten wir unsere Abschiedsbesuche.
Ich will hier noch einige Aufschlüsse und Beobachtungen einfügen, so wie sie in meinem Reisejournal verzeichnet sind.
Mosul ist eine in der Civilisation vorgeschrittene Stadt, da sie mit Petroleumlampen erleuchtet ist. Die Zahl der Lampen ist zwar bescheiden; aber die Einrichtung ist doch da, und Mosul ist glücklicher als Wan, wo man dieselbe Beleuchtung angebracht hatte. Aber in Wan verschwand eine Lampe nach der andern, und die Zabtiehs waren die ersten, welche die Cylinder der Lampen für sich in Beschlag nahmen.
Es giebt wohl nichts, was komischer aussieht, als eine Frau auf der Straße in Mosul. Anstatt des großen Schleiers, der im ganzen Orient sehr verbreitet ist, tragen sie in Mosul ein Gitterwerk von Holz, das an der Stirn befestigt ist und die ganze Figur verhüllt; man kann sich nichts Häßlicheres denken.[6]
Das „fait accompli“ spielt hier eine bedeutende Rolle. Nachdem die Dominikaner ihre Mission vergrößert hatten, waren verschiedene Häuser derselben durch Straßen von einander getrennt. Sie erbaten von dem „Bürgermeister“ die Erlaubnis, ihre Häuser durch Hängebrücken über den Straßen verbinden zu dürfen – dieses System ist in Mosul sehr verbreitet. Der Bürgermeister hielt es für unmöglich, die Erlaubnis zu geben, fügte aber hinzu: „Bauet doch nur; wenn das Glück will, daß sich niemand während des Bauens beschwert, werden wir nichts sehen.“ Nachdem die Brücken fertig waren, erhob zwar die Munizipalität der Form nach Einspruch; aber die vollendeten Bauten werden nicht mehr zerstört werden.
Die Handwerker sind hier gleichsam der Religion nach verteilt; alle Maurer sind Christen, alle Perückenmacher sind Mohammedaner. In Baghdad wie auch in Khosrawa scheint es dagegen nicht einen einzigen christlichen Maurer zu geben.
Eine sehr merkwürdige, aber auch zugleich sehr weit verbreitete Krankheit in der Gegend ist die „Hapta“ oder Krankheit der Furcht. Unter dem Einflusse des Klimas oder der Ernährung ist das Nervensystem der Einwohner sehr empfindlich geworden. Eine Ohrfeige, die man z. B. einem Kinde, das sich dessen nicht versieht, von hinten her gibt, ruft sofort diese Krankheit hervor; auch die Männer sind ihr unterworfen, wenn auch lange nicht so häufig als die Frauen. Der Kranke wird von einer schrecklichen Furcht ergriffen, wird schwächer und geht buchstäblich „drauf“. Oft folgt der Tod darnach. Es scheint, daß zur rechten Zeit die Hapta geheilt werden kann, indem man unter gewissen Bedingungen einen neuen Furchtanfall hervorruft. Man nimmt zum Beispiel Werg, das man mit den größten Vorbereitungen vor den Augen des Kranken anzündet, und sehr langsam und feierlich bringt man ihm eine leichte Brandwunde damit bei. Dies ruft bei dem Kranken einen höchsten Grad der Furcht hervor, und die Reaktion ist oft heilsam.
Das Manna Mesopotamiens ist eines der berühmtesten Produkte des Landes; seine Dichtigkeit ist syrupartig und sein Geschmack süß. Man trifft es im Handel als grünliche Brotkuchen an.
Sein Ursprung hat zu den widersprechendsten Hypothesen Veranlassung gegeben. Was hier folgt, haben wir von sehr ernsthaften Leuten darüber vernommen.
Das Manna soll ein atmosphärischer Niederschlag, eine Art Tau, sein; es fällt auf die Blätter der Bäume, besonders in den Gebirgen. Reichlich fällt es im Juli in den kurdischen Bergen, seltener in Mosul. Man schreibt seine Bildung zum großen Teile der Wärme zu, die in dieser Jahreszeit Tag und Nacht herrscht.
Da das Manna beim Aufgehen der Sonne schmilzt, so muß es in großer Eile gesammelt werden. Beim Sammeln werden oft eine Menge Blätter mit abgerissen, die auch später mit dem Manna vermischt werden, woher auch die grünliche Farbe kommt. Das auf dem Felsen gesammelte Manna ist fast ganz weiß.
Das Manna bildet einen bedeutenden Handelsartikel in Armenien, in Kurdistan, in Mesopotamien und Irak-Arabi. In Mosul macht man daraus, indem man es mit andern Stoffen vermischt, außerordentlich wohlschmeckende Kuchen, die leicht abführend wirken. Bei manchen Personen bilden diese Kuchen die Hauptnahrung während der Fastenzeit.
Die Türken nennen das Manna Kuderat-Haluassi, die Süßigkeit der (göttlichen) Macht; bei den Arabern heißt es Mann-assama; in Baghdad wird es Gasengävil (aus dem persischen Güsengübing entstanden) genannt.[7]
Die Bewohner Mosuls fürchten sehr, daß das Manna in ihre Gärten fällt, weil es bei den zarten Pflanzen die Atmung stört und die Pflanzen dadurch zu Grunde richtet.
- ↑ Botta, Les Monuments de Ninive.
- ↑ Das Kloster wurde gegründet im Anfang des fünften Jahrhunderts; die chaldäischen Patriarchen haben sich lange Zeit hier aufgehalten, nachdem sie Baghdad verlassen hatten. Annales de la Prop. de la Foi V. 244.
- ↑ Bei Erwähnung von Tell-Uskof erzählt Oppert (Exp. de Mésop. I. 66) folgende Anektode:
Plötzlich erinnerten sich einige Familien der alten assyrischen Könige; eine junge Frau aus dieser Gegend hat (besonders in England) viel Geld damit verdient, daß sie sich als Nachkomme Sennacheribs und Sardanapals zeigte. Sie hatte sich in Paris Visitenkarten in französischer Sprache anfertigen lassen, worauf stand: „Maria T. E. Prinzessin von Assyrien.“
So unglaublich die Sache auch scheint, so fanden sich doch Personen, die sie als Prinzessin aufnahmen und sich für dieselbe interessierten. - ↑ Dieser Chaldäer ist wirklich ein Mann, der das geschenkte Vertrauen verdient, er ist ein Faktotum, dessen interesselose Ergebenheit erwähnt zu werden verdient.
- ↑ Gewöhnlich haben die Regenmengen des November ein beträchtliches Anwachsen des Tigris zur Folge, wonach das Niveau des Flusses ziemlich veränderlich bleibt bis zu der Zeit, wo die eintretende Kälte die meisten Nebenflüsse in den kurdischen Bergen gefrieren macht. Gegen die Mitte des Monats März tauen die Flüsse auf, und der Tigris wächst wieder, bis er gegen Ende Mai seinen höchsten Stand erreicht. (In diesem Augenblick beträgt seine Schnelligkeit mehr als sieben Fuß in der Sekunde in Baghdad.) Von August bis November ist der Wasserstand am niedrigsten. Vergl. Chesney, Expédition I, Kap. 2.
- ↑ Die Zeichnung, die ich davon gebe, ist noch schmeichelhaft. Das Gitterwerk ist viel länger und besonders weniger durchsichtig.
- ↑ Über die Entstehung des Mannas giebt es verschiedene Ansichten. P. Kolb, S. J. führt in „Natur und Offenbarung“ (38 I.) drei Arten von Manna an.
Auf den Tarfa-Sträuchen (Tamarix Alhagi) am Berge Sinai lebt die Manna-Schildlaus (Coccus manniparus), die durch ihre Stiche eine süße Flüssigkeit aus den Sträuchern quellen läßt, die an der Luft erhärtet, beim Regen oder Tau herabträufelt und von den Beduinen als Nahrungsmittel gebraucht wird.
Der Manna-Klee (Hedysarum Alhagi) schwitzt in der Sonnenhitze einen honigartigen Saft aus, der sich in der Nacht zu rötlichen Körpern verdichtet und im Morgenlande vor Sonnenaufgang gesammelt und als Nahrung oder leichtes Abführmittel gebraucht wird.
In Kleinasien, Persien, Nordafrika wächst die Mannaflechte (Sphaerithallia esculenta), die von dem Winde oft fortgeführt und dann als Nahrungsmittel gesammelt wird. Von den Tartaren wird sie Erdbrot genannt und zur Herstellung eines Brotes gesammelt.
Welcher Art das Manna der Israeliten war, wird wohl nie festgestellt werden können, da die Eigenschaften des heute noch vorkommenden Mannas nur teilweise denen des israelitischen Mannas entsprechen, aber hinsichtlich der Menge u. s. w. ein wunderbares Einwirken Gottes anzunehmen nötigen.Der Übersetzer.