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Vom Hirnpecker

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Textdaten
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Autor: Georg Queri
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Titel: Vom Hirnpecker
Untertitel:
aus: Die Schnurren des Rochus Mang, S. 61-63
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Auflage:
Entstehungsdatum: 1909
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Verlag: Berthold Sutter
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Erscheinungsort: München
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Quelle: Scans auf commons
Kurzbeschreibung:
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[61] Vom Hirnpecker

Der Hirnpecker ist ein recht gefährlicher Vogel. Er ist nicht viel größer wie ein Geyer, aber er hat’s auf die Leut abgesehen. Und wenn er einen Menschen wo sieht im Freien, dann saust er herab, setzt sich auf den Hut und peckt so lang auf die Stirn, bis das Gehirn herausgeht.

Das frißt er dann, das Gehirn. Und wem er das Gehirn herausgefressen hat, der muß dann sterben.

Da ist der Bären Kaspar einmal mit der roten Dirn vom Deixlheber Anderl am Himmelreichanger in der Garchinger [62] Flur an einem Sonntag spazieren gegangen und hat nicht viel Gutes im Sinn gehabt.

Aber sie ist standhaft geblieben, die rote Dirn vom Deixlheber.

Zuerst hat er ihr einen Lebzelten versprochen, dann ein rotes Fürtuch und ein Halsgeschnür.

Sie tät sich Sünden fürchten, hat sie aber gesagt, die Rote.

Dann hat er ihr die Ehe versprochen.

Aber weil der Kaspar von seinem Vatern den Hof erben wird mit etlichen zwanzig Stück Vieh und vier Roß, drum hat sie’s ihm nicht geglaubt, daß er sie heiratet.

Da hat ihn der gache Zorn gepackt, den Kasper. „Itzt mußt justament die meinige sein!“ hat er geschrieen und wie ein Wilder angepackt.

[63] Ah, der kennt die rote Deixelheber Dirn schlecht. Die hebt einen Sack Traid, den allerschwersten, auf den Wagen. Nein, da hilft ihm das Wildsein nix.

Ausgelacht, ja, ausgelacht hat sie ihn. Aber wie er dann so blaß geworden ist, da hat er ihr leid getan und sie hat gemeint, was nicht ist, könnt noch werden und wann das Korn noch nicht reif ist, darf man es halt noch nicht mähen.

Da hat der Kasper auf einmal in die Höh geschaut und einen Schrei getan.

Die Rote hat verwundert auch aufgeschaut: „Was hast denn, daß Du so schreist?“

„Der Hirnpecker!“ Und der Kasper schlägt seine Jacke über den Kopf.

Und die rote Dirn hat geschrieen: „Der Hirnpecker!“ und hat ihre Röck über den Kopf geschlagen, daß ihr der Vogel nicht an’s Leben kann.

„Ist schon da, der Hirnpecker!“ hat der Kasper wieder geschrieen und die rote Dirn hat gesagt: „ja, und pecken tut er auch schon. Aber wo der hinpeckt, da wird er halt das Hirn nit finden können.“

Da hat sie schon recht gehabt, die Rote. Aber wie sie dann einmal gesagt hat, der Bub ist vom Hirnpecker und das könnt sie beschwören, da hat’s ihr kein Mensch nicht geglaubt. Und der Kasper, den sie als Zeugen aufgerufen hat, der hat sich gar nimmer an die Geschicht erinnern können.