Vier deutsche Kinder in Italien verwaist
[288] Vier deutsche Kinder in Italien verwaist. Aus Dillenburg im Nassauischen kommt uns eine jener Bitten zu, für deren Erfüllung wir stets offene Herzen und Hände gefunden haben: Der Mühlenbauer Ebner folgte mit Gattin und Kindern der Einladung niedrerer Schweizer zur Leitung eines Mühlengeschäfts in der Nähe von Neapel. Dort befand sich die Familie in guten Verhältnissen bis zum Ausbruche des Vesuv von 1872, bei welcher Gelegenheit die Gattin Ebner’s durch die furchtbare Aufregung – die Familie irrte drei Tage und Nächte, vor dem Aschenregen fliehend, auf freiem Felde umher – sich eine schwere Krankheit zuzog. Nach ihrer Herstellung wollte Ebner mit den Seinen nach Deutschland zurückkehren; da erkrankte auch er, und die gesparten Mittel zur Heimreise wurden aufgezehrt. Ebner würde mit den Seinen in die bitterste Noth gerathen sein, wenn nicht ein braver Mann in Teano ihn und seine Familie zu sich genommen hätte. Da aber brach das Unglück im August 1880 herein: in sechs Tagen starben das jüngste Kind, die Mutter und der Vater. Hülflos standen an den Särgen dieser drei Todten der vierjährige Adolf, die siebenjährige Minna, der neunjährige Emil und die vierzehnjährige Marie. Die verlassenen Kinder sehnen sich nun nach der Heimath, da aber die Reisemittel fehlen – so läßt sich der Inhalt unserer Bitte leicht errathen. Ist es guten Menschen unter den Lesern der „Gartenlaube“ gelungen, die verlassene Thüringerin (vergl. Jahrgang 1879., Nr. 31 u. 45) aus der Walachei wieder in ihre Heimath zu befördern, so werden mit Hülfe solcher edlen Herzen sicherlich auch die armen Nassauer das Land ihrer Geburt wiedersehen.