Verrat!
Von
GEORG HERWEGH.
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Verrat – Ihr habt's gesprochen,
Verrat – Ihr habt's erkannt.
Es sei mit Euch gebrochen;
Die Brücken sind verbrannt.
Wie Ihr das Volk verkauft,
Wie Ihr Euch auf Kongressen
Um Kronen habt gerauft?
Erst lief er vor dem Berge,
Dann höhnten sie, die Zwerge,
Die Revolution,
Die Nüchternen den Zecher,
Der endlich niedersank,
Bis auf die Hefen trank.
Schönredner, mit der Urne
Der toten Herrlichkeit,
Beschritten im Kothurne
Sie haben in dem Schutte
Den Unrat aufgerührt,
Den Gesslerhut, die Kutte
In Frankreich eingeführt.
Habt Ihr, nach deutscher Art,
Vergoldet unsre Kette
Und – vor dem Rost bewahrt.
Schleppträger der Bourbonen –
Wo sind die Nationen,
Die Deutschland nicht verriet?
Zu Zeugen ruf ich Polen,
Das Heldenvolk, herbei,
In schnöder Räuberei;
Zu Zeugen jene tote
Italische Republik, –
Fluch euch, Ischariote
Wir wollen's auch verraten,
Das schlechte Vaterland
Der vierzig Potentaten
Und deinen Unverstand,
O Volk, dein Heil erschaust,
Und lieber auf die Sterne,
Als auf dich selbst, vertraust.
Wir wollen es verkünden,
Was ihr für »Burgen gründen«
Wollt unserm deutschen Geist;
Verraten, welche Schelle
Zu deutschen Ohren klingt,
Im deutschen Sande springt.
Wie du das Wort beschnitten,
Eunuchen-Regiment,
Wie feige wir's gelitten,
Freiheit für »das erstarkte
Germanische Geschlecht«:
Den Stock auf off´nem Markte
Und das geheime Recht!
Das letzte Licht erstickt,
Und Euren alten Glauben
Mit neuen Lappen flickt,
Und wie wir die Genarrten
Und wie in deutschen Karten
Der König nur gewinnt;
Wie Ihr, getreue Stände,
Den Rücken biegt so krumm,
Und Euer Mund – wie stumm!
In Räthseln und in Runen
Hüllt ihr nur Knechtssinn ein;
Ihr könnt nicht die Tribunen
Drum sei mit Euch gebrochen!
Die Brücken sind verbrannt.
Verrat! Ihr habt's gesprochen,
Und Ihr habt recht erkannt.
Zertritt die junge Saat,
Du machst Verrat zu Treue,
Und Treue zu Verrat!