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Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs/§.12

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Textdaten
Autor: Johann Christoph Harenberg
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Titel: Vernünftige und Christliche Gedancken über die Vampirs ...
Untertitel: §.12 - Es werden einige Anmerkungen beygebracht über die heutigen Merveilleurs.
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Erscheinungsdatum: 1733
Verlag: Johann Christoph Meißner
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Erscheinungsort: Wolfenbüttel
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Quelle: Digitalisat des Göttinger Digitalisierungszentrums bzw. bei Commons
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§.XII

[54] Es sind Leute, die sich zu den andächtigen gesellen, und mit dieser Anmerckung von den Wunderwercken gar nicht zufrieden sind. Denn indem sie ihr gantzes Thun und Lassen zu Wunderwercken machen; können sie nicht wohl leiden, wenn man sich beschwert befindet, jede Würckung, so dem Reiche der Natur oder der Gnaden gemäß ist, [55] für ein Wunderwerck zu halten. Denn was sie sagen, das muß von Himmel herab geredet seyn. Allein, wenn wir auf ihr Ende und auf ihre Absicht acht geben, so befinden wir, daß ein Ungehorsam gegen GOtt und dessen heiliges Wort zum Grunde liege. Dieser Ungehorsam äussert sich entweder im Willen und in den Begierden, oder aber in dem Verstande. Den Ungehorsam, der in den Begierden lieget, erkennen wir daher, wenn die Menschen, so wunderthätige Würckungen von sich vorgeben, ihre sündlichsten Wercke dahinter verbergen wollen. Welche Heiligkeit, und welche wundervolle Marctschreyerey gab der Jesuite, Pater Girard, nicht vor kurtzer Zeit von sich und seiner Geliebten aus? Aber wie schlecht war der Ausgang, als die Scheinheiligkeit und Heucheley an das Licht gebracht wurde? Die Sache ist so deutlich zu Tage gelegt, daß jedermann erkannt hat, wie die gantze Scheinheiligkeit nicht allein gar natürlich, sondern auch ungewissenhafftig, zugegangen sey. Dergleichen Exempel finden sich häuffig angebracht und zusammengesammlet in den Dissertationibus academicis, so unter dem Vorsitze des Herrn Hofraths Gottlieb Samuel Treuers vor einigen Jahren, und zwar unter dem Titel: De Imposturis sanctitatis titulo factis, zu Helmstädt herausgegeben (*) [1] sind. Ich erinnere mich hiebey der Buttlerischen- und Winterschen- Rotte, so von nichts als Wunderführungen GOttes rühmete, [56] und dennoch in den ärgsten Lüsten (a)[2] des Fleisches lebete, welche mit der hochgepriesenen Vollkommenheit gar nicht übereinkamen. Es finden sich davon die Acta iudicalia bey dem CHRISTIANO THOMASIO im III. Theile seiner gemischten Händel. Dergleichen Thorheiten hat GICHTEL mit seiner Magd auch begangen, wie sein eigener Ordens-Bruder Michelman zu Berlin a. 1716. nicht in Abrede seyn können. Man könnte nähere Exempel von dergleichen Wunderthätigkeiten anführen, wenn diese nicht hinlänglich schienen.


  1. (*) Desgleichen hat derselbe a. 1725. die Dissertation herausgegeben unter dem Titul: De sanctitatis vitiorum pallio.
  2. (a) So machtens auch die Gnostici in ihrer mystischen Verbrüderung und Verschwesterung. MICHAEL PSELLVS in Dialogo de operationibus daemonum p. 30. sqq. Von den Arianern schreibt VINCENTIVS Livinensis in Commonitorio I.§.6. Tunc temeratae coniuges, depullatae viduae, profanatae virgines.