Vermächtniß
Es kommt die Zeit, da ich nicht mehr zu sagen,
Was dieses Lied euch deuten soll, vermag;
Da dieser Mund auf eure Grüß’ und Fragen
Tief schweigen wird, und nun mein lezter Tag
Drum eh’ dies Leben hemmt der jähe Schlag,
So lang’ es noch beim Frohen bleibt und Alten,
Hört, wie ich’s ewig wissen will gehalten.
Soll ich der Erste seyn, der von euch scheidet,
So soll der Anblick, d’ran der Schmerz sich weidet,
Vor eurer Seele schnell vorübergehn;
Nie soll das Bild des Freundes, wie er leidet,
Und wie er stumm im Tode muß vergehn,
Den Bund erneut, euch Wein und Lied verleiden.
Nein! wie ihm Lust und Liebe stets gelungen,
Wie er, lebendig steh’nd im Brüderkreis,
Hoch den Pokal in fester Hand geschwungen
Bei schönen Namen festlich angeklungen,
Die Wangen glühend und die Blicke heiß;
Und mit Gesang zur brüderlichen Flechte
Euch rings geboten seine deutsche Rechte:
Als führt’ er noch ein Leben unter euch,
Als könntet ihr ihn hören noch und sehen,
Als wär’ er froh und allen Andern gleich.
Ihr müßt nicht glauben, daß aus euren Nähen
Nur unter’m Boden, den ihr fröhlich tretet,
Sein Lager tief und stille sich gebettet.
So bleibe denn bei euren Bundesfesten
Kein Sitz noch Glas zu seiner Ehre leer;
Verschlungnen Kranz der Brüderhände mehr.
Denkt nur, wie er den theuren Kreis am besten
Beherrschen kann vom blauen Himmel her,
Und wie er blickt auf die verbundnen Rechten,
- ↑ Durch einen Traum veranlaßt.