Verdienste und Heldentod des k. k. Generalfeldwachtmeisters Reichsfreyherrn Franz von Bubenhoven
Ein Mann, wie Bubenhoven, von dessen tapferem Betragen im verflossenen Jahre des nun schlummernden Türkenkrieges fast alle deutsche Zeitungen wiederhallten, der auf Fränkischem Boden geboren und erzogen wurde, und zum Jünglinge ausreifte, der überdieß noch in so manchem anderen Verhältnisse mit Franken stehet, verdienet auch in diesem Journale ein bleibendes Denkmahl. Ich will also hier einen kleinen Abriß der merkwürdigsten Veränderungen, die eben so viele Epochen in dem Leben dieses großen Mannes ausmachen, aufstellen, und ich zweifle nicht, daß ich dem Patriotismus der Franken, wenn er auch um einige Grade sollte gesunken seyn, hiemit einen Gefallen erweise.
Franz Freyherr von Bubenhoven wurde 1739 zu Bamberg geboren, und erhielt daselbst seine Erziehung, wie man sie von dem herrschenden Erziehungsgeist damahliger| Zeiten, und von dem Eifer eines für das Wohl seiner Kinder äusserst besorgten ehrwürdigen Vaters erwarten konnte. Noch in den frühesten Jahren wurde er als Edelknabe am Hofe des Fürsten aufgenommen. Schon dieß muß bey einem fachkundigen Leser für den jungen Bubenhoven die Meinung erwecken, daß er ein wohlgearteter und vielversprechender Jüngling war. Denn der junge Adel, der den Fürsten umringt, kann immer als die Blüthe und Zierde adelicher Familien angesehen werden. Und wirklich spielte der junge Bubenhoven schon damahls eine rühmliche Rolle, und machte sich der Gunst seines Fürsten ganz würdig. Er benutzte nämlich diese erste Stufe zu weiteren Vorschritten dadurch, daß er hier den Anfang machte, sich zu dem Manne zu bilden, an dem man in der Folge die herrlichsten Körpers- und Geistes-Vorzüge bewunderte. An dem fürstlich bambergischen Hofe brachte also Franz von Bubenhoven seine erste Jünglingsjahre zu, betrieb daselbst seine ihm angewiesenen Studien mit vielem Eifer, bis sich ein anderer Wirkungskreis für ihn öffnete. Diesen fand er beym Ausbruche des siebenjährigen Krieges im Jahre 1757. Hier ging er| als Volontair in Oestreichische Kriegsdienste über und kam zu dem fürstl. Lichtensteinischen Dragonerregiment. Gleich nach der Schlacht bey Prag wurde er bey eben diesem Regiment zum Fähndrich erhoben. Bey demselben diente er so lange, bis das Fürst Löwensteinische Chevaux-Legers-Regiment errichtet wurde. Nach dessen Errichtung wurde er hieher als Oberlieutenant übersetzt, und machte so die übrigen Campagnen des siebenjährigen Krieges bey diesem Regimente mit. Noch vor Endigung dieses so merkwürdigen Krieges avancirte er bis zur Stelle eines Rittmeisters. Gleich nach geendetem Kriege trat er in den Teutschen Orden, und wurde in der Balley Franken incorporirt. Einige Jahre nach geschlossenem Novitiat stieg er vom Rittmeister zum Obristlieutenant empor und wurde zum Kinskyschen Chevaux-Legers-Regimente versetzt. In diesem Range machte er den Baierischen Successionskrieg mit, und wurde noch während des Feldzuges bey eben diesem Regimente zum Obristen befördert. In diesem letzteren Avancement blieb er stehen bis zu dem im Jahre 87-88 ausgebrochenen und bis heute noch nicht zu Ende gebrachten Türkenkriege. Bey Gelegenheit desselben erstieg er seine letzte| Stufe und ward von Kaiser Joseph II als Generalmajor bey der Cavallerie aufgeführt. Wahrscheinlich wäre er noch weiter gerücket, wenn er nicht schon jetzt ein Opfer seines Heldenmuthes geworden wäre. Allein dieß entzieht seiner Achtung in den Herzen aufrichtiger Verehrer großer Talente nichts; denn eben dieß, daß er für das Vaterland, dem er damahls lebte, frühe sein Leben so freudig hingab, vollendet vielleicht die Größe des Mannes und macht sein Andenken desto unvergeßlicher. Unser Held kann sicher darauf rechnen, daß sein Name um nichts geringer seyn, und daß sein Andenken allzeit heilig bleiben werde, wenn ihn der Tod gleich im Laufe seiner Thaten übereilt hat. Freylich wenn man die Größe eines Mannes genau nach der historischen Summe von wirklichen Thaten berechnen wollte, und wenn es bey dieser Größebestimmung bloß auf historische Data oder auf die Menge derselben ankäme, so hätte der frühe Tod unserm Bubenhoven wirklich eines Theils geschadet; denn er hätte seiner Wirksamkeit frühe ein Ende gemacht. Allein das wäre ein ziemlich unphilosophischer Maaßstab, die Größe eines Mannes zu messen, der Maaßstab eines zum Denken unaufgelegten Mannes, dessen Auge nicht weiter| reicht, und dessen Blick nicht mehr umfaßt, als was wirklich geschehen und für die Sinne anschaulich geworden ist. Der philosophische Sitten- und Charakterrichter nimmt bey der Größebestimmung eines Mannes, nicht blosse Facta zu Hülfe; er dringt vielmehr in den Geist des Mannes ein, aus dem jede einzelne große Handlung hervorging, spürt der Anlage nach, und siehet, was da für Energie zu Großthaten im Vorrathe übrig ist, er prüft die Quelle, ob sie mehr oder minder reichhaltig zu guten Ausflüssen ist, und bestimmt hienach eigentlich den Wehrt und die Stelle des Mannes, den er zu würdigen hat. Einzelne Handlungen machen uns zwar auf die Kraft aufmerksam, die sie erzeugte, aber nach ihr allein läßt sich das Quantum derselben nicht vollständig bestimmen: denn jede Kraftäusserung hängt ohnehin gar oft von zufälligen Umständen ab; man würde sich also gar oft selbst täuschen, und sich eine Unbilligkeit gegen verdiente Männer zu Schulden kommen lassen, wenn man nur blosse Facta in Anschlag bringen oder wenn es nur auf die Summe derselben ankommen sollte. Eine einzige That enthält oft mehr Stoff, über den Mann und seiner Größe zu raisoniren,| als hunderte derselben zusammen genommen. – Doch trifft der Fall bey unserm Helden eben nicht ein. Auch bey ihm fehlt es nicht an wichtigen Unternehmungen, die er eben so glücklich als standhaft ausführte. Ich lasse mich aber hier nicht auf ein näheres Detail seiner letzten Kriegsoperationen ein, in der gegründeten Hoffnung, daß ein künftiger Bearbeiter des gegenwärtigen Türkenkrieges gewiß auch eines Bubenhoven gedenken werde. Was ich so eben über Größebestimmung eines Mannes sagte, soll nur dahin aufmerksam machen, daß Bubenhoven, auch bey seinem frühen Ausgleiten aus der Heldenbahn, dadurch gar nichts in Hinsicht auf Beurtheilung seiner wahren Größe verliere. Nur muß man ihn mit einem etwas tiefer eindringenden Blicke betrachten, nicht bloß auf das sehen, was der Mann schon gethan hat, sondern was er auch noch hätte thun können, und gewiß gethan haben würde, wenn es nicht eintretende Hindernisse unmöglich gemacht hätten. Denn auch das letztere gehört zu einem richtigen Maaßstabe von Mannsgröße. Zu einer würdigen und gewiß jedem Patrioten willkommenen Beurtheilung unseres Helden liefere ich hier noch einige Data, die als eigentliche Momente| seiner Größe und seines Nachruhms angesehen werden können.Auf jeder Stufe seines militärischen Avancements hatte Bubenhoven immer die rühmlichsten Zeugnisse des Commendanten über seine ausgezeichneten Kenntnisse, Unerschrockenheit und Diensteifer für sich. Eben hier erinnere ich mich beym letzten Durchzuge der Östreichischen Truppen durchs Fränkische nach den Niederlanden mit einem jungen Grafen von Odonelli, damals Hauptmann eines Freycorps, über Bubenhoven gesprochen zu haben. Auch der junge Herr Graf, kaum 24 Jahre alt, war bey der Belagerung von Zettin zugegen, sprach mit Enthusiasmus von dem vortrefflichen Bubenhoven, und bedauerte mit innigster Rührung seinen frühen Tod. Den Erfolg desselben soll nun das nämliche Schreiben, in welchem dem Bruder unsers Helden, dem Herrn Obristlieutenant zu Wirzburg, die traurige Nachricht gegeben wurde, umständlich erzählen: ich rücke es wörtlich hier ein.
Hochwohlgebohrner Reichsfreyherr
Hochgebietender Herr Obristlieutenant,
Zum Belege dessen, daß man Bubenhoven nicht verkannte, und sein Verdienst wirklich zu schätzen wußte, folget hier das rühmliche Denkmal, das ihm der Herr Generalfeldzeugmeister Joseph Freyherr von de Vins auf der Stelle, wo er blessirt wurde, errichten ließ.
∗) Es soll dieß meines Bedünkens eine Art von Pyramide vorstellen, auf der Spitze ruhet ein halber Mond, und zu beyden Seiten sind Fahnen ausgesteckt.
Von Sr. Excellenz dem Hochgebohrnen Freyherrn Joseph von de Vins Sr. königl. ap. Majestät General Feldzeugmeister, des militärischen Theresianischen Ordens Ritter, eines Regiments zu Fuß Inhaber und der kroatischen Armee obersten Befehlshaber.
Der Held, welcher hier ruhet, lebte stets für das Vaterland, und hielt sichs zur Ehre, für selbes bey Zettin sterben zu können. Er lebte 48 Jahre, mehr der Geistesgröße, Thätigkeit, Treue, Entschlossenheit, militärischer Kenntnisse und ernster Leutseligkeit wegen, als der angeerbten Ahnen berühmt. Er starb den 30 Junii 1790, wie nur Helden sterben können, von unsterblichem Ruhme begleitet.
Sein Tod ein Denkmal wahrer Größe bleibt für uns ein unersetzlicher Verlust.