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Ueber elektrische Abbildungen und Thermographien III

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Annalen der Physik und Chemie
Band LXIII, Heft 12, Seite 506–519
Ernst Knorr
Ueber elektrische Abbildungen und Thermographien
fortgesetzt von: Ueber elektrische Abbildungen und Thermographien (II. Artikel, Bd. 138)
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II. Ueber elektrische Abbildungen und Thermographien; von E. Knorr.

III. Artikel[1].

Noch weit früher, als mir Hrn. Dr. Waidele’s Versuche bekannt wurden, hatte ich bemerkt, daß sehr eben geschliffene gravirte Kupferplatten von 1½ Zoll Durchmesser auf sorgfältig und möglichst ohne Streifen geschliffenen Kupfer- oder Silberflächen keine eigentlichen Bilder, sondern nur Flecke gaben, wenn sie mit diesen Flächen in möglichst inniger Berührung waren, während mit denselben Platten und Flächen die Bilder sich leicht und stark erzeugten, wenn Körper und Flächen durch zwischen geschobene, sehr dünne und schmale Stanniol- oder Glimmerblättchen von einander entfernt gehalten wurden; dieß blieb so, mochten nun die Versuche bei 10° R. oder bei 18° R. angestellt werden, und die Berührung 3 oder 20 Stunden dauern. In diesem Punkte trafen die elektrischen Bilder wieder mit den Moser’schen zusammen; hafteten nach einem Versuch Körper, Glimmer und Platte so stark an einander, daß letztere mit dem ersteren in die Höhe gehoben werden konnten, ohne sich durch ihre eigene Schwere vom ersteren zu trennen, und war noch eine bemerkbare Kraft nöthig, um diese Trennung zu bewirken, so ließ sich durch den Hauch kein elektrisches Bild erkennen, obgleich man nach der Stärke und Zahl der Entladungen ein starkes Bild zu erwarten berechtigt war. Diese Versuche gelingen nicht leicht.

Unter denen so eben für Moser’sche Bilder erwähnten Verhältnissen gelangen mir zwar jederzeit Wärmebilder, jedoch waren dieselben mit seltener Ausnahme immer viel schwächer, als wenn zwischen Platte und Körper noch ein sehr geringer Abstand bemerkbar war.

Hiernach und nach dem was schon im zweiten Artikel bemerkt wurde, schien also der Zutritt, oder wenigstens das Vorhandenseyn einer reinen atmosphärischen Luft zwischen Platte und Körper Erforderniß zur Erzeugung sowohl eines Moser’schen als auch eines elektrischen und Wärmebildes. Um dieß weiter zu untersuchen, wurden zunächst folgende Versuche angestellt.

Fünf Platin- und fünf Goldmünzen, welche sorgfältig gereinigt worden waren, wurden auf zwei Silberplatten gebracht, welche auf dem horizontalen Boden eines Porcellangefäßes lagen, dann wurde destillirtes, vorher noch ausgekochtes Wasser darauf gegossen, und so die Münzen mit den Platten 20 Stunden in Berührung gelassen. Es war so der freie Zutritt der atmosphärischen Luft abgeschlossen und nur diejenige Luft zurückgelassen worden, welche sich wegen der Ungleichheit der Oberflächen zwischen Platten und Münzen halten konnte; das Wasser war nicht in diese Zwischenräume gedrungen. Der Erfolg war, daß sämmtliche zehn Münzen Bilder gegeben hatten, die leicht durch den Hauch erkennbar waren. Nachdem Platten und Münzen wieder getrocknet und abgeputzt worden waren, wurde der Versuch so wiederholt, daß erst das Wasser über die Platten gegossen und dann die Münzen naß unter Wasser darauf gelegt wurden; alle Münzen hatten hier in 20 Stunden kein erkennbares Bild gegeben.

Ich schritt jetzt zu Versuchen mit Hülfe der Luftpumpe. Da ich nicht gleich eine brauchbare Stopfbüchse zur Hand hatte, so wurden zunächst die Versuche auf folgende Weise angestellt. Platten und Körper wurden auf dem Teller der Luftpumpe, zuweilen vom Erdboden elektrisch isolirt, zuweilen mit demselben in leitender Verbindung, auf einander gebracht, die Glocke aufgesetzt und nun die Luft verdünnt. Zu einer Reihe von Versuchen bediente ich mich einer Hahnluftpumpe von etwas colossalen Dimensionen; diese hat einen eigenen Mechanismus zur Steurung der Hähne, und wirkt mit demselben bis auf ½ Linie Quecksilberhöhe, ohne diesen Mechanismus aber, wenn die Hähne mit der Hand gestellt werden, bis auf ¼ Linie. Bei der Größe der angewandten Glocke konnte jederzeit in 5 bis 10 Minuten die ganze Operation so weit geendigt seyn, daß der Luftdruck bis auf 1½ Lin. oder 1 Lin. herabgebracht worden, wieder Luft in die Glocke gelassen und die Körper von den Platten genommen waren; die Dauer der Berührung zwischen letzteren konnte also auf dieses Minimum gebracht werden. Wurden nun zu den Versuchen Platten gewählt, die durch Behandlung mit Kalk sehr empfindlich gemacht worden waren, und verfuhr man wie eben angedeutet wurde, so zeigten sich immer sehr kräftige Bilder, aber Körper und Platten fühlten sich bei der Herausnahme aus der Pumpe auch stets ziemlich kalt an, besonders die Platten. Das Bild, was sich in einer so kurzen Zeit erzeugte, erschien nicht gestört, wenn Körper und Platten einige Stunden bei dem angegebenen Luftdruck in Berührung gelassen wurden.

Anders zeigten sich die Resultate, wenn zu den Versuchen solche Platten gewählt wurden, die hinreichend unempfindlich waren, um bei freiem Zutritt der Luft erst nach 3 Stunden ein Bild zu geben, was durch Joddämpfe sichtbar wurde. Blieben Körper und Platten bei einem Luftdruck von 1 und 2 Lin. 24 Stunden in Berührung, so entstand kein eigentliches Bild, sondern nur Flecke, die der Größe desjenigen Theils der Oberfläche des Körpers entsprachen, welcher der Platte gegenüber gewesen war. Wenn diese Fläche an Größe die Platte übertraf, welche das Bild erhalten sollte, so ließ sich auf letzterer nichts erkennen. Eine Vermehrung des Luftdrucks bis 5 Lin. brachte keine deutlich bemerkbare Veränderung in den Resultaten hervor, doch glaubte ich bei diesem Luftdruck öfter ein begonnenes sehr unbestimmtes Bild zu erkennen, doch ohne darüber ganz gewiß zu werden.

Die Versuche wurden angestellt:

1) mit zwei gravirten Kupferplatten, mit jeder fünf Mal;
2) mit zwei Kupfer- und drei Silbermünzen, fünf Mal;
3) mit einem Fläschchen, einem Stahlstempel und einem Jaspispetschaft, fünf Mal.

Es hätten sich demnach funfzig Bilder zeigen sollen, von denen kein einziges wirklich sichtbar wurde. Zwei Mal wurden die Münzen stark erwärmt auf die Platte gebracht.

Ich bemerkte noch, daß sämmtliche Körper, welche nur mit täglichen Unterbrechungen von einigen Minuten fünf Mal 24 Stunden unter der Glocke der Luftpumpe gehalten worden waren, bei gewöhnlichen Versuchen Moser’sche Bilder sowohl als Wärmebilder schwieriger und schwächer als früher ergaben; erst nachdem sie einige Tage mit Glasglocken bedeckt in der Luft gestanden hatten, gelangen die gewöhnlichen Versuche gut.

Eine der gravirten Kupferplatten gab, nachdem sie aus der Luftpumpe genommen worden war, ein Wärmebild, zwar schwach, jedoch deutlich erkennbar; als ich hiernach aber auf einer empfindlichen Kupferplatte ein Moser’sches Bild verfertigen wollte, erhielt ich selbst nach 24 Stunden kein erkennbares Resultat. Ich bedeckte nun die gravirte Platte mit Trippel, welcher lange an der Luft gelegen hatte, ließ sie so ½ Stunde liegen, und erhielt hernach auf Kupfer in ¾ Stunden ein gutes kräftiges Bild. Es wurde sogleich ein zweiter Versuch gemacht, ohne die Platte nochmals mit Trippel zu bedecken, es zeigte sich nach ¾ Stunden ebenfalls ein Bild, jedoch weit schwächer als das erste; ein dritter Versuch schlug ganz fehl. Das Aussehen der beiden Bilder war der Art, daß ich sie für solche hielt, an welchen Feuchtigkeit den größten Antheil hat.

Nach diesen Versuchen schritt ich zu anderen mit Anwendung einer Stopfbüchse, so daß der abzubildende Körper während der Exantlirung nicht mit der Platte in Berührung war, sondern erst eine beliebige Zeit nachher auf die Platte herabgelassen wurde. Es wurden zu den Versuchen unter der Luftpumpe nur solche Platten gewählt, die mit dem Körper, welcher unter der Pumpe angewendet werden sollte, unmittelbar vorher in weniger als 1 Stunde ein kräftiges, durch den Hauch gut sichtbares Bild gegeben hatten. Zugleich wurden immer mit wenigstens vier Körpern auf zwei Platten, die mit denen unter der Luftpumpe gleich behandelt worden waren, correspondirende Versuche angestellt, die alle ohne Ausnahme kräftige, leicht durch den Hauch sichtbare Bilder gaben. Die letzteren Versuche mit der Luftpumpe führe ich hier einzeln auf, wie sie in meinem Journale aufgezeichnet sind.

A.
No. Luftdruck. Zeitdauer Körper. Platte. Resultat.
zwischen Vollend. des Auspump. u. d. Aufsetzens d. Körpers. der Berührung.
01 10 Linien nach 3 St.
18 Linien
01 Minute 03 Stund. Stahlstempel Kupfer Fleck, kein Bild, weder durch den Hauch, noch durch Jod.
02 05 -  01 -  17 -  ders. desgl. wie vorher, Fleck negativ mit schwacher Condensirung des Jods, rund herum ein sehr schwacher, sich allmälig verlierender lichter Ring, der stärker hervortrat, wenn man die jodirte Platte behauchte.
03 02 -  01 -  03 -  ders. desgl. Fleck, viel schwächer als im vorhergehenden Versuch, sonst dieselbe Erscheinung
04 03 -  01 -  02 -  ders. desgl. ganz wie No. 3.
05 03 -  01 -  15 -  ders. Silber schwacher Fleck.
06 03 -  01 -  15 -  grav. Kupfer Kupfer schwacher Fleck.
07 08 -  02 Stund. 02 -  desgl. desgl. durch Jod kaum bemerkbarer Fleck, der etwas deutlicher hervortrat, wenn man auf das Jod hauchte
08 08 -  02 -  14 -  desgl. desgl. durch den Hauch kaum erkennbarer Fleck, durch Jod negativer Fleck, der im Innern unrein erschien, was sich aber als äußerst schwaches Bild erkennen ließ, wenn man die jodirte Platte behauchte.
09 07 -  0 -  02 -  desgl. desgl. d. d. Hauch nichts, durch Jod kaum wahrnehmbarer Fleck.
10 05 -  02 -  17 -  desgl. desgl. negativer Fleck.
No. Luftdruck. Zeitdauer Körper. Platte. Resultat.
zwischen Vollend. des Auspump. u. d. Aufsetzens d. Körpers der Berührung.
11 05 Linien 01½ Stunde 04 Stund. grav. Kupfer Kupfer wie bei No. 9.
12 05 -  0 -  18 -  desgl. desgl. kaum ein Fleck.
13 05 -  01½ -  16 -  desgl. geschl. Tafelgl. auf d. Rückseite geschwärzt bei dem ersten leisen Hauch schönes, ganz ausgeprägtes Bild, welches allmälig schwächer wurde; nach dem fünften Hauch ließen sich nur noch schwache Spuren des Bildes erkennen. Als das Glas 10 Minuten in der Luft gelegen hatte, war jede Spur eines Bildes verschwunden. Vorher hatte die Glastafel mit demselben Körper in der Luft in 4 Stunden sehr schöne dauerhafte Bilder gegeben.
14 05 -  0 -  04 -  desgl. dieselbe nichts.
15 05 -  0 -  17 -  desgl. dieselbe nichts.
16 05 -  0 -  04 -  desgl. dieselbe nichts.
17 05 -  0 -  04 -  geschn. Bergkr. Kupfer schwacher Fleck.
18 08 -  01½ -  13 -  desgl. desgl. desgl.
19 05 -  0 -  04 -  desgl. geschl. Glastaf. nichts.
20 05 -  0 -  15 -  desgl. desgl. nichts.
21 05 -  02½ -  04 -  desgl. Kupfer nichts.
22 05 -  05½ -  12 -  desgl. desgl. nichts.
23 05 -  05½ -  19 -  desgl. desgl. die Platte war absichtlich mit einer nicht mehr ganz reinen Sammtfeile geputzt worden; beim Behauchen sei sehr schwaches Bild, die Jodirung gab nur einen Fleck.
24 05 -  04½ -  23 -  desgl. desgl. nichts.
No. Luftdruck. Zeitdauer Körper. Platte. Resultat.
zwischen Vollend. des Auspump. u. d. Aufsetzens d. Körpers der Berührung.
25 05 Linien 02 Stund. 02 Stund. geschn. Bergkr. Kupfer nichts.
26 05 -  4 -  21 -  desgl. desgl. kaum bemerkbarer Fleck.
27 02 Zoll  2 -  03 -  desgl. desgl. desgl.
28 04 -   -  04 -  grav. Kupfer desgl. gutes Bild bei leisem Hauch, schlecht sichtbar nach der Jodirung.
29 01 -  2 -  03 -  Bergkrystall desgl. Es war unter der Glocke ein Gefäß mit Wasser gesetzt worden. Ein schwaches, sehr verwischtes Bild war schon ohne Condensirung von Dämpfen sichtbar, es schied sich durch gelbliche Färbung von dem Grund der Platte ab. Das Bild wurde durch Jodirung der Platte zwar stärker sichtbar, blieb aber verwischt.
30 01 -  2 -  17 -  desgl. desgl. wie vorher; das Bild stärker, aber eben so verwischt.
Nach diesen Versuchen erscheint also das Vorhandenseyn atmosphärischer Luft von einer gewissen Spannung zwischen Platten und Körper nöthig zur Erzeugung eines wirklichen Moser’schen Bildes, und ich halte mich durch dieselben für berechtigt der Behauptung des Hrn. Karsten, daß Thermographien, selbst wenn unzweifelhaft dargethan wäre, daß sie Oxydationen seyen, nichts mit Moser’schen Bildern gemein haben, zu widersprechen; im Gegentheil würde letzterer Umstand, wenn er erwiesen wäre, gerade dafür sprechen, daß Thermographien eine höhere Bildungsstufe Moser’scher Bilder seyen. Die letzteren Versuche sprechen aber auch sehr für die Richtigkeit der Ansicht Dr. Waidele’s‚ und fallen im Resultate mit dessen sechstem Versuch zusammen, Annalen, Bd. 59 S. 266. Ich muß jedoch zu diesem Versuch bemerken, daß die, nach Dr. Waidele, rein präparirten Platten, meinen Erfahrungen nach, nur zu den unempfindlichen gehören. Bilder erhält man auf ihnen wohl, aber nicht nach einer Stunde, wenn man mit sorgfältig gereinigten Körpern operirt; selbst nach 12 bis 20 Stunden zeigten sich die Bilder noch sehr schwach, und wurden durch Condensirung von Quecksilberdämpfen schwer sichtbar. Dasselbe zeigte sich bei Silberplatten, welche nach Daguerre’s Verfahren abgesotten worden waren; zwei Kupferplatten, auf welche ich wiederholt dasselbe Verfahren anwandte, zeigten nach dem Sieden stets eine Veränderung der Farbe; sechs Versuche, die ich mit denselben anstellte, waren ganz vergeblich, es zeigten sich nach 20 Stunden nicht einmal bemerkbare Flecke.

Fasse ich nun alle Erscheinungen zusammen, die mir in Beziehung auf den hier besprochenen Gegenstand bis jetzt theils aus eigener Anschauung, theils aus den Aufsätzen anderer Physiker bekannt geworden sind, so muß ich für jetzt der Ansicht seyn, daß dieselben der größten Anzahl nach am einfachsten sich durch Annahme folgender Sätze erklären lassen:

Bilder, sowohl erster als zweiter Ordnung, können entstehen,

1) durch stellenweise ungleiche Verdunstung oder Uebertragung fremdartiger, an den Körpern oder Platten[2] adhärirender Substanzen, die hierdurch entweder von den Körpern auf die Platten, oder umgekehrt, stellenweise ungleich übergehen. Adhäriren diese Substanzen anfänglich, oder nach ihrer Condensirung nur einfach an der Platte, so erhält man in der Regel nur ein Bild erster Ordnung; können sich aber dieselben mit der Platte chemisch verbinden, so erhält man ein Bild zweiter Ordnung, entweder schon bei niedriger oder erst bei erhöhter Temperatur, je nachdem die eine oder die andere der Verbindung günstig ist.
2) Durch ungleiche Absorbirung von Gasen oder Dünsten von Seiten der Platte auf Kosten des Körpers, oder umgekehrt, oder durch eine solche Absorbirung aus der Umgebung, wenn die Gleichförmigkeit derselben gehindert wird. Eine solche ungleichförmige Absorption kann bedingt werden durch elektrische Wirkungen, oder durch den Einfluß der Wärme, gemäß denen darüber bekannten Erfahrungen, die hier zu wiederholen überflüssig ist. Je nach der Stärke dieser Wirkungen und Einflüsse gelangt man zu Bildern erster oder zweiter Ordnung, wobei jedoch wieder in Betracht kommt, ob chemische Verbindung oder Veränderung eintritt, oder nicht.

Ob das Licht den Ursachen beizuzählen sey, welche eine ungleiche Absorbirung von Gasen bewirken kann, scheint mir, nach meinen eigenen Versuchen, zweifelhaft. Ich habe auf reinen Silberflächen während der hier so lange hellen Sommertage, nachdem die Platten von 20 Minuten bis 72 Stunden in der Camera obscura gestanden hatten, keine Spur eines Bildes erkennen können. Es ist bei diesen Versuchen aber eine Vorsicht nöthig, um sich nicht zu täuschen, man muß sich nämlich einer Camera obscura bedienen, die ganz frei von eingesogenen Jod- oder Bromdämpfen ist. Ob nun gleich mit Hülfe der obigen Sätze sich die meisten der hier besprochenen Erscheinungen sehr wohl erklären lassen, wie theils schon Dr. Waidele scharfsinnig dargethan hat, so bleiben doch noch einige übrig, von denen ich mir bis jetzt noch keine genügende Rechenschaft geben konnte.

So z. B. scheint es, daß Bilder erster Ordnung, die unter die zweite Categorie gehören, und durch Absorption von Theilen der atmosphärischen Luft entstanden, nicht fixirt worden sind, allmälig verschwinden müssen. In der That erhält man auch Bilder, die nach einigen Stunden, Tagen oder Wochen so gänzlich verschwinden, daß keine Spur derselben mehr zu erkennen ist; dagegen habe ich aber auch andere erhalten, welche ich nicht wohl unter die Categorie No. l rechnen konnte, und welche nach 6 Monaten noch ganz wohl durch den Hauch erkennbar waren. Einige dieser Bilder auf Kupfer waren sogar unmittelbar sichtbar geworden, es hatte sich an den Stellen des Bildes Kupferoxydul gebildet. Wärmebilder dringen zuweilen sehr tief in die Kupfer- oder Silberplatten; so habe ich z. B. eine Daguerre’sche Platte neun Mal hinter einander abgeschliffen, und immer kam bei neuer Erhitzung das Bild wieder zum Vorschein, bei dem zweiten und dritten Male erschien es sogar stärker und schärfer als früher, erst nach dem zehnten Abschleifen war das Bild vernichtet.

In eine stark galvanisch versilberte Platte war das Bild so tief eingedrungen, daß ich das ganze Silber herunterschleifen mußte, um das Bild zu vernichten.

Eine andere galvanisch versilberte Platte lief bei der Erhitzung stark grau an, und gab nur ein verwischtes Bild, dasselbe geschah bei einem zweiten und dritten Versuch mit derselben Platte, aber mit anderen Körpern. Es ergab sich, daß von dem Arbeiter, welcher die Platte versilbert hatte, dieselbe zur Beschleunigung der Operation mit Quecksilber angequickt worden war. Durch Abschleifen vernichtete ich das dritte Bild, und wollte dann versuchen die Platte durch Glühen vom Quecksilber zu befreien. Nach schwacher Erhitzung erschien das dritte Bild, verschwand aber schnell; dann folgte bald das zweite, was eben so schnell verschwand; endlich, nachdem die Platte schon dem Glühen nahe war, erschien das erste Bild, viel schärfer als anfänglich und auch bis in die feinsten Züge deutlich, dasselbe schoß gewissermaßen aus dem Innern der Platte schnell hervor, und hielt sich mehrere Secunden.

Wärmebilder auf Silber lassen sich leicht nach der von mir angegebenen Methode der gleichzeitigen Erhitzung wieder auf Kupfer oder Silber übertragen, Moser’sche Bilder aber erhält man von ihnen nur schwer; von 25 solchen Versuchen gelangen mir nur 2, und ich weiß keinen Grund des Mißlingens der 23 anderen anzugeben. Der Mangel an Erhöhungen und Vertiefungen auf der Fläche des Wärmebildes kann nicht der Grund des 23maligen Mißlingens seyn, dem widerspricht folgender Versuch.

Die Vertiefungen einer gravirten Kupferplatte wurden mit einem Brei von Tripel und Gummi arab. ausgefüllt, und nachdem dieser erhärtet und die Platte noch stark erhitzt worden war, um die noch etwa zurückgebliebene Feuchtigkeit auszutreiben, wurde die Platte so weit trocken abgeschliffen, daß sie mit dem Tripel nur eine ebene Fläche bildete; Moser’sche Bilder gelangen mit dieser Platte dann nicht nur noch eben so gut als früher, sondern sogar noch etwas schärfer.

Es wurde mir als eine hier ziemlich allgemein bekannte kannte Thatsache mitgetheilt, daß man das Gepräge von Silbermünzen, welches während langer Cursirung derselben allmälig abgerieben worden ist, oft durch starke Erhitzung der Münzen wieder sichtbar machen könne. Um dieß zu untersuchen, verschaffte ich mir zwei Zehnkopekenstücke, welche ungefähr in der Größe eines preußischen Silbergroschens im Verhältniß von 83⅓ zu 96, also fast 14löthig ausgeprägt sind. Bei einem dieser Stücke war das Wappen, bei dem andern die Schrift so weit abgerieben, daß nicht das Geringste mehr davon erkennbar war. Ich rieb nun die Münzen noch mit feinem Polirpapier trocken ab, bis die Flächen rein und glänzend erschienen, und erhitzte sie alsdann über einer Lichtflamme, mit der abgeriebenen Seite nach oben gekehrt. Von dem Wappen zeigte sich keine Spur, die Schrift aber erschien deutlich in allen ihren Theilen. Das Gepräge bestand aus einer Krone, unter welcher die Zahl 10, dann das Wort Kopeken, dann ein Strich, und endlich die sehr kleinen russischen Buchstaben S. P. B. standen, welche letztern den Münzhof andeuten; von dem Kranze, welcher gewöhnlich das Ganze umgiebt, erschien keine Spur. Ich rieb die Münze wieder mit Polirpapier ab, bis alles zum Vorschein Gekommene vernichtet schien, und erhitzte nochmals; nur die drei letzten kleinen Buchstaben traten nicht wieder hervor. Der Versuch wurde zum dritten Male wiederholt, es erschien die Krone, die Zahl 10, und drei Buchstaben des Worts Kopeken. Ich wiederholte den Versuch zum vierten Male, er blieb nun aber ohne Erfolg. Da die Verarbeitung geprägter Landesmünzen zu irgend einem Zweck in Rußland durch die Gesetze verboten ist, so ließ ich mir aus einem spanischen 8 Realenstück eine Platte walzen, ungefähr von der doppelten Dicke eines gewöhnlichen Kartenblatts; ob nun gleich diese Platte gelöthet und stark abgeschliffen worden war, so traten doch, als ich darauf ein Wärmebild verfertigte, was recht gut gelang, die verzogenen Spuren des Gepräges so deutlich hervor, daß kein Zweifel darüber seyn konnte, auf welcher Seite das Bildniß und auf welcher das Wappen gewesen war. Erst nachdem die Platte zwei Mal geglüht und drei Mal stark mit Kohle geschliffen worden war, verschwanden die Spuren des Gepräges, welche sich ihrerseits bei gleichzeitiger Erhitzung deutlich auf polirten Kupferplatten abbildeten.

Es wurde mir versichert, daß bei Kupfermünzen dieselben Erscheinungen beobachtet werden könnten, wie die so eben von Silbermünzen erwähnten.

Die zuletzt erwähnten Erscheinungen veranlassen mich, zu den beiden oben angegebenen Sätzen noch hinzuzufügen:

„daß unter geeigneten Verhältnissen durch ungleiche Einwirkung der Wärme auf metallische Körper, bis zu einer gewissen Tiefe unter der Oberfläche derselben, Veränderungen hervorgebracht werden können, analog denjenigen, welche diese Metalle durch die ungleiche Compression bei dem Prägen erleiden.“

Es ist längst bekannt, daß bei Kupfermünzen oft das abgefeilte Gepräge wieder sichtbar wird, wenn man dieselben als Elemente einer gewöhnlichen Volta’schen Säule benutzt; diese Erscheinungen, in Verbindung mit den vorerwähnten, sind wohl einer weiteren genauen Untersuchung werth, ich selbst aber habe hierzu keine Gelegenheit, und muß mich damit begnügen, darauf aufmerksam gemacht zu haben.

  1. Der zweite findet sich in diesen Annalen, Bd. 62 S. 464[WS 1], der erste in Bd. 61 S. 569[WS 2].
  2. Unter der Benennung „Platten“ werden hier überhaupt Flächen verstanden, auf welchen das Bild entstehen soll.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. E. Knorr: Ueber elektrische Abbildungen und Thermographien. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 138, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1844, S. 464–479 Quellen
  2. E. Knorr: Ueber elektrische Abbildungen und Thermographien. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 137, Joh. Ambr. Barth, Leipzig 1844, S. 569–585 Quellen