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Ueber Belohnungen und Strafen/Einleitung

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Einleitung

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[382] Einen weiteren Anhang zu den Büchern über die Einzelgesetze und zugleich den Schluss des ganzen grossen Werkes über die Mosaische Gesetzgebung bildet das Buch „über die Belohnungen und Strafen“ (περὶ ἄθλων καὶ ἐπιτιμίων). Dazu gehört auch ein Abschnitt „über die Flüche“ (περὶ ἀρῶν), den die früheren Ausgaben als besonderes Buch boten. Der ursprüngliche Titel des ganzen Buches lautete aber wahrscheinlich: „über die Belohnungen und Strafen und Segnungen und Flüche“. Das Buch ist uns nämlich nicht vollständig überliefert, in der Mitte klafft eine grosse Lücke: in dem zweiten Abschnitt des ersten Teils, der von den Bestrafungen der Bösen handelt, bricht die Erörterung mitten in der Erzählung von der Empörung Korahs und seiner Genossen plötzlich ab (§ 78), die in den Handschriften darauf folgenden Worte (§ 79), die deutlich zeigen, dass vorher etwas ausgefallen sein muss, gehören zu dem nächsten Abschnitt, der über die Segnungen handelt. Durch diesen Ausfall ist auch der Titel dieses Abschnitts verloren gegangen (περὶ εὐχῶν oder περὶ εὐλογιῶν), den wir entsprechend dem Titel des letzten Abschnitts (περὶ ἀρῶν) ergänzt haben.

Philo will in diesem Buche zeigen, was für Belohnungen den Tugendhaften und Gesetzestreuen nach der heiligen Schrift verliehen oder verheissen wurden und was für Strafen über die Bösen und Abtrünnigen verhängt oder ihnen angedroht werden. In dem ersten Teil werden als Typen bestimmter Tugenden oder als Muster der Tugendhaftigkeit überhaupt und deshalb als Empfänger der Tugendpreise die biblischen Gestalten des Enos, Henoch, Noah, der drei Erzväter, des Moses und der zwölf Söhne Jakobs vorgeführt, andrerseits als hervorragende Beispiele arger Sünder, die daher auch in aussergewöhnlicher Weise bestraft wurden, der Brudermörder Kain und der Empörer Korah mit seiner Rotte. Im zweiten Teil erörtert Philo die Segnungen, die denen verheissen werden, die treu die Gesetze beobachten und an dem frommen Glauben der Väter festhalten, und die Flüche, die denen angedroht werden, die in treuloser Weise die Gesetze missachten und übertreten und vom Glauben abfallen. Die Darstellung lehnt sich hier im wesentlichen an die betreffenden Bibelabschnitte an (3 Mos. 26,3–13[383] und 14–43. 5 Mos. 28,1–14 und 15–68), deren einzelne Bestandteile er in selbständiger Weise nach bestimmten Gesichtspunkten ordnet und mit einigen anderen Bibelstellen verknüpft. Der Verfasser schliesst, wieder unter Benutzung einer Bibelstelle (5 Mos. 30,1 ff.), mit Hinweisen auf die trostreichen Verheissungen, die denen gegeben werden, welche die angedrohten Strafen sich als Warnung dienen lassen, ihre Sünden reumütig bekennen und zum wahren Glauben zurückkehren. Hier findet sich bei Philo auch die etwas unklare Andeutung von der jüdischen Erwartung eines persönlichen Messias: die überall zerstreuten Juden werden von überallher nach einem Orte eilen, „geleitet von einer göttlichen, übermenschlichen Erscheinung, die für andere unsichtbar und nur für die Wiedergeretteten sichtbar ist“ (§ 165). Hier finden wir bei ihm auch die echt jüdische Anschauung ausgesprochen, dass den Reuigen als Helfer zur Erlangung der Vergebung ihrer Sünden ausser der Güte Gottes und ihrer eigenen Bussfertigkeit auch der fromme Lebenswandel der Erzväter zur Seite steht, die in der Reinheit ihrer Seele für das Heil ihrer Nachkommen zu Gott beten und bei ihm Erhörung finden (§ 166). Als frommer Jude hatte Philo den Glauben an eine glückliche Zukunft seines Stammes.


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