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Tropische Pflanzenwelt im Zimmer

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Titel: Tropische Pflanzenwelt im Zimmer
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aus: Die Gartenlaube, Heft 16, S. 246–248
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1869
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
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Tropische Pflanzenwelt im Zimmer.

Wie viele unserer Leser sind nicht schon oft in Gedanken hinübergeschweift über das grüne Meer, über Berge und Alpen, über Steppen und Sandwüsten nach jenen Zonen, wo die senkrecht niederstrahlende Sonne im Verein mit einer feuchten Atmosphäre die üppigsten Prachtgestalten der Pflanzenwelt hervorzaubert! Wie viele sind nicht schon mit glühend erregter Phantasie den Schilderungen gefolgt, welche jene Reisenden entworfen, die ihr Wissensdrang hingeführt an die Ufer des Amazonenstromes und des Orinoco, in die Niederungen Mexico’s und Ostindiens, nach dem Gefahr drohenden Innern Afrika’s und den Eilanden der ost- und westindischen Inselgruppen!

Werfen wir einen raschen Blick auf diese herrlichen Pflanzengestalten, um auch bei jenen Lesern, denen sie noch unbekannt, ein regeres Interesse für ihre Einbürgerung am heimischen Heerde zu wecken, ihnen eine liebevolle Pflege namentlich auch von Seiten der schönen Leserinnen zu sichern.

Da sind zuvörderst die Palmen, diese Königinnen des äquatorialen Urwaldes, ohne deren prachtvolle Gestalten man sich kaum eine tropische Landschaft zu denken vermag. Auf häufig weit über hundert Fuß hohen, schlanken, hie und da rohrartig dünnen, bald glatten, bald schuppigen, bald mit einem braunen Fasernetze, bald mit prächtigen, glänzenden Stacheln bekleideten Stämmen heben sie ihre Blätterkrone hoch über ihre Umgebung in das tiefe Blau des südlichen Himmels empor. Und welche Schönheit entfaltet diese Krone! Vom sattesten Dunkelgrün durch Gras- und Gelbgrün bis zu Graugrün mit glänzendem Silberschimmer wechselt die Farbe. Hier streben mächtig große Fiederblätter mit steifen, glänzenden Einzelblättchen unter spitzem Winkel empor, dort wallen die älteren, aus zarten, an den Spitzen überhängenden Blättchen gebildeten Fiedern, neben den jüngeren aufwärts strebenden, in schön geschwungenen Bogenlinien nach der Erde nieder; bei anderen Arten breiten sich riesenhafte, kreisförmig oder elliptisch gestaltete, vielfach zerschlitzte Blätterschirme an der Spitze des Stammes nach allen Seiten aus.

Mit den Palmen ringen um den Preis des Sieges die üppigen, saftstrotzenden Gestalten der Bananen, welche vorzugsweise den Schmuck der schattigen und feuchten Ufer von Bächen, Flüssen und Binnenseen bilden. Zwar strebt der krautartige Stamm nicht gleich jenen der Palmen dem Himmel zu, aber schon im Laufe eines Jahres schießt er zu zwanzig bis dreißig Fuß Höhe auf und entfaltet auf seinem Gipfel eine Krone von mächtigen, gegen zwanzig Fuß langen und mehrere Fuß breiten, saftiggrünen, seidenartig glänzenden, in der Richtung der parallelen Seitennerven vielfach zerschlitzten Blättern. Zu den Bananen gesellen sich die zwar minder mächtig entwickelten, aber formenähnlichen Scitamineen, zu welchen die bekannten Blumenrohre (Canna) und prächtig gezeichneten Marantett gehören.

Den Uebergang von diesen, neben den riesigen Laubholzarten und Baumfarren gleichsam den Oberbestand des Tropenwaldes bildenden Gewächsen zu dem Unterholze und den Bodenpflanzen bilden die Pandanen, Drachenbäume und Aloegewächse. Auf einem hie und da wohl zwanzig bis dreißig Fuß Höhe erreichenden, meistens aber niedriger bleibenden oder kaum merklichen Stamm entfaltet sich deren bald aus großen, fleischigen, steif aufstrebenden, bald aus zarten, gewebten, bogig niederhängenden Blättern gebildete, dort mehr imposante, hier mehr zierliche Krone, welche sich theils in mannigfach abgestufte grüne, theils in braune, rothe und bunte Farben kleidet.

Auf den modernden Leichen oder auf den lebenden Leibern der Riesen des Urwaldes, wie auf dem kraftstrotzenden Humusboden siedeln sich einige Pflanzenfamilien an, welche nicht minder durch ihren Blätterschmuck, als durch ihre in den brennendsten Farben prangenden, die herrlichsten Wohlgerüche aushauchenden Blüthen die Sinne des Beschauers gefangen nehmen. Sie auch sind es, welche durch die überreiche Zahl an Formen, wie durch die fast ungehemmte Entfaltung die eben nur der tropischen Pflanzenwelt ureigene Ueppigkeit und Ueberfülle vorzugsweise hervorrufen helfen. Die den Bananen und Blumenrohren in ihrem Blüthenbau nahestehenden Ananasgewächse treten meistens ohne Stamm auf, und die bald mehr, bald minder weit ausgebreiteten Büschel theils aufstrebender, theils niederhängender, am Rande meist scharf oder stachlig gezähnter Blätter sind in der Regel von grau- bis blaugrüner Farbe, der sich indessen auch hie und da lebhafter grüne und bunte Töne beimischen. Reicher noch und mannigfaltiger ist der Formenkreis der Aronpflanzen. Auf krautartigem, saftigem, wenige Fuß hohem Stengel oder unmittelbar auf dem Wurzelstocke erheben sich die an Größe denen der Bananengewächse fast nahekommenden, mit dicken, häufig netzförmig verzweigten und abweichend gefärbten Nerven gezeichneten sattgrünen Blätter, welche bald von pfeilförmiger Gestalt und einfach, bald bandförmig gelappt, bald fiederspaltig oder gefiedert sind und sich nicht selten durch rothe oder weiße Flecken, Streifen und andere Zeichnungen oder gar durch metallische Farbe und Glanz auszeichnen.

Selbst die Gräser, welche in unserer Heimath dem buntgewebten Teppich der Wiesen den Grundton verleihen, werden in den Tropenzonen zu Riesen, von denen einzelne an Höhe des Wuchses fast mit den Palmen wetteifern können. Ebenso haben unsere Riedgräser in den verschiedenen Cyperusarten des heißen Erdgürtels ihre baumartigen Repräsentanten, deren zehn bis fünfzehn Fuß hoher Schaft auf dem Gipfel große, aus zahlreichen, zartgewebten Blättchen gebildete Schirme trägt.

Weniger fern als die voranstehenden Pflanzengruppen stehen uns in ihrer Gestaltung die Laubholzbäume der tropischen Waldvegetation. Dennoch finden wir darunter einige Familien, welche unser Interesse nicht in geringerem Grade fesseln, als Palmen, Bananen und Aroideen.

Vor allen ziehen die Lianen oder holzartigen Schlinggewächse unseren Blick auf sich. Mit ihren runden, bandartig flachen oder wunderlich gedrehten, oft über hundert Fuß langen Stämmen klettern sie die Bäume hinan, umschlingen Stamm und Aeste und bilden mit ihren bald dem Boden zustrebenden, bald in weiten Bogen sich von Baum zu Baum spannenden, bald in den wunderlichsten Verschlingungen durcheinander gewirrten Aesten entweder schwebende Guirlanden oder undurchdringliche Gitter, die in dem herrlichsten Blüthenschmuck erglühen. Durch das Gigantenhafte, hie und da Unförmliche ihres Wuchses, sowie durch die Großartigkeit und Schönheit ihrer Belaubung ragen jene Laubbäume als ein die Physiognomie der tropischen Landschaft mitbestimmender Factor hervor, welche bei uns ihre Vertreter in den krautartigen Malven- und Nesselgewächsen haben.

Rechnen wir zu all’ diesen Formen noch die mimosenartigen Gewächse mit ihren mehrfach gefiederten, freudig grünen, eigenthümlich reizbaren Blättern, dann die Baumfarren mit ihrem schuppig rauhen oder filzigen Stamme und der aus zart gewebten Fiedern gebildeten, im leisesten Lufthauch beweglichen Wedelkrone, so entwickelt sich vor unserem inneren Auge ein Waldbild, wie es an Reichthum, Großartigkeit und Ueppigkeit der Formen und des Farbenglanzes kaum seines Gleichen hat, um dessen Anblick jene Glücklichen zu beneiden sind, denen es gestattet ist oder war, die Tropenzonen zu durchwandern.

Der aber, dem es nicht vergönnt ist, sich von der heimischen Scholle loszulösen, der nur die Bilder schauen kann, welche Feder, Stift und Pinsel jener Begünstigten vor sein Auge zaubert, wie mächtig fühlt er nicht den Wunsch sich regen, selbst zu schauen und zu genießen! Solchen zum Troste – und hoffen wir, zur Freude – sei es versucht, einige Winke zu geben, wie man sich bei passender Auswahl und Behandlung der gegenwärtig um verhältnißmäßig geringen Preis zu erlangenden sogenannten Blattpflanzen das Wohn- oder Arbeitszimmer mittels dieser meist immergrünen Kinder der Tropenwelt schmücken und selbst im Winter, wenn die heimische Erde unter eisiger Decke ruht und der kalte Nordsturm Schneewehen gegen die Fenster treibt, zwischen seinen vier Wänden einen traulichen grünen Winkel schaffen kann.

In Bezug auf den ersten Schritt, den man für die Einführung der schönen Fremdlinge an den heimischen Heerd zu thun hat, die Wahl der zu cultivirenden Pflanzen, kann ich nur die allergrößte Umsicht empfehlen. Vor Allem lasse man sich nicht durch die Sucht nach einem bunten Allerlei leiten, steife sich nicht eigensinnig darauf, unter jeder Bedingung auch Blühbares haben zu wollen, und lasse namentlich die Cappflanzen und Neuholländer, welche meistens eine eigenthümliche Behandlung erfordern und im Zimmer [247] nie recht gedeihen wollen, außer Betracht. Die oben berührten Pflanzengruppen, welche allerdings meistens nur Blattpflanzen enthalten, die ihre Pflege indessen reichlich lohnen und deren Cultur gewiß Jedem das angenehmste Vergnügen bereiten wird, bieten ohnehin ein reich ausgestattetes Gebiet für die Auswahl.

Ein Hauptgesichtspunkt ist und bleibt in dieser Beziehung der, daß man nur solche Pflanzen ziehe, welche eine gleiche oder nahezu gleiche Behandlung, namentlich in Bezug auf die Feuchtigkeit der Luft, die Wärmeverhältnisse, das Bespritzen etc. verlangen, oder doch, ohne Schaden zu leiden, ertragen.[1]

Hat man sich für diejenigen Pflanzenarten entschieden, welche als Zimmergenossen aufgenommen werden sollen, so gilt es zunächst, ihnen zu passender Zeit ein geeignetes, ihrem natürlichen Standorte, so weit es eben möglich ist, nahekommendes Unterkommen zu verschaffen. Die beste Zeit zur Uebersiedelung ist der Spätsommer, weil zu dieser Zeit (August bis September) jene Gärtnereien, welche die Anzucht für Zimmercultur nebenbei oder vorzugsweise berücksichtigen, die Pflanzen abgehärtet, d. h. der geschlossenen feuchten Luft des Warmhauses möglichst entwöhnt haben. Aeltere Gewächse kann man auch Anfang Sommers in’s Zimmer bringen, weil sie dann durch die höher stehende Sonne Wärme genug erhalten und man die nöthige Feuchtigkeit der Luft durch die weiter unten näher zu beschreibenden Veranstaltungen leicht herstellen kann.

Die Aufstellung bringe man, da Licht und Wärme zu den hauptsächlichsten Bedingungen des Pflanzenlebens gehören, so nahe als möglich vor einem Fenster, oder noch besser zwischen zwei nach verschiedenen Himmelsgegenden gerichteten Fenstern eines sonnigen, im Winter von den frühen Morgen- bis zu den späten Abendstunden geheizten und, wenn es sein kann, über geheizten Räumlichkeiten gelegenen Zimmers an. Hierbei trage man aber Sorge dafür, daß in der kälteren Jahreszeit die Pflanzen etwas weiter in’s Zimmer zurück gerückt werden können, um den nachtheiligen Einflüssen der von außen eindringenden Kälte, welcher man indessen auf jede Weise – durch Moospolster vor den Fensterfugen, durch Vorfenster etc. – den Zugang abzuschneiden suchen muß, möglichst vorzubeugen. Für eine geringere Anzahl noch kleinerer Pflanzen genügt zur Unterbringung wohl ein entsprechend großer Blumentisch, der etwa um die mittlere Platte einen etwas tiefer gelegenen Rand für eine weitere Reihe von Töpfen haben kann. Bei einer einigermaßen arten- und formenreichen Sammlung, die außerdem schon größere Exemplare enthält, wie sie sich ja im Laufe der Jahre immer heranbilden, genügt natürlich der Blumentisch nicht. Hier hilft man sich am besten durch eine halbkreisförmige, zweietagige Blumentreppe, welche in Verbindung mit dem Tische benutzt und so gestellt werden kann, daß sie denselben an der nach dem Fenster gewendeten Seite umfaßt. Die niedrigeren Pflanzen können dann ihren Platz auf dem Tische erhalten, während die größeren, je nach ihrer Höhe, auf die Stufen der Treppe vertheilt werden, so weit dies eben die Natur derselben gestattet. Denn für den Winter muß in dieser Beziehung das Wärmebedürfniß der verschiedenen Gewächse zur Richtschnur für die Aufstellung genommen werden. Die zarteren Dracänenarten, Areca und Oreodoxa, die Musen und Aroiden werden zu dieser Zeit die höheren Plätze einnehmen müssen, während die härteren Dracänen, Phoenix und Corypha australis, Rhapis, Plectogyne, die Abutilonarten, Yucca, sogar Ficus elastica, tiefer stehen können.

Ist die Stellage mit Rollen versehen, um leicht von dem Tische abgerückt werden zu können, so erleichtert dies die kleinen, bei der Pflege nothwendigen Arbeiten sehr, weil man dann ohne Umstände zu jeder Pflanze zu gelangen vermag. Raum und Geschmack bedingen hier indessen und lassen mancherlei Abänderungen zu. Namentlich können die mehr schattenliebenden oder doch weniger lichtbedürftigen Gewächse zu mannigfaltigster Ausschmückung verwendet und in Zimmerecken, vor Fensterpfeilern, auf Möbelstücken etc. ihren Platz finden. In solchem Falle hat man dann aber im Winter die zu große Nähe des Ofens zu vermeiden und darf die Töpfe nicht unmittelbar auf den Boden stellen, sondern muß denselben niedrige, schemelartige Stellagen geben.

Nächst dem nöthigen Lichtzutritt verdient die Beschaffenheit der Luft, in welcher die Pflanzen vegetiren sollen, unsere besondere Beachtung. Trockene Luft, wie sie in der Regel unsern Zimmern eigen, ist deren Tod. Demgemäß muß die nächste Sorge der Beschaffung und Erhaltung einer gewissen Luftfeuchtigkeit zugewendet werden. Man kann dieses Ziel auf verschiedene Weise erreichen. Am besten ist es, wenn man in den Blumentisch und die Treppe deren Form angepaßte niedrige, ein bis zwei Zoll hohe Zinkwannen einsetzen läßt, in welchen, während sie etwa bis zur halben Höhe mit Wasser gefüllt werden, die Töpfe auf umgekehrte Untersätze zu stehen kommen. Billiger kommt man zum Ziele, wenn man die Töpfe in recht weite, theilweise mit Wasser gefüllte Untersätze auf Thon- oder Holzwürfel oder noch besser auf übergelegte Leistchen stellt. Außerdem kann im Winter ein Gefäß mit Wasser auf den Ofen gesetzt und so ein noch etwas höherer Feuchtigkeitsgehalt erzielt werden.

Ein weiteres Mittel zur Gesunderhaltung und Beförderung eines freudigen Gedeihens der Blattpflanzen, welches alle die oben genannten recht gut vertragen, besteht in dem Bespritzen von allen Seiten, nicht etwa blos von oben. Daß eine Brause zu dieser Manipulation – schon mit Rücksicht auf die Umgebung des Blumentisches etc. – ein zu plumpes Werkzeug sein dürfte, leuchtet ein. Man erreicht seinen Zweck indessen durch andere überall und Jedem zu Gebote stehende Mittel eben so gut und insofern noch [248] besser, als das Wasser in Form eines äußerst fein zertheilten Staubregens niederfällt. In Ermangelung eines anderen Instrumentes kann eine Bürste dienen. Diese wird in Wasser getaucht, welches etwas über die Lufttemperatur erwärmt sein darf, mit der Bürstenseite nach oben gewendet und dann mittels eines Stäbchens gegen sich fahrend in etwas raschem Tempo abgestrichen. Weit bequemer sind die in neuester Zeit bekannt gewordenen Verstäubungsapparate (rafraichisseur), wie man sie in jeder Handlung physikalischer Apparate um geringen Preis erstehen kann. Mit einem solchen Instrumentchen geht die Besprengung leicht und gleichmäßig von Statten, während es zugleich eine möglichst allseitige Benetzung der Blätter gestattet. Im Sommer mag ein solcher feiner Staubregen des Morgens und gegen Abend verabreicht werden, wobei jedoch darauf zu achten ist, daß die besprengten Gewächse, so lange sie naß sind, durchaus nicht von der Sonne beschienen werden, weil dadurch sogenannte Brandflecken entstehen und die Blätter verderben. Im Herbste muß man je nach der Temperatur sehr sorgsam zu Werke gehen und an etwas kühlen Tagen lieber nicht oder doch nur bei geschlossenem Zimmer spritzen. Zur Winterzeit, so lange die Pflanzen ruhen sollen, also bis zum März hin, hört man unter Umständen mit dieser Arbeit ganz auf und verfährt beim Wiederbeginn derselben recht vorsichtig. Jedenfalls nehme man das Bespritzen zu dieser Zeit nur einmal des Tages und zu einer Tageszeit vor, wann das Zimmer recht gut durchwärmt ist und zwischen ihm und der Abkühlung während der Nacht ein gehöriger Zwischenraum liegt.

Ueber das Versetzen, die für die verschiedenen Pflanzengattungen zu verwendenden Erdmischungen etc. müssen wir hier, wo es sich nicht um die Zimmercultur überhaupt, sondern nur um die besondere Behandlungsweise einer bestimmten Reihe von Gewächsen handelt, hinweggehen. Nur das sei erwähnt, daß die meisten Blattpflanzen ein öfteres Umsetzen in größere Töpfe gerade nicht erfordern, wenn man dieselben sonst sorgfältig behandelt und ihnen eine geeignete Düngung zu Theil werden läßt. Hierzu eignet sich aber nach eigenen Erfahrungen am besten und wohl einzig das Begießen mit einer schwachen Leimlösung von einem bis ein und einem halben Loth auf drei Quart Wasser,[2] wenn dieselbe in acht- bis vierzehntägigen Perioden (während des Sommers) wiederholt wird. Dieses Düngemittel wird von allen unseren Pflanzen gut vertragen, es übertreibt dieselben nicht und befördert dennoch den Wuchs sowie das frische, kräftige Aussehen; man kann bei Verwendung desselben jüngere Pflanzen schon etwas längere Zeit auch in einem kleinen Topfe stehen lassen und braucht bei älteren das Versetzen nur nach ein paar Jahren vorzunehmen.

Nicht genug aber, daß wir unseren Pfleglingen, so weit es in unserer Macht steht, die Bedingungen zu ihrem freudigen Gedeihen gewähren; es gilt außerdem auch alle diejenigen Einflüsse von ihnen abzuhalten, welche gerade bei der Zimmercultur für die Entwicklung und das schöne Aussehen sich als besonders nachtheilig erweisen. Dahin gehören vor Allem Staub, ungebrochenes Sonnenlicht, zu große Bodennässe und Wurzelerkältung.

Der Staub, welcher namentlich die Thätigkeit der Blätter und grünen Stengeltheile beeinträchtigt und dem ganzen Aussehen der Pflanzen gerade nicht zum Vortheile gereicht, ist ein wahres Kreuz für den Pflanzeninhaber. Bannen läßt er sich nicht, da er in bewohnten Zimmern nicht vermieden werden kann. Man muß ihn also möglichst von den Pflanzen abzuhalten suchen oder darf ihn sich nicht auf den Blättern in merkbarer Menge ansammeln lassen. Ersteres läßt sich bei nicht zu vielen und großen Pflanzen leicht dadurch bewerkstelligen, daß man dieselben während des Reinigens und Ausstäubens mittels einer leichten Decke aus Gaze schützt; Letzteres verlangt ein von Zeit zu Zeit wiederholtes Abwischen der Blätter und Stengel mittels eines zarten, in laues Wasser getauchten Schwämmchens, wobei darauf zu achten ist, daß die betreffenden Organe nicht zu sehr hin und her gebogen, oder die ganze Pflanze zu stark gerüttelt wird. Nächst der Beseitigung des Staubes trägt diese Arbeit auch viel zur Fernhaltung und Vernichtung von Insecten und dgl. bei, welche dabei dem Auge kaum entgehen und entfernt werden können.

Das Sonnenlicht, so wohlthätig es im Allgemeinen auf den Vegetationsproceß wirkt, kann doch, wenn es im Zimmer ungebrochen längere Zeit auf ganze Pflanzen oder einzelne Blätter wirkt, recht nachtheilig werden. Man muß es sich daher zur Regel machen, mindestens in der heißen Jahres- und zur Mittagszeit seine Pfleglinge zu beschatten. Am einfachsten geschieht dies durch Vorziehen eines lichten Vorhanges, damit das Licht möglichst wenig abgeschnitten wird. Es kann aber auch die oben erwähnte Gazedecke dazu dienen, wenn man sie auf einem besonderen Träger an einem kreisförmig gebogenen Drahte befestigt und nach der Sonnenseite gleich einem Schleier über die Pflanzen fallen läßt. Die strahlende Wärme des Ofens, welche so häufig an dem Eingehen der Pflanzen schuld ist, kann durch diese Vorrichtung gleichfalls abgehalten werden. Noch besser aber dient hierfür ein entsprechend breiter und hoher Schirm, der vor den Ofen gestellt wird.

Uebernässe des Bodens hat ihren Grund in zu reichlichem, Wurzelerkältung – während der kühleren Jahreszeiten – im Gießen mit zu stark abgekühltem Wasser. Gerade hierin aber wird recht oft gefehlt. Im Sommer verursacht das etwas Zuviel wohl weniger Schaden, desto mehr aber in den kühlen und kalten Jahreszeiten. Sobald die Tage im Herbste kühler werden, mäßige man das Begießen mehr und mehr und nehme es im Winter, wo manche Pflanzen, wie die Bromeliaceen, ganz trocken stehen können, nur dann vor, wenn der Wurzelballen beinahe ganz ausgetrocknet erscheint, worüber man sich durch den helleren Klang der mit dem Finger beklopften Töpfe unterrichten kann. Die meisten unserer Blattpflanzen, namentlich die mit härteren Stengeln und Blättern dürfen, wenn für die nöthige Luftfeuchtigkeit gesorgt ist, in dieser Jahreszeit je nach der Größe der Töpfe wohl vier bis fünf, ja sechs bis acht Tage stehen, ehe eine erneute Wasserzufuhr nothwendig wird. Diese bestehe dann aber aus Fluß- oder Regenwasser, welches mindestens die Temperatur des gut durchwärmten Zimmers oder eine wenig höhere (einen bis drei Grad) besitzt, und geschehe zu einer Tageszeit, wo die nächtliche Abkühlung des Zimmers nicht zu bald nach dem Gießen erfolgt, also etwa in den Stunden von zehn Uhr des Morgens bis Mittag.



  1. Von den Palmen wähle man theils solche mit Fieder-, theils solche mit Fächerblättern. Von den ersteren eignen sich vortrefflich für die Zimmercultur: Phoenix dactylifera, mit steifen, aufstrebenden, graugrünen, Areca rubra, Oreodoxa sancona (in Katalogen oft sanchona geschrieben), Chamaedorea gracilis und mit zarter gebauten, theils heller, theils dunkler grünen, überhängenden Blättern und etwa noch Cocos flexuosa, Seafarthia elegans von gleichfalls prächtigem Habitus; von letzteren die verschiedenen Chamaerops-Arten, Sabal Adansonii und Calmetto mit graugrünen, Corypha australis (Livistonia australis), Latania borbonica (Livistonia chinensis), Livistonia rotundifolia und Rhapsis flabelliformis mit bald dunkler, bald heller grünen Blättern. Unter den Bananen und den ihnen an Tracht gleichenden Gewächsen empfehlen sich Musa chinensis, paradisiaca mit bläulichgrünen, discolor mit unterseits rothbraunen, zebrina mit unterseits braunen, oberseits rothbraun und grün gestreiften Blättern, dann Alpinia und die verschiedenen Hedychium-, Maranta-, und Canna-Arten, welche sich theils durch schönen Wuchs auszeichnen, theils, wie Maranta zebrina, discolor, eximia Warscewieczii, durch die Färbung der Blätter hervorstechen. Die Drachenbäume (Dracänen) enthalten eine große Anzahl von seit Jahren bekannten und beliebten Blattpflanzen. Wer weniger auf besondere Pracht der Färbung und des Habitus sieht, der wird die billigeren und doch so zierlichen Formen wählen, wie: Dracaena congesta, rubra, fruticosa (in den Gärtner-Katalogen auch als arborea verzeichnet), reflexa, brasiliensis (Escholtzia). Wer neben diesen noch besonders ausgezeichnet schöne Formen wünscht, dem bieten sich solche in den allerdings theuereren Dracaena australis, indivisa, Cooperi, marginata (besonders latifolia), ferrea, terminalis, rosea, und umbraculifera. An diese reihen sich dann die Pandanus- und unter den aloeartigen Gewächsen die Yucca-Arten. Recht dankbar wird man auch die, überdies durch ihre prächtigen und oft ziemlich lange dauernden (Aechma) Blüthen sich noch besonders empfehlenden verschiedenen Ananasgewächse finden, und sind namentlich die, im Ankaufe allerdings etwas theuere, Guzmannia tricolor, Bilbergia, farinosa, discolor und zebrina prachtvoll, recht schön aber auch Puya Altensteinii und maidifolia, Pitcairnia, latifolia, angustifolia, pruinosa und zeaefolia, Aechmea discolor und fulgens. Zwischen Palmen, Dracänen, Pandanen und Bromeliaceen versäume man nicht, noch einige Aroideen mit ihren großen und wunderschönen Blattformen zu gruppiren. Colocasis macrorhiza und cucullata, Dieffenbachia seguine (picta), Anthurium lucidum (Pathos lucida), crassinervum u. a., Philodemdron pinnatifidum und pertusum, im Sommer eine oder die andere Caladium-Art und neben diesen etwa noch die schönen (allerdings anderen Familien angehörigen) Plectogyne variegata und Curculigo recurvata werden mit den schmalen, mehr in die Länge gezogenen Blattgestalten jener eine dem Auge wohlthuende Abwechslung hervorbringen. Diese kann aber noch gehoben werden durch das Hinzutreten von einigen großblättrigen Dicotyledonen, wie Ficus elastica und Cooperi mit ihren herrlichen lederartigen, dunkelgrünen, bei letzterem rothgenervten glänzenden, fußlangen, Boehmera argentea mit sattgrünen, silberglänzend angehauchten, Abutilon brasiliense mit lichtgrünen, zartwolligen, großen, fast ganzrandigen und venosum mit dunkler grünen gefingerten Blättern. Einige Schlinggewächse werden dann schließlich den Tropencharakter vollenden helfen. Cissus discolor (oder marmorea) läßt man zu dem Ende ihre Ranken frei über die übrigen Gewächse ausbreiten, während großblättriger Ephen, Mittania scandeus, sowie die Passiflora- und Tacsonia-Arten an Drahtgittern und Fäden beliebig hingeleitet und wohl gar zu Lauben benutzt werden können. Tropische, sowie – im Sommer – eine oder die andere Art unserer einheimischen Farrenkräuter lassen sich nur dann mit Erfolg ziehen, wenn man dieselben, weil sie eben große Feuchtigkeit der Luft lieben, etwa in der unmittelbaren Nähe eines Aquariums aufstellen kann, das reichlich Wasser verdunstet. Dann sind sie aber auch eine große Zierde der Planzensammlung. Von den tropischen Arten empfehlen sich namentlich Adiantum Capillus Veneris, Blechnum brasiliense (baumartig), sowie die Gymnogramma- und Pteris-Arten. Von unseren einheimischen gewähren Osmunda regalis (Königsfarrn) und Pteris aquilina mit den übrigen Pflanzenformen prächtig harmonirende Gestalten.
  2. Man bereitet die Lösung, indem man die erforderliche Menge von Leim in kleinen Stücken über Nacht in wenig Wasser weicht, den nächsten Tag unter Erwärmung und Umrühren die Auflösung herbeiführt und hierauf die passende Menge Wasser zufügt. Mit dem Gießen abzuwarten, bis der Leim in Zersetzung übergeht, ist nicht nöthig, da dieser Proceß auch im Boden leicht vor sich geht.