Zum Inhalt springen

Topographia Circuli Burgundici: Haag

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Haag (heute: Den Haag)
<<<Vorheriger
Gravesand
Nächster>>>
Harlem
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 135–137.
Den Haag in Wikisource
Den Haag in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[135] Haag / oder S’Gravenhaag / ein vornehmer berühmter Ort in Holland / welcher / ob er wohl nur ein offner Fleck / so ist er doch wegen seiner grösse / damit er alle Dörffer in Europa übertreffen solle / [136] und der Lustbarkeit halber / vielen Städten / mit allem Recht vorzuziehen. Es halten allhier die Herren Staaten der vereinigten Provintzen ihre allgemeine Zusammenkunfften / so offt es die Gelegenheit und Notturfft erfordert: werden auch sonsten alle Sachen / so deß Landes Wolfahrt betreffen / wie auch die gemeine Staats-Sachen im Raht der General-Staaden / allda abgehandelt; wie von solchem Raht / und dessen Verhandlung Ubbo Emmius de Republ. Fris. inter Flevum et Lavicam, fol. 30. seq. zu lesen. Es werden auch allhier der frembden Potentaten / und Republiquen Gesandte angenommen / und abgefertiget; und ist daher allhier ein grosse menge Volcks / und häuffiger Adel; gibt auch reiche Leut und schöne Gebäu allda. Käyser Wilhelm / Graff zu Holland / hat am ersten Anno 1250. allhie seine Hofhaltung angestellt / und einen Königlichen Palast gebauet / der noch der Zeit verhanden / der Hof von Holland genannt wird / und mit einer Mauer umbgeben ist; in welchem der Printz von Uranien / als Stadthalter in Holland / seinen Sitz / und Hofhaltung hat / und in welchen das Holtzwerck keinen Schaden leidet / oder die Spinnen ihr Geweb da machen. Die Zimmer seyn gleichwol schlecht. In dem alten grossen Saal / so von Holtz gewölbet / hänget ein grosse Anzahl Fahnen / wird auch allerley daselbst verkaufft. Es hat umb solchen Palast / oder Schloß / Wasser / bevorab an der einen Seiten einen grossen Teich / wie auch hinder dem Schloß / allda viel hohe Bäum zu sehen / auff welchen die Reiger nisten. Wie dann auch dieser in der ebne gelegne Ort selbsten / an statt der Mauren / mit so machen wunderbahrlichen Wassergräben alles durchschloffen / daß mit einem grossen Hauffen / und sonderlich von Reuterey / dahin nicht zu kommen seyn solle. Und ist nahe bey solchem Flecken ein Thiergarten / und viel Gehöltze. Hat also oberwehnte Hofhaltung diesem Orth anfangs auffgeholffen. Dann viel vom Adel / die dem Hof[WS 1] nachgezogen / ihr Haußwesen allda angestellt haben; dardurch die Gebäu nach und nach also zugenommen; Ist auch alsobalden ein HofCapell erbauet worden / darinn etliche Graffen ruhen. Hernach ward im Jahr 1399. die Pfarrkirch allhie vom Hertzog Alberto auß Bayern erbauet / dessen Gemahlin im Voorhut / wie mans nennt / ein ansehenlich Prediger-Closter / mit sampt der Kirchen / so noch heutigs Tags de Closterkerk geheissen wird / von grund auff bauen lassen. Sihe Zuerium in Holl. Theatro, p. 351. welcher auch sagt / daß die Inwohner mit dem Lob / daß Haag / wie gemeldt / das gröste Dorff in Europa, vergnügt / daß ein Mauer darumb geführt werden solte / vor diesem nicht gewolt hätten. Es stehen in den Gassen hin und wieder grosse Bäume / wie auch auff etlichen Plätzen. Hat ein feines Burgerliches Rahthauß / schöne Gärten; sonderlich über diemassen lustige Spatziergänge; deßwegen auch an Lustbarkeit dieser Ort allen andern in Holland vorgezogen wird / da man auch bey Nachts sicher herumb gehen kan. Ligt zwischen 2. vornehmen Städten / Leyden / und Delft / und von der offenbaren See bey tausend Schritt; wo das Dorff Scheveringen ist; umb welches Gestade ein unzahlbar menge Königlein / in den Sandhügeln / so sie Duynen nennen / sich befindet / so ein angenehme Speise ist. Sihe mit mehrerm von diesem Ort G. Braun im 6. seines Städtbuchs / C. Ens in delic. apodem. p. 155. seqq. (allda dieser auch etwas von dem Regiment allhie / und dem General Rentmeister-Ambt / handelt) und den neu verbesserten Nassauischen Lorbeerkrantz / pag. 6. seq. in welchem die Beschreibung deß Flecken / und besagten Palasts / und Hofs in Holland / Item deß Rahts allda / so unterschiedlich / und deß Hagischen obangedeuten Busches / oder Wäldleins zu finden.

Pulchri adspectus nemorum, quos possidet Haga,
Astreae Venerisque Deae gratissima sedes,
Haga voluptatum genitrix, genitrixque laborum;

saget Heinsius beym Hegenitzio, in Itinerar. Frisio-Holland. pag. 137. seqq. Heutiges tags haben auch die der Augspurgischen [137] Confession zugethane allhie ihrer Religion freyes Exercitium, deren Pfarrer der Zeit ist der Herr Christianus Matthias, auß Diethmarsen / der H. Schrifft[WS 2] Doctor / vor diesem gewester Professor zu Altorff / und an andern Orten / sonderlich zu Sora in Dennemarck. Der jetzige der vereinigten Niederländer General / Printz Wilhelm von Oranien / hat allhie Anno 1644. im 18. Jahr seines Alters / mit der Königlichen Princessin auß Engelland von 12. Jahren / am 26. Februarij / Beylager gehalten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Hof-
  2. Vorlage: Schifft