Topographia Braunschweig Lüneburg: Schöningen
Die Statt Schöningen / im Fürstenthumb Braunschweig Wolffenbüttel / vnd ohngefehr eine Meile von Helmstatt gelegen / ist zimlich alt / dann wie M. Cyriacus Spangenberg in seiner Manßfeldischen Chronica part. 1. cap. 72. fol. 68. gedencket / ist dieselbe Anno 747. nach Christi Geburt / tempore Pipini deß Fränckischen Königs / allbereit ein Dorff gewesen / sintemahlen gedachter Pipinus, wie derselbe wider seinen Bruder / Greiff genant / Krieg geführet / vnd durch Thüringen in Sachsen kommen / sein Lager an dem Fluß Missaha bey Schöningen auffgeschlagen.
Anno 1347. ist die Statt Schöningen durch Ottonem den 31. Bischoff zu Magdeburg / Gebornen Landgrafen zu Hessen / den Hertzogen zu Braunschweig abgewonnen / vnd hat der Ertzbischoff in der gegend hierumb mit brennen vnd rauben grossen Schaden gethan. Es ist aber endlich die Sache durch gründliche transaction vnd Vnterhandlung dermassen beygelegt / daß der Ertzbischoff den Hertzogen zu Braunschweig die Statt Schöningen wieder zugestellet / vnd dargegen ihm die Burg Hotenschleben eingeraumet worden.
Sonsten ligt die Statt an einem lustigen Ort / am Berge / hat gegen Auffgang das Ertzstifft Magdeburg / vnd Fürstenthumb Halberstatt / gegen Niedergang den Elm / (darfür das Closter S. Laurentii, Augustini ordinis, so Anno 1120. in forma Crucis, vnd mit zweyen Spitzen nach dem Morgenwerts gebawet) wie auch das Fürstenthumb Braunschweig / gegen Mittag den Brockenberg vnd den Hartz / gegen Mitternacht das Fürstenthumb Lüneburg; daß es also eine rechte Grentz-Statt ist / hat zimlichen Ackerbaw / aber das Wasser ist etwas hart / vnd hat Salpeter in sich. In der Statt gegen Abend ligt das Schloß / vnd die Fürstliche Residentz / so vmbher mit einem Wall vnd Wassergraben vmbgeben / inwendig mit Fürstl. schönen Gemächern / vnd einer schönen Capellen zierlich außgebawet ist. Die Gebäude in der Statt seynd mehrentheils nunmehr etwas schlecht / weil die Statt etzliche mahl außgebrant. Dann Anno 1553. Montags nach Michaëlis, zwischen acht vnd neun Vhren / ist in derselben / in Hansen Küsels Hause ein Fewer auffkommen / in welchem die gantze Statt rein außgebrant / wie auch die Häuser / so gegen dem Marstall gestanden / der Marstall / vnd die darbey gestandene Scheune / nebenst dem Westendorff.
Anno 1563. am Tage S. Lamberti, deß Morgens vmb 4. Vhr / ist allhie zu Schöningen ein grosses Fewer auffkommen / vnd der meiste theil der Statt abgebrant / die Kirche / sampt dem Pfarrhofe / das Rahthauß / der Thurn auff der Kirchen vnd auff der Mauer / imgleichen etliche Häuser im Ostendorff. Der gnädige Landesfürst hat die Kirche wiederumb auffbawen lassen / vnd E. E. Raht hat ihre Holtzung geöffnet / darauß in die tausent Bäume gehauen / vnd zu den Gebäuden verwendet worden.
Anno 1567. Mitwochens nach Quasimodogeniti, ist allhier zu Schöningen abermals ein grosses Fewer im Westendorff auffkommen / welches über den Marstall hergeflogen / vnd fast die gantze Statt außgebrant.
Anno 1644. den 30. Julij / ist in Jürgen Spankhalses Hause / durch desselben vnd seines Weibes Verwahrlosung / deß Mittages vmb eilff Vhr ein erschröckliches Fewr außkommen / welches dergestalt überhand genommen / daß innerhalb drey Stunden die gantze Statt / biß auff etzliche wenig Häuser / nebenst der Kirchen / Pfarre / Schulen / dem Fürstl. Vorwerck / Rahthause / vnd andern Gebäuden / gantz elendiglich eingeäschert / vnd zum Steinhauffen gemacht worden. Die Schule / welche vor diesem derer von der Lippe Wohnung gewesen / hat die Durchleuchtigste / Hochgeborne Fürstin / Fraw Anna Sophia Geborne auß Churfürstl. Stamm zu Brandenburg / [186] Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg / Wittibe / auff ihre eigene Vnkosten an sich gekaufft / zweene Superiores Collegas darein verordnet / vnd dieselben bißhero vnterhalten / auch die Schuel-Gebäude / welche durch den Brant sehr beschädigt gewesen / wieder auffbawen / vnd in vorigen Stand bringen lassen. Gleichsfalls ist auch die Kirche / welche von dem Fewer über alle masse verdorben gewesen / wiederumb repariret / vnd inwendig mit einem schönen Altar / Predigtstuel / Orgel / vnd Tauffstein / von hochermelter Ihr. Fürstl. Durchl. vnd andern vornehmen guthertzigen Leuten gezieret.
Ausserhalb der Statt / nach Mittagwerts / ligt das Saltzwerck mit 2. Saltzbrunnen / welches billich für eine sonderbare Gnade vnd Gabe Gottes zu achten / sintemalen die gantze Statt / vnd andere benachbarte das gantze Jahr hindurch mit nohttürfftigem Saltz versehen werden können.
Besser hin ist das Fürstliche Hospital / welches weyland Illustrissima, Serenissima Sophia, Geborne auß Königl. Stamm Polen / Hertzogin zu Braunschweig vnd Lüneburg / Wittib / nebenst einer Capellen / Vnser Lieben Frawen Nordthal genant / gestifftet / darinnen werden vnterschiedliche arme gebrechliche Leute / welche ihren eigenen Pastorem haben / nottürfftig ad vitam vnterhalten. Nahe darbey ist gleichsfalls E. E. Rahts Hospital / in welchem auch nohtleidende gebrechliche Armen sich befinden / vnd von den Almosen vnterhalten werden.
Die Nahrung der Bürgerschafft bestehet in allerley Handwercken / mehrentheils aber auff dem Saltzwerck / Brauhandel / vnd Ackerbaw. Sonsten hat die Statt in diesen vorgangenen hochbetrübten Kriegszeiten / von vnterschiedlichen streiffenden Partheyen / wie auch von Crabaten vnd andern / grossen Anfall gehabt.
Daß auch tempore Henrici Aucupis die Vngarn an diesem Ort geschlagen worden / dessen hat man vnterschiedliche Anzeigungen gehabt / sintemaln wann Keller verfertiget / oder tieffer gemacht werden sollen / grosse starcke Menschenknochen vnd stücke von Harnischen / außgegraben werden.