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Topographia Braunschweig Lüneburg: Oberhartzische Fürstl. Braunschweig-Lüneburgische Communion Bergwercke

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Topographia Germaniae
Oberhartzische Fürstl. Braunschweig-Lüneburgische Communion Bergwercke
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aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 106–109.
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[106]
Oberhartzische Fürstl. Braunschweig-Lüneburgische Communion Bergwercke.

Zu welcher Zeit / vnd in welchem Jahr eigentlich diese Oberhartzische Bergwerck erfunden / davon hat man keine gewisse Nachricht / es wird aber davor gehalten / es sey dieses Bergwerck vnter der Regierung Keysers Heinrichen deß Andern / der Heilige genant / als der Rammelsbergische Bergbaw in gewaltiger flor gewesen / vnd die Bergleute an dem Orte sich so sehr gemehret / daß sie alle nicht Arbeit haben können / auffkommen / da dann die Begierde zu dem Bergbaw sie veranlasset / daß sie sich weiter in das obere Gebürge gemachet / hin vnd wieder im Hartz geschürffet / vnd Gänge außgerichtet / gestalt / wo in Berg vnd Thalen im gantzen Hartze nur Ertzgänge vermuhtet seyn / erweisen die Pingen vnd Hallen / daß der Alte Mann sich eingelegt gehabt.

Petrus Albinus gedencket in seiner Meißnischen BergChronica / das Wildemannische Bergwerck sey vmb das Jahr Christi 1045. vnd das Zellerfeldische hernach 1070. auffkommen vnd fündig worden.

[T48]

[107] Wie aber der Bergbaw getrieben / vnd die Metallen zu gute gemachet / davon findet sich wenig / als daß die vielen in dem Hartz hin vnd wieder verhandene Schlackenhallen außweisen / daß Rammelsbergische Ertz in dem Hartze zu verarbeiten verführet / daher muhtmaßlich / das Oberhartzische Ertz sey mit deme zugleich zu gute gemachet.

Daß auch viele Leute sich in vorigen Zeiten auff dem Gebürge auffgehalten / vnd daselbst gewohnet haben müssen / davon hat man viel Anzeigungen alter Baw- vnd Hoffstätte gefunden. Vnd wie an dem Orte / da anjetzo Goßlar ligt / bey dem ersten Baw erstlich zweyerley Völcker / als Sachsen vnd Francken gewohnet / von denen der Rammelsberg gebawet / Als haben die Francken sich oben auff den Hartz gewendet / von denen dann noch ein Ort an Fürstlicher Grubenhagischer Seiten / der Franckenscharn geheissen / da viel Fleischhauer ihren Außstand vnd Fleischbäncke gehabt haben sollen. Die Sachsen aber haben vnterwerts / da jetzt der Lautenthal ligt / sich niedergelassen / vnd hat der Sachsenberg vnd Sachsen-Stolln seinen Nahmen von denen bekommen / Ingleichem an der Inderste herauff / nach dem Wildeman / Grund vnd Gittelde.

Diese Bergwercke nun sollen in vollem flor getrieben seyn / (wiewol gleichwol vnterschiedliche mahl / neben den Rammelsbergischen / durch Kriegeswesen / so sich in alten Zeiten / absonderlich vnter der Regierung Keysers Friderici Barbarossae, bey Vertreibung Hertzogen Heinrichen zu Sachsen vnd Beyern / der Lewe genant / zugetragen / vnd eingefallene Sterbensläuffte / sie entzwischen mächtigen Anstoß gehabt /) biß in das Jahr Christi vnsers Erlösers 1348. das eingerissene grosse Sterben / welches in gantz Teutschland grassiret / den armen Bergleuten Schicht gegeben / wodurch der Hartz gantz desolat worden / daß niemand eigentlich weiß / wie vnd auff was weise das Bergwerck ligen blieben.

In solchem desolaten Stande nun seynd die Oberhartzische Bergwercke blieben / biß nach Absterben Hertzogen Wilhelms deß Jüngern / zu Braunschweig vnd Lüneburg / die gnädige Herrschafft am Iberge / auff dem Alten Mann wieder einschlagen lassen / da dann bald vor erst Eisenstein antroffen / vnd ist darauff eines nach dem andern auffkommen / daß darauff eine Eisen-Factorey naher Gittelde gelegt / die noch auff den heutigen Tag im Stande / vnd fällt vom Ibergischen Eisenstein sehr gut Eisen; Ist auch dero Zeit auff Silber-Bergwercke am Iberge gebawet. Nachgehends bey Vermehrung der Berg- vnd Hüttenleute / haben so viel Leute sich vor dem Iberge im Grunde gesetzet / daß daselbst Richter vnd Raht bestellet / vnd ist der Ort zu einer Bergstatt worden / vnd Grund genant worden.

Bey all solchem Anfange dieses Bergbawes / hat nach Gottes Schickung es nicht bleiben müssen / besondern / wie Heinrich der Jünger / Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / zur Regierung kommen / haben S. Fürstl. Gn. sich vmb mitbawende Gewercken beworben / dieselbe auch von Fürstlichen / Gräfflichen vnd Adelichen Stands Personen erlanget / vnd ist von dem Wildeman / den Zugk herauff nach dem Zellerfelde / eine Zeche nach der andern auffgenommen / vnd die Bergwercke / ob es zwar zu anfangs schwer hergangen / endlich in flor vnd grossen Preiß erhoben / dadurch dieser Hertzog bewogen / Anno 1524. dem Bergwercke zum besten eine Bergordnung / vnd folgends 1532. als sich zum Zellerfelde es zu einer Gemeinde angelassen / die erste Bergfreyheit publiciren zu lassen / Vnd seynd bey solchem guten Progreß die noch jetzo (GOTTlob) stehende Bergstätte / Wildeman / Zellerfeld / vnd Lautenthal successu temporis, vnd eine nach der andern erbawet / vnd in solchen Stand gesetzet / daß diese Bergwercke biß auff diesen Tag / für gäntzlichem Fall gesichert blieben / vnd nunmehr 129. Jahr durch Gottes Segen vnd Hülffe continuirlich conserviret worden.

Der löbliche Fürst Hertzog Heinrich der Jünger / hat an der foelicität seiner von Gott bescherten Bergwercke grossen gefallen [108] getragen / an nichtes / was deren Erhebung befodern können / erwinden lassen / Gestalt auff eigenen Costen S. Fürstl. Gn. die jetzige dem gantzen Bergwercke zu gut kommende Stolln / besondern auch andere / als den Hütschenthaler vnd Himlischen Heers Stolln zu treiben anfangen lassen / mit deren theils die Fürstlichen Herren Successorn von Zeiten zu Zeiten / durch alle Züge / von dem Wildeman an verfahren / seynd auch noch in stetiger Forttreibung / biß in das Fürstl. Grubenhagische Claußthalische Bergwerck / den Burchstetter Zug / begriffen / massen dann mit dem ObernStolln / der Franckenscharn Stolln geheissen / vorlängst schon die Stolln Gerechtigkeit allda erworben / die andere tieffere Stolln werden nach Mögligkeit dahin auch fortgesetzet.

Der tieffste Stolle / vnter denen / so anjetzo getrieben werden / bringet in den Gruben über 100. Lachter Teuffe ein / weiln aber die Gruben vnter diesem Stolln bey 50. Lachter tieffer bawen / werden mittels der Kunst-Räder / welche zwischen den Stolln hängen / die Wasser auß dem Tieffsten gehoben / vnd auff den Stolln zu Tag außgeführet. Das gewonnene Ertz / vnd der Berg / den man in den Gruben nicht auff die Kästen setzen lassen kan / wird auß theils Gruben / denen es gelegen / wann auß den Tieffsten derselbe durch die Zufoderer vnd Haspelknechte / auff den 19. Lachter Stolln / auff die Füllörter gefodert / mit den Hunden zu Tag auß / biß in den Wildeman / für die Puchwercke vnd an die Hallen respectivè gelauffen. Auß andern wird das Ertz vnd der Berg mit Kehrrädern / wo man aber darzu die Wasserfälle nicht haben kan / mit Pferden in den Treibschächten zu Tag außgetrieben.

Das Ertz wird jetziger Zeit mit Pulver durchschiessen / (dabey aber leyder offt die Bergleute Schaden nehmen / vnd vmbkommen) vnd wenig mit Schlegel vnd Eisen / wegen allzu grosser Festigkeit / gewonnen. Wann das Ertz für die Puchwercke gefodert / werden die groben Wände zerschlagen / nachgehends von den Püchern vnter die Puchstempel geschüret / das durchgepuchete auß dem obern Gerinn außgeschlagen / durch den Bühntrecker auff den Schlemmgraben gestrecket / vnd durch die Puchsteiger vnd Schlemmer darin / biß zu reinem Schlich gezogen / vnd dieses nennet man Schlemm-Schlich / Was aber im vnter Gerinn vnd Sumpfen sich setzet / wird außgeschlagen / vnd durch die Aufftrecker auff die Planherthe in das Gefälle getrecket / daselbst es durch die Wäscher mit der außstoß Kist außgestossen / auff den Planen abgeläutert / vnd der auff den Planen behaltene Herthschlich in die Vässer gewaschen / Dessen vorbemelten Schlichs wird 30. Centner / nach abzug der Nässe / auff einen Rost gerechnet / Wann solcher Schlich zur Hütte geführet / gewogen / vnd die Schlichprobe davon genommen / wird er in den Rostofen gestürtzet / darin die erste Wildigkeit davon geröstet / der gebrante Rost alsdann geschmoltzen / das im schmeltzen gegebene Werck wird auß dem Herth vor den Schmeltzofen / wann die Schlacke abgezogen / durch den Stich abgezapffet / in Werckstücke gossen / dann das Werck im Treibofen auff einem Aschenherth getrieben / die Glödt durch die Glödtgasse abgezapffet / das erhaltene Blicksilber nachgehends zu feinem Silber gebrant / vnd dann zu Reichsthalern vermüntzet / womit wochentlich ein jeder redlicher Bergman / auß Fürstl. Zehenten richtig bezahlet / vnd der bleibende Vberschuß von allen Metallen / als Silber / Kupffer / Glöth / Bley / Victriol vnd Schwefel / so diese Bergwercke geben / vnd zugleich in Fürstl. Zehendten geliefert werden muß / der Fürstl. Herrschafft vnd mitbawenden Gewercken respectivè berechnet vnd gereichet wird.

Belangend die Berg-Stätte / so in die Fürstl. Braunschweigische Lüneburgische Communion / nach Absterben weyland Hertzogen Friederichen Vlrichs zu Braunschweig vnd Lüneburg / als Letzten Hertzogen Fürstlicher Wolffenbüttelscher Linien / von den Fürstl. Herren Agnaten / nebenst dem Rammelsbergischen Berg: Saltzwercke vnd Forsten gelassen / seynd vier / als Zellerfeld / Wildeman / Grund / vnd Lautenthal / [109] vnter denen ist zwar die Bergstatt Grund die älteste / Zellerfeld aber ist die Hauptstatt / in welcher das Fürstl. Ampthauß vnd Müntze verhanden / wird auch daselbst das Berg-Ampt alle Sonnabend gehalten / oder nach Belieben von dem gesampten Fürstlichen Hause Braunschweig Lüneburg / durch dero hierzu deputirte Abgesandte / die BergRechnung von allen der Fürstlichen CommunionBedienten eingenommen.

Sonsten aber haben die vier Bergstätte gleicher Freyheit zu geniessen / welche Freyheit von Fürsten zu Fürsten / successivè gnädig confirmiret worden / vnd seynd mit guter Policey Ordnung / zu Conservation deß armen Bergmans / versehen / Sonsten aber offene Plätze / die nicht mit Mawren vnd Thürnen vmbgeben / Gott hat sie aber in dem vergangenen Kriegswesen / ausserhalb der Tillischen Invasion / da die Bergstatt Zellerfeld guten theils eingeäschert / wunderlich erhalten vnd geschützet.

In diese Fürstliche Communion gehöret auch das Saltzwerck Julius-Halle / vnter der Hartzburg gelegen / welches Anno 1569. bey angetrettener Regierung deß weyland Hochlöblichen Herrn Hertzogen Julii, zu Braunschweig vnd Lüneburg / Christlicher Gedächtnuß / davon es auch den Nahmen hat / entblösset / vnd bißhero mit gutem Nutz getrieben / daselbst wird die Söhle zwölff Lachter tieff / mittels einer Kunst / auß einem Schachte herauff gehoben / vnd durch Röhren an das Leckwerck geführet. Nahe bey der Söhle entspringet im Schachte wild Wasser / welches eine absonderliche Kunst herauß auff eine Rüsche heben muß / damit zu der Söhle dieses wilde Wasser nicht einfället / Von dem Leckwerck wird diese Söhle in die Pfannen geführet.

Der Holtzhoff vor Büntheimb / vnter der Hartzburg / worein durch Verordnung deß Fürstl. Forst-Ampts alles Holtz / was ohne Schaden der Fürstl. Communion Bergwercke / in das Land verkauffet werden kan / angeführet werden muß / zu diesem Holtzhofe wird an der andern seiten deß Hartzes der Holtzhoff für Münnichhofe / vnd Sagemühle für Badenhausen / beydes im Ampte Stauffenburg gelegen / berechnet / vnd berühret die Fürstliche Communion-Forst die drey Hartz-Aempter / Hartzburg / Seesen / vnd Stauffenburg / worin auff etzliche Meile weges viel mit herrlichen nutzbahren Holtz bewachsene Berg vnd Thäler gelegen / mit guter Weide / vnd lustigen Quellwassern / durch Gottes Segen gezieret / der Wildbahn zu geschweigen / daß der Hartzwald dieser Oerter der köstlichsten nutzbarsten Lustgärten einer ist / als in Teutschlande seyn mag / womit der Allerhöchste diesen Ort Landes gnädig angesehen / vnd gesegnet. Der Allmächtige GOtt wolle darin ferner mit seinem gnädigen Segen wohnen / vnd diese liebe Bergwercke gnädig erhalten.

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[T50]