Topographia Braunschweig Lüneburg: Hitzakker
Das Ampt vnd Stättlein Hitzger / oder Hitzakker / ist in einer lustigen gegend / an der Elbe gelegen / woselbst der Jezzestrom / in der Marck Brandenburg entspringend / herunter in den Elbfluß fliesset. Bey diesem Stättlein hat es etliche hohe Berge / auff deren einem ein Schloß oder Thurn auffgeführet gewesen / wie die rudera vnd Keller noch jetzo andeuten / An demselbigen / vnd an dem nechst dabey gelegenen Berge / seynd Weinberge angerichtet / auff welchen dem Gewitter nach / ein zimlicher Wein wächset. An diesem Orte hat deß jetzo Regierenden Landesfürstens zu Wolffenbüttel / Fürstl. Gn. Herr Augustus, Hertzog zu Braunschweig vnd Lüneburg / etc. vor diesem dero Residentz / von Anno 1604. biß ad Annum 1636. gehabt / vnd dero Behuff das jetzo Fürstliche Residentzhauß daselbst auffbawen / auch die andern Gebäwde zu einer Fürstlichen Hoffstatt einrichten / wie auch ein sonderbares Gebäw / zu Sr. Fürstl. Gn. Bibliothec vom Grunde auß auffbawen / vnd verfertigen lassen. Folgendes haben dieselbige dero Residentz nach dero Herrn Vettern / Hertzogs Friederich Vlrichs / Hertzogs zu Braunschweig vnd Lüneburg / Christmilden Angedenckens / tödtlichen Hintritt / in dero Statt Braunschweig sieben Jahr lang gehabt / vnd dieselbe auff Wolffenbüttel / nach der Keyserl. Guarnisouns Außzuge / Anno 1643. transferiret.
Das Stättlein vnd Ampt ist von Sr. Fürstl. Gn. mit guter Auffsicht allemahl zimlich versehen / vnd beschützet worden / wiewol doch bey diesem letzten Krieges Vnwesen / dieser Ort auch hat mit herhalten müssen / in Abwesenheit Sr. Fürstl. Gn. wegen transferirter Residentz / vnd insonderheit bey einsmahligen Einbruch der Schwedischen / zu deß Graff Hodizzen Regiment damals gehörenden / vnd ist auch das mahl deß Fürstl. Hauses nicht verschonet / sondern viele köstliche Sachen / vermittelst gewaltsamer Auffschlagung der Gemächer vnd Kasten / davon geraubet / vnd hinweg geführet worden / allda man auch der vergülten Knöpffe vnd Fähnlein auff dem Hause / noch der Glocken in der Kirchen nicht verschonet.
Von diesem Orte schreibet Albertus Cranzius, in seiner Saxonia oder Saxen-Chronica, in deß zwölfften Buches fünfften Cap. pag. 854. lat. Edit. in 8. vnd f. 262. b. Germ. Edit. in f. wie folget: Vmb das Jahr Christi 1468. führete Herr Otto / Hertzog zu Lüneburg / einen Krieg wider die AedelLeute in seinem Lande / vnd in der Marck Brandenburg / that ihnen grossen Abbruch / vnd verwüstete ihre Güter / vnd nahm ein / vnter andern das Schloß Hiddesakker / in Abwesen Werners von Bülow / der das mahl nach dem H. Grabe gereiset war. Dann von demselbigen das Gerüchte gieng / daß Er so wol / wann Er daheim / als verreiset war / es mit den benachbarten Mechlenburgern gehalten / vnd ihnen sehr behülfflich gewesen / wann sie zun Zeiten / durch einen Fourt durch die Elbe / oder darüber mit Schiffen in das Lüneburgische Land gefallen / vnd in demselben / nebens Ihme / geraubet / vnd Angriffe gethan hatten: Wie dann auch gleicher gestalt andere Raubvögel auß dem Lüneburger Lande / über die Elbe in die Meklenburgische gegend einfielen / vnd ebenmässig ihren Nutzen mit rauben darinne sucheten. Es hat aber in diesem Kriege der Hertzog auch keine Seide gesponnen / dann Ihm ebenmässig viel Schaden zugefüget ward: Endlich [119] aber begehrten diese vnruhige Aedel Leute / einen Frieden auffzurichten / welchen sie auch erlangten / jedoch dergestalt / daß obgedachtes Schloß in deß Hertzogs Händen vnd Gewalt verblieb. Dieses Schlosses halber ist (wie in den Annal. Marchic. Brandenb. And. Angelus pag. 30. meldet /) Anno 1258. eine Handelung vorgenommen / zwischen Churfürst Albrechten in Saxen / vnd Hertzog Albrechten zu Braunschweig.