Zum Inhalt springen

Topographia Braunschweig Lüneburg: Ebstorff

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Topographia Germaniae
Ebstorff (heute: Ebstorf)
<<<Vorheriger
Dranßfeld
Nächster>>>
Ehrenburg
aus: Matthäus Merian (Herausgeber und Illustrator) und Martin Zeiller (Textautor):
Merian, Frankfurt am Main 1654, S. 76.
[[| in Wikisource]]
Ebstorf in der Wikipedia
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du unter Hilfe
Link zur Indexseite


[T24]
[76]
Ebstorff.

Ist ein Fürstlich Lüneburgisches Ampthauß / vnd Jungfräwliches Kloster dabey / drey Meilen von der Statt Lüneburg / an einem / wegen der anligenden Höltzung / Wiesen / vnd nebenfliessenden Stroms / die Schweinau genant / sehr lustigen Orte gelegen. Das Ampthauß ist dem Ansehen nach vor etlichen hundert Jahren erbawet / aber vngewiß von wem.

Das Jungfräwliche Kloster daselbst ist (wie Bünting in seiner Chronicke im andern Buch schreibet) zu Zeiten Hertzog Ludwigen von Lüneburg / Bischoffen zu Minden / welcher Hertzog Otten / deß Strengen oder Gülen genant / Sohn gewesen / gestifftet / vnd hat Er selbst es eingeweihet.

Zu Stifftung dieses Klosters mag wol Anlaß vnd Vrsach geben haben die Geschichte / so sich etliche hundert Jahr vorher daselbst zugetragen / vnd so wol von verschiedenen Historienschreibern auffgezeichnet / als auch in schrifftlichen bey dem Kloster verhandenen Vhrkunden zu befinden. Nemblich im Jahr Christi 876. (oder wie die Annales Fuldenses wollen 880.) als den Nordmannen oder Dänen / Keyser Ludwigs Todt zu Ohren kommen / haben sie sich mit einem grossen Hauffen auffgemachet / anfänglich Hamburg gantz verwüstet vnd zerstöret / sich hernacher über die Elbe gesetzet / vnd in Sachsenland mit Fewr vnd Schwert alles verherget. Da hat Hertzog Bruno zu Sachsen / der Erbawer der Statt Braunschweig / seines Ampts ermessen / zu Verthedigung der Christenheit / diesen Barbaren / so viel möglich / Widerstand zu thun / vnd was er gekont / von Kriegsvolck zusammen bracht. Bey Ihm seyn gewesen Bischoff Dieterich zu Minden / vnd Bischoff Marquard zu Hildesheim / (andere schreiben noch von mehren) eilff Grafen / vnd achtzehen Hauptleute / welche von den Annalibus Fuldensibus satellites regii genant / vnd ihre Nahmen / so wol auch der Grafen / erzehlet werden. Mit diesem Kriegsheer ist Hertzog Bruno dem Feinde entgegen gangen / hat ihn bey Ebstorff angetroffen / vnd sich in ein Treffen mit ihm eingelassen. Welches aber an seiner Seiten gar übel abgangen / dann die Nordmänner ihn mit den seinigen gantz vmbringet / vnd an Seen vnd sümpftige Oerter getrieben / also / daß er / sampt den beyden Bischoffen / Grafen / vnd Hauptleuten / auch fast dem gantzen Kriegsheer / theils durch deß Feindes Schwert / theils im Wasser / welches damals hoch angelauffen gewesen / jämmerlich vmbkommen / vnd auff dem Platze todt blieben / sollen auch daselbst mit einander begraben seyn. Dann ob wol die Kirchen zu Minden vnd Hildesheim dahin geschicket / vnd ihre Bischoffe zum Begräbnuß abholen lassen wollen / hat man doch die Leichnam nicht mehr von einander erkennen / vnd vnterscheiden können.

Es werden noch heutiges Tages in diesem Kloster so wol Adeliche / als andere Jungfrawen vnterhalten / welche zu gewöhnlichen Stunden den Gottesdienst mit singen vnd beten verrichten.